Hitzesommer 2018 Hitzesommer 2018: Viele Gastronomen sind zufrieden

Bernburg - Auch wenn die Hitze des Jahres 2018 schon schon eine Weile vorbei ist: Den vergangenen Sommer wird niemand so schnell vergessen. Nicht die Eisverkäufer, nicht die Landwirte, nicht die Bademeister, nicht die Meteorologen – und auch nicht die Hotel- und Gaststättenbesitzer.
Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 700 Gastronomen und Hoteliers im Land Sachsen-Anhalt meldeten 64 Prozent der Hoteliers gute Geschäfte im Sommer. Über gestiegene oder gleich gebliebene Umsätze aus dem Saisongeschäft konnten sich sogar mehr als drei Viertel der Befragten freuen. Ähnliches gilt für den Gastronomie-Bereich. Auch hier sprach mehr als die Hälfte der Wirte von einer sehr guten Sommersaison.
Eisfeld: Große Hitze ist eher schlecht für Gastronomen
Mit Blick auf die Umsätze war das „tatsächlich ein toller Sommer“, sagt Hotelier und Gastronom Lutz Eisfeld, dem in Bernburg unter anderem die „Sonderbar“ gehört. „Ob das aber an der Hitze lag, wage ich zu bezweifeln.“
Denn große Hitze wirke sich eher negativ auf das Geschäft aus: „Ideal sind Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad.“ Die Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr führt er in erster Linie auf den steigenden Radfahrtourismus zurück.
Gerade die zunehmende Verbreitung der E-Bikes wirke sich positiv aus. Problematisch sei es jedoch weiterhin, gutes Personal zu finden. „Alle Gastwirte klagen über fehlendes Personal, ich kenne jedoch kaum einen, der sich über mangelnden Umsatz beschwert“, sagt Eisfeld.
„Alle Gastwirte klagen über fehlendes Personal"
Laut IHK-Bericht würden außerdem gestiegene Kosten für Löhne, Energie und Rohstoffe den Gastronomen zusetzen. Das ist auch in der „Sonderbar“ so. „Dieser Trend ist nicht aufzuhalten“, sagt der Inhaber. Auf der neuen Speisekarte musste er die Preise nach eigener Aussage deshalb um fünf bis sieben Prozent anheben: „Das geht nicht anders.“
Falko Rauch ist erst seit diesem Jahr Chef des Bernburger Askania-Hotels und des dazugehörenden Restaurants „Amadeus No. 1“ – deshalb kann er noch keine Vergleiche zu den Vorjahren ziehen. „Ich glaube aber, es ist uns gut gelungen, den Staffelstab zu übernehmen.“
Falko Rauch beherbergt viele Geschäftsreisende
Zuvor hatten Christine und Klaus Höfinghoff das Hotel 25 Jahre lang geleitet. Dass der Rekordsommer für ein großes Umsatzplus durch die gestiegene Reiselust möglicher Gäste gesorgt hat, glaubt Rauch indes nicht: „Touristen machen hier nur 20 Prozent aus“, sagt der gebürtige Wismarer. Der weitaus größere Teil der Gäste seien Geschäftsreisende.
Für alle Gäste werden die Preise für ein Zimmer im neuen Jahr um vier bis sechs Prozent steigen, sagt Rauch. Dafür sollen sich die Preise im Restaurant nicht erhöhen. Allerdings wurden einige Gerichte von der Karte genommen, die nicht gut liefen – beispielsweise deutsche Tapas und „Toast Hawaii“.
Sven Rehberg: „Wir können uns nicht beklagen”
An Hawaii dürfte sich auch so mancher Bernburger erinnert gefühlt haben – bei Rekordtemperaturen bis knapp unter der 40-Grad-Marke in diesem Sommer. Für die Restaurants und Biergärten der Region war das fast schon wieder zu viel des Guten.
So sagt etwa Sven Rehberg, Inhaber des Ausflugslokals Reimann: „An manchen Tagen war es zu heiß, da gingen die Leute lieber ins Freibad und hier war tote Hose.“ Insgesamt zeigt er sich aber zufrieden mit dem Verlauf der Saison: „Wir können uns nicht beklagen.“
Größerer Wellnessbereich freut Chef vom „Acamed Resort“
Beklagen kann sich auch Frank Wyszkowski nicht, Chef des „Acamed Resort“ in Neugattersleben. „Ich bin sehr zufrieden, wir hatten viele Tagesgäste im Sommer.“ Das schreibt er neben dem Wetter vor allem den neuen Zimmerkategorien und dem erweiterten Wellnessbereich zu.
Probleme sieht der Hotelier wie viele seiner Kollegen auch im wachsenden Personalmangel: „Gute Köche werden momentan wie Gold gehandelt.“ Es sei sehr schwierig, Leute aus dem Inland für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen zu begeistern. Gute Erfahrungen habe er aber mit Köchen aus Osteuropa und Auszubildenden aus Indonesien gemacht.
Angenehme Temperaturen dank Klimaanlage
Von einem „hervorragenden Jahr“ spricht Thomas Beier, Geschäftsführer des Ilberstedter Hotels „Wippertal“. Das habe nicht zuletzt daran gelegen, dass die Räumlichkeiten voll klimatisiert sind: „Wir haben bei den Spitzentemperaturen in diesem Sommer heraus gefunden, dass wir den Restaurantbereich bis auf 17 Grad herunterkühlen können.“
Auch die steigenden Energiekosten lassen Beier völlig kalt: „Wir haben ein eigenes Kraftwerk und eine eigene Solaranlage.“ Im „Wippertal“ gab es 2018 neben den hohen Temperaturen noch ein anderes großes Thema:
„Wir haben unser 160 Jahre altes Parkett komplett herausreißen und wieder originalgetreu einbauen lassen.“ Dabei seien neben alten Zeitungen auch ein Kreuz, ein versilberter Löffel und ein Tintenfass zum Vorschein gekommen. All das soll nun im Gastraum ausgestellt werden. (mz)