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Solvay-Werk Großbaustelle Solvay Bernburg bei Gröna: Sole wird bald aus zwei neuen Kavernen gewonnen

Von Katharina Thormann 04.05.2019, 14:55
Nachdem der Riesenbohrer auf eine Baustelle in Spanien versetzt wurde, geht es nun mit dem Einbau der Rohre weiter, um mit dem Ausspülen der beiden Hohlräume zu beginnen.
Nachdem der Riesenbohrer auf eine Baustelle in Spanien versetzt wurde, geht es nun mit dem Einbau der Rohre weiter, um mit dem Ausspülen der beiden Hohlräume zu beginnen. Pülicher

Bernburg - Eine Ölplattform mitten auf dem Acker? So schien es, wenn man in den vergangenen Wochen vom Kreisverkehr am Krakauer Berg bei Gröna in Richtung Bernburg abbog. Unzählige Scheinwerfer, Dutzende Baucontainer und ein rund 30 Meter hohes Ungetüm, das in die Luft ragte – ein Megabohrer. Es ist eine Großbaustelle des Bernburger Sodaproduzenten Solvay, bringt Projektleiter Benjamin Stahn Licht ins Dunkel.

Zwei unterirdische Hohlräume, sogenannte Kavernen, entstehen in knapp 700 Meter Tiefe

Es sind die Kavernen, also unterirdische Hohlräume, mit den Nummern 206 und 207, die derzeit Hunderte Meter unter der Erde entstehen. Mit dem Ziel, die gewonnene, gesättigte Sole für die Sodaproduktion zu verwenden. Denn Salz, Kalkstein und Koks sind die notwendigen Grundstoffe für die Sodaproduktion.

Doch bevor die ersten Tropfen auf dem Werksgelände bei Solvay – Luftlinie etwa fünf Kilometer entfernt – über das bereits bestehende Rohrsystem ankommen, dürfte noch einige Zeit vergehen.

Denn noch ist mit dem sogenannten Aussolen der Hohlräume mit Frischwasser aus der Saale nicht begonnen worden. Stattdessen hatte sich der Bohrer Meter für Meter in den Untergrund gearbeitet. Am Ende geht es bis zu 690 Meter tief.

Nach dem Bohren werden Rohre eingebaut, um die Hohlräume auszuspülen

Dafür hatte sich Solvay den Spezialbohrer bestellt, der ganze Arbeit geleistet hat. Circa 35 Mitarbeiter der Firma UGS Mittenwalde GmbH waren dafür über Monate in zwei Schichten arbeitend, 24 Stunden ohne Unterbrechung im Einsatz. Ein knochenharter Job. Schließlich musste es auch bei Minusgraden weitergehen.

Inzwischen befinden sich die Arbeiten laut Stahn auf der Zielgeraden. Nachdem der Riesenbohrer inzwischen seine neue Baustelle in Spanien bezogen hat, geht es nun mit dem Einbau der Rohre weiter, um mit dem Ausspülen der beiden Hohlräume zu beginnen.

„Das wird Jahre dauern, bis das geplante Volumen erreicht ist“, sagt Stahn und spricht über die millionenschwere Investition für Solvay. Allein diese beiden Kavernen kosten einen Betrag im unteren einstelligen Millionenbereich.

Riesige Hohlräume sollen später ebenfalls als Gasspeicher dienen

Allerdings hat Solvay sogar die Genehmigung für 16 weitere Kavernen. Wann diese kommen, ist jedoch noch offen. Geklärt ist unterdessen, wie die riesigen, rund 450.000 bis 550.000 Kubikmeter großen Hohlräume künftig genutzt werden können, wenn sie komplett ausgespült sind. „Sie können ebenfalls als Gasspeicher dienen“, sagt Stahn.

Genauso wie es bereits bei den Kavernen der Untergrundspeicher Katharina gleich nebenan oder bei den Speichern der Verbundnetz Gas AG (VNG) am Ortsrand von Peißen der Fall ist. Allein für die Anlage des Untergrundspeichers Katharina wurden bis zur Eröffnung vor zwei Jahren mehr als 400 Millionen Euro investiert.

Während nun zwei weitere Hohlräume entstehen, geht für Solvay aber auch die Arbeit über Tage weiter. Unter anderem für Marlies Engelmann. Die Objekt-Geologin hat ihr „Büro“ in einem der Baucontainer bezogen und kümmert sich um ganz besondere Schätze – die Bohrkerne, die der Bohrer zuvor aus der Erde geholt hat. Mit besonderen Neonleuchten werden die jeweils auf einen Meter zugeschnittenen Stücke auf ihre Zusammensetzung untersucht.

Bohrkerne aus der Tiefe werden auf ihre Zusammensetzung untersucht

Das ist wichtig. Schließlich will der Sodaproduzent beim Aussolen kein Risiko eingehen. „Wir orientieren uns auf das Vorkommen von Anhydridstreifung. Denn von dort aus, hört das Salz zwölf Meter tiefer auf“, sagt Stahn. Diese Schicht bleibt deshalb bestehen, damit die Gasdichtheit der Kaverne garantiert wird.

Auf welcher Höhe sich die sogenannte Anhydridstreifung befindet, zeigen die Salzkerne. Nachdem jeder einzelne Bohrkern genauestens unter die Lupe genommen wurde, werden alle auf Holzpaletten gestapelt und in Zukunft unter Tage bei Esco eingelagert. „Das garantiert die Haltbarkeit“, erklärt Stahn.

Schließlich ist das Steinsalz, das an dieser Stelle laut Geologin eine außergewöhnlich reine Qualität hat, sehr anfällig für Wasser, sodass die Bohrkerne vor Feuchtigkeit bestmöglich geschützt werden müssen. Auch, um in vielen Jahren noch die Grenzschicht für die Kaverne nachweisen zu können.

In den kommenden Wochen gehen vor allem die oberirdischen Arbeiten weiter. Laut Stahn müssen nicht nur weitere Rohre in die Richtung des vorhandenen Rohrleitungssystems verlegt, sondern auch eine neue Zufahrtsstraße zu den Kavernen gebaut werden. (mz)