1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Entsorgung: Entsorgung: 10.000 Laugen-Lkw rollen durch Bernburg

Entsorgung Entsorgung: 10.000 Laugen-Lkw rollen durch Bernburg

Von Torsten Adam 05.09.2017, 09:23
Tanklastwagen liefern ab Oktober wieder Salzlauge aus dem K+S-Kalirevier Werra auf dem Solfeld Gnetsch bei Bernburg an.
Tanklastwagen liefern ab Oktober wieder Salzlauge aus dem K+S-Kalirevier Werra auf dem Solfeld Gnetsch bei Bernburg an. Engelbert Pülicher

Bernburg - Über sechs Monate haben 9.500 Lkw von Magdeburgs Hafen Magnesiumchlorid-Lauge zum Solfeld Gnetsch südlich von Bernburg gebracht. Mit der kompletten Flutung der stillgelegten Erdgas-Kaverne 113 per 31. August sind die Transporte aber keineswegs beendet.

Wie die MZ erst auf Nachfrage von K+S-Sprecher Ulrich Göbel erfuhr, beabsichtigt der Konzern, zwei weitere nicht mehr benötigte Speicher mit der Lauge zu füllen. Für eine davon liegt die behördliche Genehmigung bereits vor.

Fast 10.000 Laster fahren zwischen Magdeburg und Bernburg

„Die Infrastruktur soll genutzt werden, um auch die Kaverne 116 zu fluten. Der Umschluss des Einspeisestranges wird rund vier Wochen in Anspruch nehmen“, erläutert Göbel. Das heißt, dass voraussichtlich ab Anfang Oktober und bis Ende Mai 2018 wieder 9500 Lkw zwischen Magdeburg und Bernburg verkehren werden - denn die Kaverne 116 hat mit 230.000 Kubikmetern in etwa die gleiche Größe wie Nummer 113.

Bei der Salzförderung im K+S-Revier Werra in der Grenzregion von Thüringen und Hessen  wird nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe   Kalium-Magnesiumchlorid-Salz aufbereitet. Bei der Abtrennung von Kaliumchlorid entsteht auch gesättigte Magnesiumchlorid-Lösung. Diese ist in  der   großen  Menge  jedoch  nur  teilweise verkäuflich. Sie wird eingedampft  und dadurch konzentriert,  mit zugelieferten Aschen  zu  einem  Brei  vermischt  und  schließlich   unter Tage  zur  Verfüllung  stillgelegter  Abbaukammern gepumpt. Dort härtet das Material dann aus und  dient  zur  Stabilisierung  des  Bergwerks.  Immer  noch  überschüssige  Magnesiumchlorid-Lösung  wird  entweder in die Werra eingeleitet
oder in tiefe Gesteinsschichten verpresst.

K+S darf nur noch bis 2021 jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Lauge im Boden versenken, dann gibt es keine weitere Genehmigung mehr von den Behörden. Auch die Einleitung in die Werra ist reglementiert. Wurde in den 70er und 80er Jahren eine Chlorid-Belastung von 40 Gramm im salzigsten Fluss Europas gemessen, gilt seit der Jahrtausendwende ein Grenzwert von 2,5 Gramm je Liter. Das ist immer noch zehnmal mehr als maximal in Trinkwasser erlaubt.

Magnesiumchlorid-Lösung wird in der Lebensmitteltechnik als Säureregulator, Geschmacksverstärker oder Trennmittel eingesetzt, in der Alternativmedizin gegen verschiedenste Krankheiten.  K+S vermarktet die Lauge beispielsweise für Baustoff-, Kosmetik- und Textilindustrie.

K+S entsorgt auf diese Weise einen Teil der bei der Kalisalzgewinnung an der Werra übrig bleibenden Lauge, die nur zum Teil vor Ort in den Fluss abgeleitet oder unterirdisch verpresst werden darf. Dass das Unternehmen seine Zusammenarbeit mit der VNG Erdgasspeicher GmbH fortsetzt, ist nicht ganz überraschend, da auch der Partner profitiert.

VNG kassiert ein Entgelt für die Abnahme der Lösung

VNG kassiert ein Entgelt für die Abnahme der Lösung und muss stillgelegte Kavernen nicht mehr wie bisher mit Saale-Wasser füllen. Dieses wusch nämlich festes Salz rund um den Hohlraum aus und vergrößerte diesen um 15 Prozent. Diesen "Nachsoleffekt" tritt jetzt nicht mehr auf, da die Lauge bereits gesättigt ist.

Weniger glücklich über die Fortsetzung der Kooperation sind Einwohner, die entlang des Haupttransportweges, der Landesstraße 50 (früher B 71) wohnen. K+S lässt die Container per Bahn nach Magdeburg bringen, weil dort das nächstgelegene geeignete Umladeterminal ist.

60 bis 70 Lkw-Touren täglich

Ursprünglich sollten die täglich 60 bis 70 Lkw-Touren nicht zwischen Mitternacht und 6 Uhr stattfinden. Doch Dieter Brose, der an der Magdeburger Straße in Waldau wohnt, hat andere Beobachtungen gemacht: „Nicht alle Spediteure scheinen sich an die Vorgaben zu halten“, vermutet der 74-Jährige.

K+S-Sprecher Michael Wudonig sagt auf Nachfrage, es sei bedauerlich, sollten Lkw in der Sperrzeit unterwegs gewesen sein und kündigte an, auf die Speditionen einzuwirken.

(mz)