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Lila Dampf über Müllverbrennung Lila Dampf über Müllverbrennung in Bernburg: Experte vom Umweltbundesamt beruhigt

Von Katharina Thormann 22.07.2017, 11:45
Die lila Wolke über dem Schornstein
Die lila Wolke über dem Schornstein Pülicher

Bernburg - Schock im Urlaub: Eigentlich hatte sich ein Paar aus Bernburg, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ein paar erholsame Tage am Meer machen wollen, als sie auf der Internetseite der MZ von der lila Wolke über Bernburg lasen. Diese quoll am Dienstagabend aus dem Schornstein des Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerkes am östlichen Stadtrand und entstand durch die Verbrennung von jodhaltigen, nicht infektiösen Krankenhausabfällen .

Beim Thema Jod schrillten bei dem Mann der Familie die Alarmglocken. Denn seine Frau hat eine Schilddrüsenerkrankung und darf keinesfalls mit Jod in Kontakt kommen. „Sie hat sogar einen Warnpass, damit sie im Krankenhaus nicht mit Jod behandelt wird“, erzählt der besorgte Bernburger.

Können abgekühlte Jod-Partikel im Garten landen?

Nach dem Vorfall mit der jodhaltigen Wolke stellt er sich aber wichtige Fragen: Welche Auswirkungen hat sie nun auf die Umwelt rings um Bernburg? Können möglicherweise abgekühlte Jod-Partikel im Garten auf Obst und Gemüse gelandet sein und die Gesundheit seiner Frau und vieler anderer Schilddrüsenerkrankter gefährden?

Beim Landesverwaltungsamt in Halle, dem überwachenden Organ der Müllverbrennungsanlage, hebt man die Hände: „Jodwerte müssen bei den Schadstoffmessungen nicht erfasst werden. Das sieht die Gesetzgebung nicht vor. Derzeit sind wir aber dabei den Vorfall auszuwerten“, heißt es auf Nachfrage bei LVA-Sprecherin Gabriele Städter.

Umweltbundesamt in Dessau hat sich eingeschaltet

Auch das Umweltbundesamt in Dessau hat sich inzwischen eingeschaltet. Denn Fakt ist: „Flüssiges Jod hätte in der Anlage nicht verbrannt werden dürfen“, sagt Markus Gleis, wissenschaftlicher Oberrat im Bereich Abfallverbrennung beim Umweltbundesamt. Deshalb müsse nun geprüft werden, ob es fahrlässig oder vorsätzlich entsorgt und anschließend verbrannt wurde.

Zumindest was die Gefährlichkeit angeht, kann er aber beruhigen: „Es bestand keine Umweltgefährdung, auch wenn die Optik die Menschen nervös gemacht hat.“ Denn Jod habe eine deutlich geringere Toxizität als etwa Chlor oder Brom. Schon kleinste Mengen würden den lila Qualm auslösen.

Sorgen müsse sich rings um Bernburg aber deshalb niemand um seine Gesundheit. Er machte auch klar, dass sich der Grenzwert, den es für Jod gibt, auf radioaktives Jod bezieht und nicht auf die jodhaltigen Rückstände aus Krankenhausabfällen. Das müsse man ganz klar trennen. (mz)