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Musiker in der Krise Corona-Pandemie trifft Künstler hart: Nachwuchsband Black Line Bernburg ohne Auftritte und Publikum

24.11.2020, 08:56
Nina Westphal (von links), Marie Stein und Gina Speer sind die Band „Black Line“
Nina Westphal (von links), Marie Stein und Gina Speer sind die Band „Black Line“ Torsten Adam

Bernburg - Wie ergeht es Künstlern in der Region in der Corona-Pandemie? Die MZ hat dazu eine Serie gestartet und die Bands, Schauspieler und Solisten befragt. Diesmal: die Band „Black Line“.

Sie besteht aus drei jungen Musikerinnen, die sich durch den Unterricht an der Bernburger Musikschule zusammengefunden haben. Marie Stein singt hauptsächlich, spielt aber auch Ukulele und Gitarre und studiert Mathematik, Ethik und Astronomie auf Lehramt.

Nina Westphal und Gina Speer sind die Gitarristinnen. Nina besucht das Gymnasium und Gina ist in der Ausbildung zur Ergotherapeutin. Das Gespräch führte Sophia Möbes.

Seit wann spielt ihr gemeinsam?
Marie Stein: Im Juni 2019 habe ich mit Nina gemeinsam begonnen zu spielen, im November des gleichen Jahres kam dann Gina dazu. Ich war im Gruppenunterricht mit noch einer älteren Schülerin übrig geblieben, alle anderen hatten aufgehört. So habe ich die Flucht nach vorn angetreten. Während des ersten Lockdowns gab es ja ziemliche Einschränkungen, die Musikschule war wochenlang geschlossen.

Habt ihr euch privat getroffen, um gemeinsam zu proben?
Gina Speer: Ich hatte Online-Unterricht an der Musikschule. Bei den zwei anderen hat das leider mangels Internetkapazität im Umfeld von Bernburg nicht geklappt. Als es dann wieder erlaubt war, haben wir uns auch manchmal alle bei Marie privat getroffen, um draußen oder in der Garage zu spielen.

Marie Stein: Wir möchten als Band gern weitermachen, nehmen deshalb auch weiterhin Unterricht. Als der Unterricht in der Musikschule wieder erlaubt war, durfte ich anfangs im Raum nicht singen, nur sprechen. Gemeinsamer Online-Unterricht ist auch wegen der Latenz-Zeiten nicht machbar, das klingt durch die Verzögerungen scheußlich. Hier besteht wirklich erheblicher Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Die Hochschule hat ja bereits eine entsprechende Software entwickelt.

Welche Titel spielt ihr?
Nina Westphal: Das hängt von der Sängerin ab, ihre Stimme gibt unsere individuelle Note vor, grenzt damit ein, was wir spielen können. So passt zu uns weniger Party, stattdessen mehr Seelenfutter.

Marie Stein: Ja, wir sind etwas melancholisch-theatralisch, passend zu unserem Bandnamen.

Wie ist dieser Name entstanden?
Gina Speer: Das war eigentlich die Idee unseres Lehrers. Da wir alle gern schwarz tragen, hat sich dieser „Schwarze Faden“ irgendwie angeboten.

Wie sieht es mit öffentlichen Auftritten aus?
Marie Stein: Das Abschluss-Klanghäppchen war ein großer Erfolg für uns, ebenso die Tierparknacht und der „Tag der Nationen“ in Staßfurt, das war aber leider alles erst im September. Unser Sieg beim Bandwettbewerb zum „Kulturmarkt“ der Hochschule im Oktober und unser abendlicher Auftritt dort waren natürlich auch toll. Als kleine Band ohne Percussion waren wir etwas im Vorteil.

Gina Speer: Das Stadtfest und das Weinfest haben uns und auch den anderen Bands sehr gefehlt. Jetzt sieht es natürlich noch trüber aus. Die Klosterweihnacht und der Bernburger Weihnachtsmarkt entfallen. Dort wollten wir gern auftreten und nicht nur wir. All diese Ausfälle sind kein gutes Omen für das kommende Jahr.

Nina Westphal: Es ist derzeit sehr schwer, sich zum Weitermachen zu motivieren. Auftritte planen können wir nicht, weil wir nicht wissen, ob und wann es wieder Auftrittsmöglichkeiten für uns geben wird. Soviel Idealismus aufzubringen ist schon schwierig. Es muss dringend eine gesetzliche Regelung gefunden werden, um Existenzen im kleinen Rahmen zu sichern, sonst sehe ich für Kunst und Kultur kaum eine Zukunft.

Marie Stein: Die Schließung aller Gaststätten und Kultureinrichtungen bringt nicht nur diese in Existenznot, sondern auch alle Künstler. Es geht nicht um Großveranstaltungen.

Die Gaststätten, und Kultureinrichtungen brauchen eine Basis für ihr Weiterbestehen. Kultur leben und erleben beginnt in diesen kleinen Einrichtungen. Hoffentlich wird diese Gefahr seitens der Politik bald erkannt. Wenn nicht bald Hilfsmaßnahmen in diesem Rahmen greifen, wird es in absehbarer Zeit niemanden mehr geben, der Kunst und Kultur machen kann.

Wie es dann überall aussehen wird, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Schließlich sind Kunst und Kultur auch Ausdruck für die Intelligenz der Menschen.

(mz)