Salzlandkreis Salzlandkreis: Acht Meter tiefer Erdfall am Ortsrand von Strenznaundorf
STRENZNAUNDORF/MZ. - Zwischen Weihnachten und Neujahr war es, erinnert sich Ludwig Leschinger. Da erreichte ihn die Mitteilung, dass am alten Kalkbruch bei Strenznaundorf die Erde abgesackt sei. "Ein großes Loch ist dort entstanden", sagte der Strenznaundorfer Ortsbürgermeister. "Der Krater misst rund zehn Meter im Durchmesser und ist etwa genau so tief."
Der Erdfall hat sogar ein Stück des bereits bestellten Ackerlandes mit in die Tiefe gerissen. Sofort nach Bekanntwerden des Abrutsches hatte Leschinger die Stadt Könnern informiert, die dann die betroffene Stelle gesichert hatte. Inzwischen verwehrt ein Drahtzaun den Zutritt zur Gefahrenstelle, ein Warnschild weist auf die akute Gefahr hin. Denn erfahrungsgemäß rutschen die Bruchkanten nach einiger Zeit nach. So ist es beispielsweise auch beim jüngsten Erdfall in Bernburg geschehen.
Der große Erdrutsch ist aber nicht die einzige Stelle, an der bei Strenznaundorf die Erde nachgibt. Gleich auf dem Acker neben der Straße am Ortseingang aus Richtung Gnölbzig ist ein kleines Quadrat abgesperrt. Auch dort hat sich die Erde gesenkt, wenn auch nur um weniger als einen halben Meter tief. Und auch dort warnt ein Schild davor, zu nahe an die Abrutschstelle heran zu gehen. "Dieser kleinere Erdfall ist uns bereits seit Herbst letzten Jahres bekannt", erklärte José Villanueva, Mitarbeiter des Bauamtes der Stadt Könnern. Damals habe es ein Mähdrescher gerade noch so geschafft, aus dem sich plötzlich auftuenden Loch heraus zu kommen. In Absprache mit dem Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) sei das Loch damals vom Agrar-Unternehmen verfüllt worden. Nun habe sich die Erde dort wieder etwas gesenkt.
Dies sei aber kein Vergleich mit dem großen Erdrutsch am Kalkbruch. Villanueva hat konkrete Zahlen: "Der Erdfall hat eine Ausdehnung von elf Metern mal neuneinhalb Metern und ist acht Meter tief." Rund 725 Kubikmeter Erdreich sind hier in der Tiefe verschwunden.
"Die Meldung vom Erdfall haben wir am 28. Dezember abends erhalten", erinnert sich der Bauamtsmitarbeiter. Schon am nächsten Tag habe es vor Ort eine Beratung mit Mitarbeitern des LAGB gegeben. Dabei sei dann festgelegt worden, dass die Abrutschstelle zunächst gesichert wird. Eine Verfüllung des Kraters ist derzeit noch nicht vorgesehen.
Zwei mögliche Ursachen sieht José Villanueva für den Erdfall. "Er könnte einerseits mit dem benachbarten Kalkbruch zusammenhängen." Sehr wahrscheinlich sei aber auch, dass hier ein Teilstück des alten Heinitzstollens zusammengebrochen sei. Strenznaundorf ist nämlich Abbaugebiet des Kupferschieferbergbaus, die Gegend ist durchzogen von alten Stollen.
Der Heinitzstollen beispielsweise wurde 1795 angehauen, hat eine Länge von rund 5,5 Kilometern, sein Mundloch befindet sich bei Gnölbzig. Es gibt aber auch einen noch älteren, den so genannten Strenznaundorfer Stollen. Der wurde schon im 17. Jahrhundert angehauen, sein Mundloch befindet sich ebenfalls bei Gnölbzig und er ist 5,1 Kilometer lang. Momentan ist eine Spezialfirma dabei, die alten Stollensysteme zu erkunden. Dabei soll auch ein Stollen geöffnet werden, um sich vom Zustand der alten unterirdischen Hinterlassenschaften des Bergbaus ein Bild machen zu können.