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Schon ein Anruf ist Erste Hilfe Karsten Freitag: „Erste Hilfe ist ganz einfach. Das kann jeder“

Warum ein Ersthelfer-Ausbilder keine Ausrede gelten lässt, wenn Menschen in einer Notlage sind.

Von Andreas Braun 11.09.2021, 14:00
DRK-Mitarbeiterin Bärbel Kalinowski und Ersthelfer-Ausbilder  Karsten Freitag  bei einer Herzdruckmassage und dem Einsatz eines Defibrillators, den auch Laien bedienen können.
DRK-Mitarbeiterin Bärbel Kalinowski und Ersthelfer-Ausbilder Karsten Freitag bei einer Herzdruckmassage und dem Einsatz eines Defibrillators, den auch Laien bedienen können. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - „Erste Hilfe ist ganz einfach. Das kann jeder. Es gibt keine Ausrede.“ Karsten Freitag hat kein Verständnis für Menschen, die anderen ihre Hilfe versagen. „Allein schon, wenn man sein Handy nimmt und über einen Notfall alarmiert, ist das schon eine Erste-Hilfe-Maßnahme“, sagt der Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Bernburg, der auch Ersthelfer-Ausbilder ist.

Am Samstag ist Welt-Erste-Hilfe-Tag. Mit ihm soll die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht werde. Denn Erste Hilfe ist ein Alltagsthema. Immer und jederzeit könne man in eine Situation kommen, in der man Hilfe leisten müsse, sagt Isolde Schmeil. Sie selbst ist zwar keine Ausbilderin, doch in ihren Aufgabenbereich fällt auch Soziales, damit ist die Breitenausbildung bei der Ersten Hilfe ein Thema für sie. Und das ist vielfältig. Es reicht von der Ausbildung von betrieblichen Ersthelfern, zu der Firmen ab 20 Mitarbeitern verpflichtet sind, und die alle zwei Jahre aufgefrischt werden muss, bis hin zu Einsätzen bei Katastrophen und schweren Unfällen.

Kostenlose Ausbildung für Mitglieder

Für die Breitenausbildung und das Ehrenamt, das DRK in Sachen Erste Hilfe zu unterstützen, wirbt die Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes, Jana Theuerkorn. Für Mitglieder ist diese Ausbildung kostenlos. Die Helfer kommen dann bei Festen ebenso zum Einsatz wie bei Unfällen oder auch Hochwassern. Und so mancher kommt dann von der Ersthelfer-Ausbildung über eine Ausbildung zum Sanitäter bis zum Notfallsanitäter als Profi zum DRK.

Diesen Weg hat Karsten Freitag hinter sich. Er kennt sowohl die ehrenamtliche als auch die berufliche Seite von Helfern und Rettern. Dass dabei die ehrenamtliche Arbeit ein sehr wichtiger Bestandteil ist, kann er gut einschätzen. Sie sorgt dafür, dass die Mitarbeiter von Rettungsdiensten ihre Arbeit machen können. Die Ehrenamtlichen halten ihnen den Rücken frei. „Wir suchen hier immer Nachwuchs“, sagt Freitag. Dabei bezieht sich das Wort „Nachwuchs“ nicht auf das Alter, sondern auf das neue Feld „Erste Hilfe“, das jemand angehen will.

„Warmhalten kann genauso eine Erste Hilfe sein“

Doch was im Großen geschieht, das ereignet sich auch täglich im Leben. Sei es auf der Arbeit, wo eine kleinere Wunde mit einem Pflaster versorgt werden muss, bis zu einem Ohnmachtsanfall in der Fußgängerzone. Dann sei schnelle Hilfe wichtig. Als Erstes ist laut Karsten Freitag zu prüfen, ob die Vitalfunktionen wie Herz und Atmung noch intakt sind und ob eine Verletzung vorliegt. Anschließend sollten die Kreisleitstelle unter Notruf 112 alarmiert und weitere Helfer im Umfeld herangeholt werden.

Wichtig sei, die Zeit bis zum Eintreffen der professionellen Hilfe zu überbrücken. Manchmal reiche es, einfach da zu sein, damit ein Verletzter das Gefühl hat, nicht allein zu sein. „Warmhalten kann genauso eine Erste Hilfe sein“, sagt Karsten Freitag. Wichtig sei, dass man nichts falsch machen kann, außer man unternimmt gar nichts. „Es besteht eine Pflicht zur Hilfe, solange man sich dafür nicht selbst in Gefahr begeben muss. Einen Notruf absetzen, bei Unglücken oder Unfällen die Unfall- oder Unglücksstelle absichern, das sind Dinge, die kann jeder tun. Oder eben andere bitten, ebenfalls zu helfen“, so Freitag.

Bei einem schwierigeren Fall mit Herz- und Atemstillstand sei es wichtig, die Herzdruckmassage so lange durchzuführen, bis der Rettungsdienst da sei, wenn man sich die Mund-zu-Mund-Beatmung nicht zutraut. Das Herz transportiere den vorhandenen Sauerstoff im Körper zu den Organen. Der Druck in etwa der Mitte des Brustkorbes müsse stark sein. Auch, wenn eine Rippe breche. Das werde in Kauf genommen. Eine gebrochene Rippe heile.