Radfahrer-Wettkampf Student wird Bergkönig in der Wilhelmstraße in Bernburg
Insgesamt 151 Teilnehmer stellten sich in diesem Jahr der sportlichen Herausforderung. Eineinhalbjähriges Mädchen gewann einen Pokal.
Bernburg/MZ - Mit seinem Hebelfahrrad wäre Gerd Barwinsky wohl kaum die steile Wilhelmstraße nach oben gekommen. Und das hatte der Magdeburger auch gar nicht vor. Aber zeigen wollte er sein Gefährt auf jeden Fall zum 14. Berg-Rad-Zeit-Fahren am Freitag.
Der 63-Jährige, der sich auch „Varradälti Gerd“ nennt, ist von Kindesbeinen an fasziniert von Fahrrädern, sammelt sie und schraubt an ihnen herum, besonders gern historische Räder. Jenes Nebelfahrrad habe einst Georg Jüttner in Leipzig gebaut. Barwinsky hat es schließlich gegen einen Werkzeugschrank getauscht. „Es ist schwerfällig. Aber es läuft“, sagt er und fügt hinzu, dass der Fahrer zunächst angeschoben werden muss, um in die Gänge zu kommen.
Ganz so beschwerlich hatte es Paul Geßner nicht auf dem Weg nach oben, der die 257 Meter auf einem modernen Mountainbike bewältigte. Nur 23,7 Sekunden benötigte der 23-jährige Student, der sich damit zum neuen Bergkönig krönte. Keiner war schneller als der junge Mann aus Muldestausee.
Zum ersten Mal nahm er an der Veranstaltung in Bernburg teil, die vom Amt für Kinder- und Jugendförderung der Stadt organisiert und durch zahlreiche Helfer und Sponsoren möglich gemacht wird. Wenn Wettkämpfe in der Region stattfinden, versuche er, daran teilzunehmen, sagte Geßner. „Ich finde es schön, dass so etwas hier gemacht wird.“
Bergkönig Paul Geßner absolviert rund 250 Kilometer pro Woche auf dem Rad
Während aber so manchem Teilnehmer der Höhenunterschied von 16,6 Meter ganz schön zu schaffen machte, war das für den 23-Jährigen keine große Herausforderung. Schließlich trainiert er seit mehreren Jahren im Verein. Auf etwa 250 Kilometer kommt er in der Woche. Am Radfahren mag er besonders die Vielseitigkeit und die Bewegung an der frischen Luft. Es sei ein Ausdauersport, „bei dem man schnell sieht, wer regelmäßig etwas macht“, meint Geßner.
Wie auch bei Timo Schumann, der nur knapp eine Sekunde „langsamer“ war als Geßner. Der Ruderer trainiert zwar eher im Boot auf dem Wasser, hat aber offensichtlich auch auf dem Fahrrad eine ziemlich gute Kondition. 24,9 Sekunden wurden für ihn im Ziel gestoppt.
Aber nicht nur die schnellsten Radfahrer wurden gesucht, sondern mittlerweile zum siebten Mal auch die schnellsten Läufer. Die Besten schafften es in 31 bis 40 Sekunden. Mehr als acht Minuten war hingegen Ava van der Ploeg unterwegs. Einen Pokal bekam sie am Ende dennoch.
Denn mit anderthalb Jahren war die junge Dame aus Amsterdam, die mit ihren Eltern und ihrer Schwester Josie (4) gerade bei der Oma in Bernburg zu Besuch war, die mit Abstand jüngste Teilnehmerin. Ava läuft überhaupt erst seit kurzem - von daher ist ihre Leistung besonders zu würdigen. Das honorierten denn auch die Zuschauer am Rand, die sie extra lautstark anfeuerten.
Ava van der Ploeg aus Amsterdam war mit anderthalb Jahren die jüngste Teilnehmerin
Im Gegensatz dazu bekam Jürgen Eisfeld mit 79 Jahren einen Pokal als ältester Starter. Dass er noch immer fit ist, beweist sein zweiter Platz beim Radfahren: Der Triathlet, der regelmäßig Gast beim Berg-Zeit-Rad-Fahren (und Laufen) ist, brauchte 32,7 Sekunden und musste sich in seiner Altersklasse nur Gerhard Hinze geschlagen geben, der die Straße in 26,6 Sekunden nach oben raste.
Insgesamt 151 Teilnehmer stellten sich in diesem Jahr der sportlichen Herausforderung. „Eine gute Zahl“, meint Thomas Haedicke vom Amt für Kinder- und Jugendförderung zufrieden, auch wenn es schon Jahre gab, in denen noch mehr Starter gezählt wurden.
Spannend war es dennoch wie immer. Manchmal entschieden Zehntelsekunden zwischen den einzelnen Platzierungen. Dieses Mal war bis zuletzt nicht sicher, ob das Berg-Rad-Zeit-Fahren wirklich stattfinden kann. In Zeiten von Corona müsse man immer damit rechnen, dass Veranstaltungen kurzfristig abgesagt werden müssen, sagte Haedicke.
Er war auch froh darüber, dass die Leute sich nicht vom Anmeldeprozedur und den Corona-Tests haben abschrecken lassen. „Da es sich um ein Ereignis mit Wettkampfcharakter handelt, waren die Tests nötig. Es hat aber alles super geklappt“, äußerte er nach der Siegerehrung erleichtert.