Ganztagsschule Campus Technicus in Bernburg Ganztagsschule Campus Technicus in Bernburg: Schülerin erhebt schwere Vorwürfe

bernburg - Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich die Lehrer der Ganztagsschule Campus Technicus in Bernburg derzeit konfrontiert sehen: kein anständiger Unterricht, kein Einschreiten bei Prügeleien, Vertuschung von Amokandrohungen... All das prangert eine Schülerin an, die sich hilferufend an die MZ gewandt hat. „Eigentlich ging ich immer gern zur Schule, aber seitdem ich seit der fünften Klasse auf diese Schule gehe, werden die Zustände immer schlimmer und sind kaum noch zu ertragen“, heißt es in der E-Mail und weiter: „Ich kann und will mir diese Zustände nicht mehr länger mit ansehen.“ Ein ganz normaler Unterricht sei im Campus Technicus, in dem rund 850 Schüler an drei Standorten lernen, nicht möglich. Ständig gebe es Lehrer, die ausfielen. Für eine gleichwertige Vertretung sei nicht gesorgt.
In einer Mathestunde sei neulich sogar Fußball gespielt worden. Einmal habe sie einen Lehrer gefragt, warum er nichts unternimmt. Darauf habe seine Antwort gelautet: „Es ist nicht mein Problem, wenn die Klasse laut ist. Ich verdiene mein Geld so oder so, ob ich eine Stunde Unterricht mit euch mache oder eine Stunde hier rumsitze und euch machen lasse, was ihr wollt.“
Auch in der Vergangenheit kam es zu Beschwerden von Eltern, deren Kinder den Campus Technicus in Bernburg besuchen. Im März 2013 meldete sich eine Mutter bei der MZ, weil sie die Befürchtung hatte, dass ihr Sohn aufgrund der aktuellen Unterrichtssituation auf der Strecke bleibt.
Die Mutter sprach vor allem die Lautstärke im Unterricht an. Manche Schüler hätten den Respekt vor den Lehrern verloren, würden Anweisungen ignorieren. Die Lehrer im Gegenzug könnten sich nicht durchsetzen.
Lernwillige Schüler könnten dadurch dem Unterrichtsgeschehen nicht folgen und sich wegen der Angst vor Mobbing der Situation unterordnen.
Noch viel schwerwiegender sind die Vorwürfe wegen der Gewalt beziehungsweise Gewaltandrohungen. So sei erst kürzlich ein Schüler krankenhausreif geprügelt worden. Auch die zwei angekündigten Amokläufe seien zunächst Eltern und der Presse verschwiegen worden. „Ich selbst hätte die Schule wie viele andere auch schon lange gewechselt, aber in der Umgebung gibt es leider keine andere Schule.“
Was die Schulleiterin zu der Prügelei und dem gemeinsamen Lernen von Sekundar- und Hauptschülern sagt, lesen Sie auf der nächsten Seite.
So einfach will unterdessen Leiterin Angret Zahradnik die Anschuldigungen nicht im Raum stehen lassen. So sei etwa beim jüngsten Vorfall der Junge nicht krankenhausreif geprügelt worden. Er habe stattdessen einen Arzt aufgesucht, nachdem es vor der Schule zu einer Auseinandersetzung unter anderem mit Jugendlichen kam, die nicht einmal die Schule besuchen. Auch dass die Lehrer die Schüler im Unterricht Fußball spielen lassen, kann Angret Zahradnik nicht glauben: „Das Lehrerkollegium arbeitet mit viel Engagement.“
Natürlich sei es für jede Lehrkraft eine Herausforderung, differenziert mit den unterschiedlichen Schülern zu arbeiten. Eine Schwierigkeit, die auch der Elternrat der Schule erkannt hat. Problematisch sei vor allem das gemeinsame Lernen zwischen Sekundar- und Hauptschülern. „Die Lehrer sind damit beschäftigt, die Schüler ruhig zu halten, die keine Lust zum Lernen haben“, macht sich Elternratsvorsitzende Nadine Buch um die lernwilligen Schüler Sorgen. Allerdings warnt sie auch davor, den Lehrern die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Inklusion und gemeinsames Lernen
Zu ändern sei diese Situation laut Schulleiterin Angret Zahradnik aber nicht, aus zweierlei Gründen: Zum einen wegen der Inklusion und dem gemeinsamen Lernen. Zum anderen gebe es nicht genügend Hauptschüler, um die Klassen trennen zu können.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bildungseinrichtung in der Kritik steht. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Mutter ihre Sorgen mit der Einrichtung über die MZ öffentlich gemacht. Nichtsdestotrotz sei man laut Angret Zahradnik, was das Schulkonzept angeht, auf einem guten Weg. „Wir haben so tolle Projekte und hervorragend arbeitende Schüler“, sagt die Schulleiterin, die sich wünschen würde, dass sich die betroffene Schülerin nun direkt an die Schulleitung wendet, um die Probleme zu klären. (mz)