Saalebrücke Gröna Saalebrücke Gröna: Tiefbauamt will Liebesschlösser entfernen

Gröna - „Anni & Basti“ steht auf dem rosafarbenen Vorhängeschloss, darunter das Datum 14. Februar 2016. Eingerahmt wird der Schriftzug von einem eng umschlungenen Liebespaar und unzähligen Schmetterlingen. Mehr als 200 dieser Liebesschlösser hängen an der Fußgängerbrücke in Gröna.
Bei einem Liebesschloss handelt es sich um ein handelsübliches Vorhängeschloss, in dem meist die Namen der beiden Verliebten eingraviert sind. Die Schlösser werden an Brücken angebracht, verschlossen und der Schlüssel anschließend weggeworfen - meist in das unter der Brücke fließende Gewässer. Symbolisch wird so die ewige Liebe zwischen zwei Verliebten besiegelt.
Einige der Schlösser, die in luftiger Höhe über der Saale hängen, sind schon verrostet, andere hängen - laut der eingravierten Daten - erst seit einigen Monaten am Brückengeländer. Eines der Schlösser weist deutliche Hebelspuren auf. Indizien für ein Beziehungsende der beiden Liebenden? Man kann nur spekulieren...
Wo der Brauch herkommt, ist nicht überliefert. Allerdings wird als Herkunftsland Italien vermutet. Als Urheber dieser Sitte werden Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz vermutet. Mit dem Ende ihrer Ausbildungszeit befestigten sie die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an einem Gitter der Ponte Vecchio. Verliebte schnappten der Brauch auf und begannen, an der Milvischen Brücke in Rom Vorhängeschlösser als Liebesschwur aufzuhängen.
Der Brauch wurde durch den Bestseller „Tre metri sopra il cielo“ (Drei Meter über dem Himmel) von Federico Moccia im Jahre 1992 international bekannt. In Deutschland hängen die Schlösser vor allem in Köln. Mehr als 22 Tonnen wiegen die hunderttausenden Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke. Das Gewicht ist für die Brücke allerdings unproblematisch, weil diese für den Eisenbahnverkehr ausgelegt ist.
Anders sieht es in der französischen Hauptstadt Paris aus. An einer Seine-Brücke nahe des Louvres wurden mehr als eine Million der Vorhängeschlösser durch die Stadt entfernt - sie wogen fast 45 Tonnen und damit zu viel für die Fußgängerbrücke.
Auch in Gröna geht es den Schlössern höchstwahrscheinlich bald an den Kragen. „Die Schlösser stellen - auch aufgrund der Menge - zwar keine Gefahr dar, aber im nächsten Jahr müssen wir diese wahrscheinlich entfernen“, erklärte Dietmar Wölfer vom Tiefbauamt der Stadt Bernburg der MZ auf Nachfrage. Er begründete dies damit, dass die Brücke immer in den Ursprungszustand versetzt werden müsse. Außerdem könnten rostende Vorhängeschlösser durch Korrosion der Brücke schaden oder Wind könnte die Schlösser am Geländer schleifen lassen. Allerdings ist die Schlösser-Entfernung noch nicht beschlossen, Wölfer will sich zuvor noch mit den Kollegen des Tiefbauamtes beraten.
In Gröna sieht man die Schlösser gelassen. „Sie hängen schon seit einiger Zeit da“, sagte Ortsbürgermeister Manfred Bartel der MZ, „sie stören mich nicht.“ (mz)