Hochwasserschaden Hochwasserschaden : Pilz frisst Wipper-Brücke
Bernburg - Der an der Wipper-Mündung heimische Biber hat die Holzbrücke am Anglerheim verschont. Er frönt seinem Nagetrieb lieber an den Bäumen, die in der Nähe das Ufer säumen.
Dafür hat ein Pilz dem Mitte der 1990er Jahre installierten Bauwerk den Garaus gemacht.
Aus Sicherheitsgründen ist die Brücke deshalb am Freitag demontiert worden. Ein Kran hob die 3,5 Tonnen schwere Last ans Ufer.
Wer bei dem für dieses Wochenende angekündigten Schönwetter eine Fahrradtour durchs Saaletal plant, sollte dies berücksichtigen.
Bis Juni ist bei Ausflügen am westlichen Saaleufer ein Umweg übers Parforcehaus in Kauf zu nehmen. Radtouristen auf dem Saale-Radwanderweg sind indes von der Sperrung nicht betroffen - die offizielle Route führt zwischen Bernburger Marktbrücke und Grönaer Brücke am anderen Ufer entlang.
Schädling ist von außen nicht erkennbar
Der Schädling trägt den lateinischen Namen „Basidiomycet“ (Ständerpilz) und ist optisch von außen nicht erkennbar, wie Dietmar Wölfer, Brückenverantwortlicher im Tiefbauamt der Stadt Bernburg, erläutert.
Nach dem Hochwasser 2013 war die Brücke zwar wieder instandgesetzt worden, doch das ganze Ausmaß des Flutschadens wurde erst zwei Jahre später bekannt.
Befall bei turnusmäßigen Holzbohrungen entdeckt
Bei einer turnusmäßigen Bauwerksprüfung 2015 wurden Holzbohrungen vorgenommen und chemisch untersucht. Dabei wurde der Pilzbefall entdeckt.
„Er kann zehn Jahre ruhen oder aber sich innerhalb eines Jahres so ausbreiten, dass die Brücke nicht mehr tragfähig ist“, sagt Wölfer.
Befallen waren zunächst nur die beiden Enden, die vor fünf Jahren im Hochwasser standen.
Holz trocknet im Sommer nicht richtig aus
Begünstigt werde der Schaden durch den Klimawandel. Wegen zunehmender feuchtwarmer Sommer trockne das Holz nicht mehr richtig aus.
„Das ist ein bundesweites Problem mit Holzbrücken“, sagt der Mitarbeiter des Tiefbauamtes.
Genau deshalb haben sich die Stadträte bereits vor zwei Jahren entschieden, künftig auf ein Aluminium-Modell im Auenwald zu setzen.
Wird neue Brücke Anfang Juni geliefert
Geben die Statiker, die nächste Woche die Widerlager sichten, grünes Licht, wird die neue Brücke voraussichtlich Anfang Juni geliefert. Anpassungsarbeiten folgen. Gesperrt ist der Radweg bis 30. Juni.
Das Land hat aus dem Fluthilfefonds rund 76.000 Euro für einen Ersatz der Brücke bewilligt.
Da mit dem Geld aber nur erneut eine Holzkonstruktion zu bekommen wäre, packt die Stadt aus eigenen Mitteln noch einmal zirka 42.000 Euro für ein witterungsbeständiges Modell drauf.
Alte Brücke wird entsorgt, weil sie auch teilweise nicht mehr verwendbar ist
Die alte Brücke wird - anders als geplant - entsorgt.
Die Stadt wollte eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und das Bauwerk, um die schadhaften Enden gekürzt, zum Regenrückhaltebecken am Albert-Schweitzer-Ring in Bernburg transportieren.
Dort sollte sie eine völlig marode Brücke ersetzen. Grund für die Planänderung: „Wir wissen nicht, wie weit der Pilzbefall seit der Untersuchung 2015 vorangeschritten ist“, so Wölfer.
Dafür wären weitere Bohrungen nötig, die „nicht wenig kosten“. Denn die Stadt müsste die Tragfähigkeit auch am neuen Standort gewährleisten.
Nun soll am Rückhaltebecken noch dieses Jahr eine neue Brücke installiert werden - ebenfalls aus Aluminium. (mz)