Vernässung Vernässung: Landwirt ergreift Initiative
Wilsleben/MZ - „Dafür will ich keinen Dank. Das ist für mich selbstverständlich.“ Landwirt Wilfried Elze winkt ab. Mittwochmorgen hat sich der Wilslebener in seinen Bagger gesetzt und den Graben vor dem Haus Zum Klint Nummer 14 tief ausgebaggert. Die Anwohner hatten seit Wochen Angst davor, dass durch die Schneeschmelze der verstopfte Graben überläuft und wieder einmal Keller, Wege, Hof, Garten und Schuppen überflutet.
„Ich kenne das Abwasserproblem hier seit Jahren. Auch das Problem der Vernässungen der Äcker. Ich bin ja selbst betroffen“, zuckt er mit den Schultern. Und als er nun in der Mitteldeutschen Zeitung gelesen hat, dass der Graben sozusagen „herrenlos“ ist, dachte er sich: „Da musst du helfen.“ Er informierte Bürgermeister Holger Behrens und seinen Stellvertreter, Mario Karschunke, über seinen Plan und warf den Bagger an.
Bis auf den Grund hat er den verstopften Graben ausgebaggert und so die nötigen Anschluss- und Abflussleitungen wieder freigelegt. Die riesigen Dreckberge liegen nun neben dem Graben und stinken gewaltig. „Das kann man nicht auf den Acker bringen. Da ist unter anderem auch Waschlauge drin“, sagt der Landwirt.
Hochwassergefahr gebannt
„Ich werde mich um die Beseitigung der Dreckberge kümmern“, verspricht Mario Karschunke und hat dann nur noch Lob für den Landwirt: „Ich bin sehr dankbar für seine Initiative. Anders hätte man hier wohl keine Abhilfe schaffen können“, befürchtet der stellvertretende Bürgermeister. Auch Bürgermeister Holger Behrens ist dankbar: „Ich bin froh, dass den Anwohnern endlich geholfen wurde und so die Gefahr des Hochwassers gebannt ist“, erklärte er. Lange Zeit habe er selbst, gemeinsam mit dem stellvertretenden Ortsbürgermeister sowie den Anwohnern, um die Reinigung des Grabens gekämpft.
Ohne Erfolg. „Das letzte Mal wurde der Graben kurz nach der Wende ausgebaggert. Und in den vergangenen 15 Jahren gar nicht mehr“, erinnert sich Anwohner Manfred Pilgrim. Seit 1970 wohnt er in der Straße Zum Klint und damals habe man alle drei bis vier Jahre den Graben gesäubert. „Damals war die Gemeinde dafür zuständig. Ich verstehe nicht, dass sich hier nun keiner verantwortlich fühlt. Wir sind eingemeindet. Also muss doch die Stadt dafür Sorge tragen, dass wir hier nicht absaufen“, findet der Wilslebener.
Wer ist zuständig?
Er habe Verständnis für die laufenden Untersuchungen, in denen nach der Ursache geforscht werde. Aber trotzdem müsse sich doch jemand verantwortlich fühlen. Seit 1998 sei er Sturm gelaufen und habe auf das Problem aufmerksam gemacht. Denn da seien sie zum ersten Mal so richtig abgesoffen. Die Keller seien vollgelaufen, der Hof sei überschwemmt gewesen, ebenso die Schuppen und von den angrenzenden Gärten ganz zu schweigen. „Den Keller haben wir bis heute nicht wieder trocken bekommen“, schüttelt er den Kopf.
Dem Landwirt Wilfried Elze sei er für seine Aktion deshalb dankbar. „Ich bin so froh, dass wir in diesem Jahr vom Hochwasser verschont bleiben“, sagt er angesichts des sauberen Grabens. „Man fühlt sich von den Ämtern ganz schön allein gelassen. Der Graben ist jahrelang verstopft. Wir laufen seit Jahren im Dunkeln den Weg zum Haus entlang, weil hier keine Lampen mehr stehen. Keinen interessieren die Probleme“, erklärt Manfred Pilgrim. Nur eben einen, den Landwirt, dem der Graben nicht gehört.