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Eine Pflegeexpertin im Stadtrat Eine Pflegeexpertin im Stadtrat in Bernburg: Claudia Weiss

Von Torsten Adam 07.07.2019, 08:57
Claudia Weiss ist eines von 16 neuen Mitgliedern im Bernburger Stadtrat - das einzige ohne Fraktion.
Claudia Weiss ist eines von 16 neuen Mitgliedern im Bernburger Stadtrat - das einzige ohne Fraktion. engelbert pülicher

Bernburg - Als Bernburgs Stadtrat am Donnerstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentrat, war Claudia Weiss eines der neuen Gesichter im Ratssaal. Die 44-jährige Baalbergerin war zur Kommunalwahl als Einzelkandidatin angetreten und hatte genügend Stimmen auf sich vereinigt.

Ihr Ehrenamt geht sie ohne Lampenfieber an. „Ich bin es mittlerweile gewohnt, vor Menschen zu reden und ich kenne viele Ratsmitglieder“, sagt die Pflegeexpertin.

Eine Pflegeexpertin im Parlament: Erst einmal beschnuppern

Im Stadtrat will sich Claudia Weiss vorerst keiner Fraktion anschließen. „Das wird die Zeit mit sich bringen. Da muss man sich erstmal beschnuppern.“ Mehrere Anfragen habe sie erhalten. „Einige Reaktionen waren grenzwertig“, sagt die Hausleiterin des Jeanettestiftes und stellvertretende Pflegedienstchefin bei der Kanzler von Pfau’schen Stiftung in Bernburg. Der Grund? Sie habe offen von ihrer nebenberuflichen Arbeit in der Enquetekommission des Landtages, die die Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt langfristig absichern soll, erzählt.

„Ich hatte mich auf eine Stellenausschreibung der AfD-Fraktion als externe Sachverständige beworben, eine andere Fraktion bot das nicht an“, sagt die Baalbergerin und betont: „Ich liege in der Gesundheitspolitik mit der AfD auf einer Wellenlänge, nur um dieses Thema geht es mir.“

„Ich denke, es zählen die Dinge, die man auf den Weg bringt“, sagt Claudia Weiss

Dass sie deshalb misstrauisch beäugt wird, lässt sie kalt. „Ich denke, es zählen die Dinge, die man auf den Weg bringt.“ Im Stadtrat will sie eine Stimme für das Soziale sein.

Die Arbeit in der Kommission wie die Festlegung von Hygienestandards in der Pflege oder die Krankenhaus-Finanzausstattung sei Grundlage für ihre hauptberufliche Arbeit bei der Stiftung. „Sie macht mir wahnsinnig Spaß, wir sind ein schönes Team und ergänzen uns gut“, lobt Claudia Weiss das Arbeitsklima.

In Könnern aufgewachsen, zog sie als Jugendliche mit ihrer Mutter nach Bernburg und machte hier an der Tereschkowa-Schule ihren Realschulabschluss. „Ich wollte immer Krankenschwester werden, zur damaligen Zeit wurden aber nur Abiturienten genommen.“

„Ich musste dann mehrere Jahre wegen einer Erkrankung aus dem Berufsleben aussteigen.“

So nahm Claudia Weiss eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im Kafu auf, Bernburgs erstem Supermarkt nach der Wende. Danach konnte sie sich im Krankenhaus doch noch ihren Berufswunsch erfüllen. „Ich musste dann mehrere Jahre wegen einer Erkrankung aus dem Berufsleben aussteigen.“

Später begann sie als Bürokraft bei ihrem Mann Reinhold im Autohaus, nahm 2010 eine Ausbildung zur examinierten Pflegekraft beim DRK auf und parallel ein Pflegemanagement-Fernstudium zur Fachwirtin für Sozial- und Gesundheitswesen. Nach einer Pflegedienstleiterausbildung wechselte sie vor zwei Jahren zur Kanzler-Stiftung.

„Die Pflege ist bei uns oft Thema beim Abendbrot“, sagt Claudia Weiß. Denn den beiden erwachsenen Kindern, die zu ihrer Freude noch zu Hause wohnen, hat sie die soziale Ader vererbt. Der 20-jährige Sohn ist Krankenpfleger-Azubi bei der Salus, die 22 Jahre alte Tochter als Logopädin bei Ameos beschäftigt.

Eine Pflegeexpertin im Parlament: Mit Ehemann die Ostsee als Leidenschaft

Mit Ehemann Reinhold, den sie 2007 heiratete, teilt sie indes die Leidenschaft für die Ostsee: „Sobald wir mal zwei Tage frei haben, fahren wir dort auf unser Schrebergartengrundstück“, sagt die 44-Jährige, die in ihrem Herzen auch noch einen Platz für die Labrador-Collie-Mischlingshündin der Familie hat.

Im Rest ihrer Freizeit liest das Mitglied des Baalberger Schützenvereins viel politische Lektüre, fährt gern Fahrrad und kümmert sich um Haus und Hof. All das hatte sie aber zur ersten Sitzung zurückgestellt, als Claudia Weiß wie 15 andere Neulinge ihre Feuertaufe als Stadträtin erlebten. (mz)