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Funkwerkstätten Funkwerkstätten Hallesche Straße Bernburg: Manfred Schütz verkauft Fernseher Kühlschränke Waschmaschinen und Sat-Anlagen

Von Carsten Roloff 03.03.2018, 13:55
Manfred Schütz verkauft nicht nur Waschmaschinen und Elektronik-Geräte, sondern kann sie mit seinem Team auch reparieren.
Manfred Schütz verkauft nicht nur Waschmaschinen und Elektronik-Geräte, sondern kann sie mit seinem Team auch reparieren. Engelbert Pülicher

Bernburg - Wenn zu DDR-Zeiten ein Radio oder sogar der Fernseher kaputt ging, kam dies fast einer kleinen Familientragödie gleich. Die Kinder konnten nicht mehr „Professor Flimmrich“ sehen, die Erwachsenen vermissten im Radio den Ohrwurm „Neumann, zweimal klingeln“.

Noch größer war der Ärger des Familienoberhauptes, das die Tore des 1. FC Magdeburg, des Halleschen FC, von Borussia Mönchengladbach oder der legendären Bayern aus München um Kaiser Franz Beckenbauer und dem Bomber der Nation, Gerd Müller, verpasste.

Blieb der Fernsehschirm gar während der Olympischen Spiele oder einer Fußball-Weltmeisterschaft schwarz, hing der Haussegen schief.

Die Leute, die in Bernburg und Umgebung einen heißen Draht hatten beziehungsweise über die nötigen Verbindungen verfügten, wussten sich jedoch zu Zeiten der damaligen Regierungschefs Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Erich Honecker zu helfen.

In der Hallesche Straße 6 wurden seit 1952 Elektrogeräte repariert

Denn in Bernburg existierte bereits Anfang 1952 in der Halleschen Straße 6 eine Werkstatt für Elektrogeräte, in der alles repariert wurde, was „stromdurchflossen“ funktionieren sollte.

1958 kam es zur Gründung einer PGH mit der Firma Ulrich in der Friedensallee als Partner. Dort entwickelte sich der Hauptbetrieb mit einer breit gefächerten Angebotspalette. Im Mittelpunkt der Produktion standen technische Geräte für das kommerzielle Fernsehen und für die Nationale Volksarmee.

Rundwerkstatt wurde 1979 dem RFT-Industrievertrieb Halle angegliedert

Von einfachen Antennendosen bis zur Drehstation für den Satellitenempfang wurde alles geliefert, was der damalige Staatsplan vorgab. Ausrüstungen und Material standen damals im Gegensatz zu vielen anderen Branchen in der sozialistischen Produktion ausreichend zur Verfügung, auch als Anfang der 1970er Jahre die PGH verstaatlicht und die Rundwerkstatt 1979 schließlich an dem RFT-Industrievertrieb Halle angegliedert wurde.

Die Auftragsbücher waren voll. Die damalige Belegschaft hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Die Technik entwickelte sich rasant. Längst waren die Röhren durch Transistoren ersetzt worden.

1983 fing Manfred Schütz bei den Funkwerkstätten an

Kofferradios und Kassettenrekorder kamen auf den Markt. „Vier Jahre nach dem Anschluss an den RFT-Industrievertrieb Halle habe ich bei den Funkwerkstätten in Bernburg zu arbeiten angefangen und als Werkstattmeister begonnen“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer Manfred Schütz an den Start seiner beruflichen Laufbahn zurück.

Der 62-jährige Elektro-Experte stammt aus Alsleben und machte im Drahtseilwerk in Rothenburg nach vorheriger Ausbildung in Brandenburg an der Havel seinen Facharbeiter.

Nach seiner Armeezeit setzte sich der Alslebener noch einmal auf die Schulbank, studierte an der Fachhochschule in Eisleben und schloss das Studium 1979 als Elektronik-Ingenieur ab.

1990 machten sich Manfred Schütz und seine Kollegen selbstständig

Nach der Wende nahmen Manfred Schütz und seine Kollegen ihr Schicksal in die eigene Hand und gründeten im Sommer 1990 eine eigene Firma. „Wir haben uns von RFT Halle getrennt und damals einfach den Sprung ins kalte Wasser gewagt.

Neben den üblichen Reparaturen haben wir auch mit dem Verkauf von Elektroartikeln begonnen und im Laufe der Zeit unser Angebot enorm erweitert.

Erst waren es nur Fernseher und Sat-Anlagen, dann sind Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen sowie Elektro- und Gasherde dazugekommen“, erzählte der Geschäftsführer, der sich seit dieser Zeit auf diese eingeschworene Truppe verlassen kann.

Die hohe Qualität der Arbeit, die diese Crew leistet, sowie der dazugehörige Service hatten sich nicht nur in Bernburg herumgesprochen.

Service wird groß geschrieben

Apropos Service, dieses Kriterium hat sich die Firma ganz groß auf die Fahne geschrieben. „Alles, was wir verkaufen, können wir selbstverständlich auch reparieren. Anders geht es auch gar nicht.

Ich kann mich doch beim Kunden bei einem kaputten Gerät nicht hinstellen und dann gucken, wie die Kuh, wenn es blitzt“, meinte Manfred Schütz, dessen Unternehmen die neuen Geräte selbstverständlich einbaut, den seit Jahrzehnten treuen Kunden die Funktionsweise erklärt und die alten Geräte mitnimmt und entsorgt.

An die Rente verschwendet der Fachmann keinen Gedanken. „Ich arbeite bis zu meinem 80. Geburtstag und danach halbtags“, meinte Schütz im Spaß, der sich jedoch von der Kommune in einer Hinsicht etwas mehr Unterstützung wünscht. „Wenn unser Fahrzeug beim Be- und Entladen mal im Halteverbot steht, könnte das Ordnungsamt auch mal ein Auge zudrücken.

Meine Mitarbeiter und ich haben eine einen Zentner schwere Waschmaschine auf dem Buckel. Da können wir nicht auch noch unser Auto auf den Buckel laden“, so der Geschäftsführer, der von sich sagt, das Wort Service stets groß zu schreiben und damit schon seit fast 30 Jahren sehr gut fährt. (mz)

Seit 65 Jahren gibt es die Funkwerkstätten in der Halleschen Straße in Bernburg.
Seit 65 Jahren gibt es die Funkwerkstätten in der Halleschen Straße in Bernburg.
E. Pülicher