Krach vor dem Wohnzimmer
Halle/MZ. - Die vier Freundinnen sind verzweifelt - genauso, wie der Rest der Mieter in dem renovierten fünfstöckigen Neubaublock. Bis zu einem Dutzend Jugendlicher und junger Erwachsener haben den Straßenabschnitt an der Rückseite zum Haus Nummer 80 als Treffpunkt auserkoren. Angelockt offenbar unter anderem durch den kleinen Kiosk, der sich in direkter Nachbarschaft befindet.
Nach übereinstimmenden Aussagen der Bewohner von Haus Nummer 80 sind die Treffen mit einer ganz erheblicher Lautstärke verbunden. "Da werden Flaschen zerbrochen, es wird geschrien und laut gelacht. Da kommt man nicht zur Ruhe", beschreibt Christa Hetzer das Problem: "Die ersten ziehen jetzt sogar deswegen schon aus. Aber wir Rentnerinnen können das doch nicht so einfach." Mit den Jugendlichen haben die Rentnerinnen schon gesprochen. "Das ging kurzzeitig gut, dann fing alles von vorn an." Auch bei der Stadt habe man sich beschwert - erfolglos, nach ihren Worten.
Holger Dittrich, zuständiger Dezernent bei der Bernburger Stadtverwaltung, verweist auf die Gefahrenabwehrverordnung: "Ich kann den Frust der Mieter verstehen. Aber es bleibt uns nicht viel übrig. Wir können kontrollieren, ob sich der Kioskbesitzer an die Vorschriften hält." Aber ob das etwas bringt, wagt er zu bezweifeln. Er rät, in ganz schlimmen Fällen die Polizei zu rufen. "Die können eine Anzeige wegen Ruhestörung aufnehmen."
Auch Eckehard Peters, neuer Chef des Polizeirevieres Bernburg und ab Januar des Salzlandkreises, ermutigt die Mieter, die Beamten zur rufen, wenn es "wirklich unerträglich" ist. "Aber dann machen wir auch eine Anzeige wegen Ruhestörung. Und die Bürger müssen dazu stehen", fordert er Zivilcourage.
Das wollen Margot Richter und ihre Freundinnen nun auch ernsthaft in Betracht ziehen. "Das kann man sich wirklich nicht mehr bieten lassen. Von dem ständigen Krach wird man krank", so die 75-Jährige