Bildung Bildung: Zahlenpapst studiert in Oxford
OXFORD/MZ. - "Das erste Jahr hier verlief so wie ich es mir vorgestellt habe", sagt der 19-Jährige. In Vorlesungen und Tutorien wurde er in die Grundlagen seines Studiums eingeführt. Im Zusammenleben mit Studenten aus England und der ganzen Welt lernte Tobias schnell, sich zu verständigen.
Eine e-Mail sorgte im Frühjahr 2008 bei Familie Huxol für große Aufregung. Tobias bekam einen Platz am renommierten Balliol College in Oxford. Ein Traum wurde wahr. "Ich wollte nach der Schule unbedingt im Ausland studieren, um etwas Neues zu erleben", sagt das Staßfurter Mathematik-Ass. Huxol legte sein Abitur am nicht weniger bedeutenden Siemens-Gymnasium in Magdeburg ab. Amerika und Großbritannien waren dagegen als Länder reizvoll.
Prüfung von 2,5 Stunden
Besonders das Vereinigte Königreich, Oxford und Cambridge, sind große Namen. Im Dezember 2007 nahm Tobias im Kreis weiterer 20 Kandidaten an einer mündlichen Prüfung in Oxford teil. Zweieinhalb Stunden war sein logisches Denken gefragt, entwickelte er im Gespräch mit zwei Collegemitarbeitern Lösungsansätze für verschiedene Aufgaben - und überzeugte. Die Bedingung, sein Mathematik-Abitur mit mindestens 14 Punkten zu bestehen, meisterte Tobias, ein bisschen aufgeregter als bei anderen Klausuren. "Denn es ging ja diesmal um mehr." Gespräche mit der Familie und mit Freunden, bestärkten Tobias in dem Entschluss, sich im Ausland zu bilden. Anfangs sei er sehr aufgeregt. "Was erwartet mich? Läuft alles so, wie ich es mir vorstelle?" Das waren Fragen, die immer wieder in seinem Kopf umherschwirrten.
Heute ist das Geschichte. Die mittelalterliche Umgebung der Schule, gegründet von John de Balliol im Jahr 1263, ist Zuhause von Tobias Huxol. Im ersten Semester hatte der Student aus Deutschland elf Pflichtvorlesungen, Tutorien und vier Seminare. Gut 20 Wochenstunden verbrachte er in den Hörsälen seiner neuen Universität.
Dazu kommen die Aufgabenzettel, die zweimal in der Woche verteilt werden und die Tobias und seine Mitstudenten zu lösen haben. "Sie sind das eigentliche Studium", sagt der 19-Jährige. "Hier gilt es, alles das praktisch anzuwenden, was theoretisch gelehrt wird." 20 bis 30 Stunden Arbeit stecken in den Aufgabenblättern. "Man muss in erster Linie kreativ sein, Lösungsansätze suchen, einem Beweis führen und den Verlauf Schritt für Schritt logisch darstellen", erklärt Tobias. Der Student wehrt sich gegen das Image seines Faches, Mathe sei verstaubt und langweilig. "Es geht um das Verstehen von Prozessen, um den Weg, der zum Ziel führt, das ist spannend."
Gute Lernbedingungen
Die ersten zwölf Monate in Oxford seien ihm nicht schwer gefallen. Tobias war gut vorbereitet durch seine schulische Ausbildung und durch die Teilnahme an Mathematikolympiaden. Spannend wird es jetzt, wenn neuer Stoff dazu kommt. Dann sitzt der Student in seinem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim und lernt. Ein Schreibtisch und ein Bett stehen darin. "Ein perfekter Ort um zu arbeiten." Auch in den Tutorien gibt es Unterstützung. Auf acht Lernende kommen zwei Tutoren. Beste individuelle Hilfestellungen sind so möglich. "Die Bedingungen sind besser als in Deutschland."
Freunde in Großbritannien
Tobias hat sich gut eingelebt. So gut, dass er nach drei Monaten Ferien in Deutschland seine englische Wahlheimat schon ein bisschen vermisst. In Deutschland hat er ein bisschen bei einer IT-Firma gearbeitet und programmiert. Doch jetzt zieht es ihn wieder nach England, das neue Semester hat begonnen. "Ich habe alle meine Freunde dort und freue mich, sie wieder zu sehen." Mit ihnen lernt er und verbringt seine Freizeit.
Neben Tischtennis, Fußball und Tennis hat Tobias die Sportart "Ultimate Frisbee" für sich entdeckt. Sieben Leute spielen dabei in einer Mannschaft und es gilt die Scheibe nach bestimmten Regeln hinter die Linie der gegnerischen Formation zu bringen.
Tobias hat seine Welt in Oxford gefunden, will hier den Bachelor-Abschluss machen, dann den Master. Der junge Mann kann sich auch vorstellen, in der Lehre zu bleiben, vielleicht einmal selbst in Oxford zu unterrichten. Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik, denn zunächst müssen die Abschlüsse her.
Eines aber hat er schon jetzt geschafft. Sein Name reiht sich ein in eine Liste von Balliol-Studenten, auf der auch schon Richard von Weizsäcker, Sir Edward Richard George Heath und Maurice Harold Macmillan, beide sind ehemalige Premierminister, stehen.