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Hochwasser in Bernburg Hochwasser in Bernburg: Saale-Pegel steigt auf 5,50 Meter

Von Torsten Adam und und Heiko Wigrim 04.06.2013, 19:08
Pfleger Ralph Richter schob Herbert Klickermann mit seinem Rollstuhl in den Bus, der den Großteil der 114 Bewohner des Seniorenpflegeheimes am Rosenhag gestern Nachmittag nach Ludwigsfelde brachte.
Pfleger Ralph Richter schob Herbert Klickermann mit seinem Rollstuhl in den Bus, der den Großteil der 114 Bewohner des Seniorenpflegeheimes am Rosenhag gestern Nachmittag nach Ludwigsfelde brachte. Engelbert Pülicher Lizenz

Bernburg/MZ - Der Altkreis Bernburg rüstet sich für die große Flut. Der Saale-Unterpegel in Bernburg steigt seit Samstag an. Er erhöhte sich bis Montagabend (19 Uhr) von 4,47 auf 5,34 Meter. Der Rekordwert datiert vom Januar 2011. Damals lag der Wasserstand bei 5,84 Meter - so viel wie seit 1946 nicht mehr. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Marke bereits am Dienstag nochmals übertroffen wird. Dienstagmittag lag der Pegel bei 5,50 Meter.

An der Landesgrenze zu Thüringen, in Camburg-Stöben, stagnieren die Pegel zwar seit mehreren Stunden. Auch etwas weiter nördlich, in Naumburg, ist der Wasserstand der Saale seit Montagmittag nicht weiter ansteigend. In Halle-Trotha ist am Abend allerdings mit 7,09 Meter ein neuer (vorläufiger) Höchststand gemessen worden. Diese Wassermassen rollen nun auf Bernburg zu.

In Absprache mit dem Salzlandkreis will die Stadt deshalb die Straße Am Platz der Jugend spätestens Dienstagfrüh unmittelbar bei den Flutdurchläufen schlitzen. Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schützen (parteilos) kündigte den Durchstich nach einer vorgezogenen Sitzung des Krisenstabes an. „Eine große Flutwelle kommt und ich habe Bedenken wegen des Staudrucks nach hinten“, sagte er.

Um 15.30 Uhr fiel am Montag eine weitere Entscheidung des Krisenstabes: Das Pflegeheim „Pro Vita“ am Rosenhag wird evakuiert. Mehr als zwei Dutzend Busse der Kreisverkehrsgesellschaft und privater Unternehmen sowie Rettungswagen des DRK und der DLRG rückten aus dem gesamten Salzlandkreis an, um die 114 Bewohner zeitweise in ein neues Domizil zu bringen, mehr als die Hälfte davon nach Ludwigsfelde. Die anderen werden vorläufig in Pflegeheimen in Magdeburg-Olvenstedt und Schönebeck sowie im Awo-Seniorenzentrum Zepziger Weg unterkommen. Einige Pflegebedürftige wurden in einem freien Trakt des Staßfurter Krankenhauses untergebracht.

Im benachbarten Tiergarten, der bis auf Weiteres geschlossen ist, rechnen die Mitarbeiter mit dem Schlimmsten. Seit Sonntag halten zwei Kollegen nachts Wache, um schnell auf die sich verschlechternde Situation reagieren zu können. Für die Nacht zum Dienstag rechnete Leiter Andreas Filz damit, dass das Wasser weite Teile des Tiergartens überschwemmt. Seine Mitarbeiter arbeiteten mit Hochdruck daran, Tiere aus tiefer gelegenen Stellen zu evakuieren. Die Schweine, Ponys und Zackelschafe sind bereits in andere Gehege verbracht worden. Die Maras und viele Kleinvogelarten wurden zum Bergzoo nach Halle transportiert.