Bernburg Bernburg: Schnee verhagelt das Geschäft
BERNBURG/MZ. - Mit dem Einzug des Heele Christ und seinem Gefolge war der Bernburger Weihnachtsmarkt am 27. November offiziell eröffnet worden. Anstelle der Kutsche kam der bärtige Alte dieses Mal mit einem schnittigen Cabrio. Zahlreiche Bernburger genossen seitdem das weihnachtliche Flair bei Glühwein, Waffeln und gerösteten Mandeln. Am Dienstag konnten sie ein letztes Mal über den Weihnachtsmarkt spazieren.
"Die Leute geben sich Mühe", bemerkte Klaus Krüger aus Raguhn. Der 61-Jährige bummelte über den Weihnachtsmarkt und ließ sich eine Bratwurst schmecken, während es vom Himmel dicke Flocken schneite. Natürlich könne man den Markt schon hinsichtlich seiner Größe nicht mit den Märkten in Quedlinburg oder Leipzig vergleichen, so Krüger. Dennoch staunte er, dass der Bernburger Weihnachtsmarkt beinahe vier Wochen geöffnet hatte. "Das ist für so eine kleine Stadt ganz schön lange", sagt er anerkennend.
Auch Madleen Kühnaß war angetan vom Bernburger Weihnachtsmarkt. "Ich bin heute das erste Mal hier. Er gefällt mir ganz gut", meinte die 18-Jährige aus Calbe. Ebenfalls zum ersten Mal besuchte Student Daniel Schladitz aus Magdeburg den Markt. Er zeigte sich positiv überrascht. "Ich hätte gar nicht gedacht, dass Bernburg überhaupt einen Weihnachtsmarkt hat", sagte der 28-Jährige und schlürfte an seinem heißen Glühwein. "Bernburg ist gut", findet auch Frank Tylinski. Er kennt noch die Anfänge des Heele-Christ-Marktes. "Es ist eine echte Leistung, die der Verkehrsverein jedes Jahr vollbringt", sagt er. Das würden auch die auswärtigen Besucher zu schätzen wissen, sagt er.
Während die Besucher das Angebot und die Gestaltung lobten, zeigten sich manche Händler weniger zufrieden. Mandy Franzelius, Aushilfe am Kräppelchen-Stand, meint, dreieinhalb Wochen seien zu lang. "Es macht mehr Sinn, wenn der Weihnachtsmarkt an weniger Tagen stattfindet, dafür aber mit einem schönen Programm." Es ziehe die Leute einfach nicht an, "wenn kein Act auf der Bühne stattfindet", so wie am Wochenende. Das Programm sei diesmal längst nicht so gut gewesen wie im vergangenen Jahr. Auch ihre Kollegin Manja Kretschmann meint: "Das Programm war vor zwei Jahren und im letzten Jahr besser." Dennoch zeigten sie sich mit der Nachfrage an ihrem Bäckerei-Stand nach Kräppelchen, Quarkkeulchen und Crêpes zufrieden. "Das Angebot wurde von den Leuten gut angenommen und es hat ihnen offensichtlich auch geschmeckt", bilanzierte Mandy Franzelius.
Geschmeckt hat es den Weihnachtsmarktbesuchern auch bei Enrico Tylinski. Knacker mit Grünkohl, Leberpfanne und Wildspezialitäten bereitete er in seiner Bude zu. "Vor allem die Wildröster gingen sehr gut", ist er zufrieden. Auch seine Kundschaft sei "immer sehr nett". Dazu habe es mit dem Schnee das passende Winterwetter gegeben. Er bedauert aber, "dass viele Händler schon früher abgehauen sind". Und er schloss sich den Frauen am Kräppelchen-Stand an, dass das Bühnenprogramm im vergangenen Jahr besser war.
Weniger gut lief es bei Fischverkäuferin Angelika Gutzeit. "Wir hatten zu wenig Kunden", sagt sie. Daran sei das Wetter schuld. "Es war zu zeitig zu kalt, dazu kommt der viele Schnee", sagt Gutzeit, die seit beinahe 20 Jahren einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt hat. Die äußeren Verhältnisse hätten besonders Kunden von außerhalb abgeschreckt. Außerdem hat sie weihnachtliche Musik auf dem Markt vermisst. "Das ist hier ein Weihnachtsmarkt. Da wäre so ein bisschen passende Musik nicht schlecht."
Schlechtere Geschäfte als in den vergangenen Jahren verzeichnete auch Weihnachtsbaumverkäufer Siegfried Mittelstraß. Dafür macht er weniger das Wetter als die Preise verantwortlich. "Vielen sind die Bäume zu teuer. Sie kaufen lieber im Baumarkt", sagt Mittelstraß, der schon zu DDR-Zeiten Bäume verkauft hat.
Für Roland Reichelt vom Verkehrsverein, Veranstalter des Marktes, überwiegt der positive Eindruck. "Ales in allem sind wir zufrieden. Unser Konzept hat sich einmal mehr als stimmig erwiesen." Allerdings sagt auch Reichelt, dass der harte, kalte Winter den Händlern zu schaffen gemacht hat. Das winterliche Wetter sei zwar schön. "Allerdings nicht, wenn es so kalt ist", meint Reichelt. Die Umsätze seien im Vergleich zu den Vorjahren "bedeutend schlechter". Zum einen, weil die Menschen aus den umliegenden Ortschaften wegblieben. Zum anderen aber auch, weil die Besucher bei den Minusgraden nicht so lange auf dem Weihnachtsmarkt verweilten.
Während die Imbissbudenbesitzer aber eher ihren Schnitt machten, hätten die Betreiber der Fahrgeschäfte Schwierigkeiten mit der Technik gehabt und teilweise gar nicht starten können. Und die neuen Stände, wie Kürtös (Baumstrietzel), hätten es unter diesen Umständen schwer gehabt, sich zu etablieren, sagt Reichelt.
Auch im kommenden Jahr soll wieder "einen attraktiver Weihnachtsmarkt" geboten werden, versichert er. Das Kulturprogramm, durch Sponsoren möglich, soll beibehalten werden, ebenso die kulinarische Vielfalt. Denn die Organisatoren sehen den Weihnachtsmarkt vor allem "als Treffpunkt mit Freunden oder Arbeitskollegen bei einem Glühwein, um sich gemeinsam auf die Weihnachtszeit einzustimmen". Deshalb soll es dann auch erstmals eine Glühweintasse auf dem Bernburger Weihnachtsmarkt geben mit einer typischen Bernburger Sehenswürdigkeit.