1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Bernburg: Bernburg: Musical-Koch Meißner hat wieder deftig angerichtet

Bernburg Bernburg: Musical-Koch Meißner hat wieder deftig angerichtet

Von SUSANNE WEIHMANN 30.01.2011, 17:07

BERNBURG/MZ. - Jens Meißner hat bekanntlich viele Talente: Er ist sprachlich nicht unbegabt, weshalb man ihn gern für Moderationen engagiert, er hat Ahnung vom Tanzen und sogar ein ganzes Musical hat er in Bernburg schon auf die Bühne gebracht. Nun kann er auch noch kochen. Das zumindest erfuhr das Premierenpublikum von "Grease", das inzwischen zweite Musical, das Meißner zusammen mit Regisseur Oliver André Timpe inszenierte, am Samstagabend.

Kiloweise Nudeln und Ketchup hat er in den vergangenen Monaten jedes Wochenende gekocht. Anders hätten die 53 Akteure - Hauptdarsteller, Tänzer, Chor - die Proben vermutlich nicht überstanden. Aber die harte Arbeit seit Anfang September hat sich gelohnt. Die Premiere im Kurhaus war ausverkauft und es gab Standing Ovations nach drei Stunden musikalischem Feuerwerk und hochexplosiven Tänzen.

Es ist fast genau wie vor 30 Jahren, als ein paar Laiendarsteller in einem Chicagoer Geräteschuppen eine Low-Budget-Show ab zogen und damit eines der erfolgreichsten Musicals der Welt geboren war. Nur sind es in Bernburg Laien, die nicht in einem Geräteschuppen, sondern auf der Kurhausbühne in glitzernden Kostümen und vor einer Kulisse stehen, die zweckmäßig ist, und gleichzeitig alle Bilder dieser Generation vereint. Bis heute, scheint es, hat der Schmachtfetzen nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt, auch wenn so mancher im Publikum die 50er Jahre selbst nicht erlebt hat und schon gar nicht den amerikanischen High-School-Alltag, so ist die Geschichte doch bis heute aktuell.

Es geht eigentlich um nichts, das aber mit ganzer Kraft. Es wird nicht rebelliert, aber gut unterhalten. Triebgesteuerte Halbstarke mit betonierter Elvis-Tolle, die einen alten Cadillac - in diesem Fall ein alter Käfer - aufmotzen, um sich in einem Autorennen zu messen, und Mädchen, gekleidet in schweinchenfarbenen Klamotten, vergleichbar mit einem kreischenden Hühnerhaufen, die nichts als Pyjamapartys und Cheerleading im Kopf haben. Zwischen rasant choreografierten, mitreißenden Evergreens entspinnt sich die harmlose Liebesgeschichte zwischen Sandy (Nadine Huber) und Danny (Matthias Jettschat).

Und als ob das nicht schon unterhaltsam genug wäre, wird das ganze von kleinen Szenen zwischendurch getoppt: Wenn sich die Jungen Kenicki (Carsten Buchal) und Danny nicht in einem bis zum exzessiven gesteigerten Ritual parallel die Haare frisieren, lassen sie die Hosen runter (Robert Kersten alias Roger). Und sei es auch nur hinter einem Duschvorhang, hinter dem sich die Silhouette der männlichen Körper nur erahnen lässt. Sexy ist dies vielleicht nicht, aber mutig (und lustig). Dafür ist die Musik sexy, besonders aus dem Mund von Julia Arlt ("Rizzo", die Chefin der Pink Ladies) und Sascha Preis (Radiomoderator Vince Fontaine).

"Grease is the way we're feeling" singen die Akteure gleich im ersten Lied, und spätestens nach den drei Stunden voller Petticoats, Pomade und PS kann man das Lebens- und Liebesgefühl der Rock'n'Roll-Generation nachvollziehen. Mehr noch: Wenn man keinen Sitzplatz gebucht hätte, hätte man am liebsten mitgetanzt. Und ob nun die 1950er oder 2011, Rock'n'Roll oder Punkrock - es sind eben doch auch "Jugendliche wie heute", wie es der 22 Jahre alte Carsten Buchal (Kenicki) nach der Vorstellung beschrieb.

Dass es hin und wieder kleine, kaum hörbare Tonprobleme gab und Sandy-Darstellerin Nadine Huber ein wenig die Stimme versagte, tat der Begeisterung des Publikums keinen Abbruch. Vielmehr hatten die Zuschauer ein wunderbares Gespür dafür, dass sich hier jemand wirklich bemühte, und spendeten aufmunternden Applaus. "Geschafft.", "Erleichert"., "Glücklich." - mit diesen drei Worten beschrieb Toni Hempe alias Johnny Casino seinen Zustand nach dem Auftritt. Bis zuletzt hatte er gezittert, ob denn auch alles klappt. Auch "Kenicki" Carsten Buchal war erleichtert "und einfach happy", nachdem alles überstanden war. Der 22-Jährige ist eigentlich zurzeit beim Bund in Magdeburg, und seine Zeit ist knapp bemessen. "Die Probenzeit war stressig, aber ich möchte die Erfahrung nicht missen."

Auf jeden Fall hätten es diese Laien, die mit so viel Herzblut bei der Sache sind, verdient, im vom Ambiente viel schöneren Carl-Maria-von-Weber-Theater aufzutreten. "Und da werden wir das nächste Mal auch wieder auftreten", versprach Musical-Macher und Allroundtalent Meißner dem Publikum.