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Rettung für St. Stephani St.-Stephani-Kirche Aschersleben: Dachstuhl und Dach werden für zwei Millionen Euro saniert

Von Regine Lotzmann 24.03.2018, 13:55
Der Dachstuhl ist eine handwerkliche Meisterleistung. Hier muss aber von Schwamm befallenes Holz ausgetauscht werden.
Der Dachstuhl ist eine handwerkliche Meisterleistung. Hier muss aber von Schwamm befallenes Holz ausgetauscht werden. Frank Gehrmann

Aschersleben - 15 Meter? Das muss viel höher sein, finden auch die Frauen vom Gemeindekirchenrat, die sich gemeinsam mit Pfarrerin Anne Bremer die vereisten Aluminiumstufen am Gerüst der Ascherslebener Stephanikirche nach oben kämpfen.

Hier am historischen Dachstuhl, der sich in luftiger Höhe befindet, beginnen nämlich nun ganz offiziell die Arbeiten an der arg mitgenommenen Eindeckung des über 500 Jahre alten Gotteshauses. Sind doch einige der Balken massiv vom Hausschwamm befallen, zerbröseln nicht nur an der Oberfläche, sondern auch schon von innen.

Gemeinde finanzierte 500.000 von zwei Millionen Euro

Höchste Zeit also, das knapp Zwei-Millionen-Euro-Projekt in Angriff zu nehmen, für das die Kirchengemeinde jetzt die ersten 500.000 Euro zusammen hat. Und nun verzweifelt nach weiteren Fördermitteln und Unterstützern sucht, damit die Schiefereindeckung später in einem Guss erscheinen kann.

Denn das Dach ist etwas ganz Besonderes. „Es ist ein sehr alter Dachstuhl, der aus der Spätgotik stammt, sehr wertvoll und eines der größten Zimmerergefüge Mitteldeutschlands“, begründet Architekt Uwe-Karsten Bothe vom Planungsring in Wernigerode, warum selbst die Handwerker voller Ehrfurcht an ihre Aufgabe herangehen.

„Ein großes Dach haben wir selten“

„Wir machen ja viele Kirchen, aber so ein großes Dach haben wir selten“, gesteht auch Zimmererpolier Steffen Behrens von den Werkstätten für Denkmalpflege aus Quedlinburg, die sowohl die Zimmererarbeiten als auch das Dachdecken übernehmen werden. Bothe spricht von einer Dachfläche von 2.700 Quadratmetern, die neu mit Schiefer eingedeckt werden soll.

„Die Sparrenlänge beträgt 22,50 Meter und mit einer Neigung von 56 Grad ist das Dach sehr steil.“ Selbst für Dachdecker eine Herausforderung, weshalb die Kirchengemeinde hier auf ausgewiesene Spezialisten setzt.

Architekt Uwe-Karsten Bothe lobt Zimmermannskunst aus 14. Jahrhundert

Deren Vorgänger haben für das Riesendach eine clevere Lösung gefunden. „Es besteht aus mehreren Bestandteilen“, zählt der Architekt eine innere Rahmenkonstruktion, ein aufgesetztes Spitzdach und rechts und links angefügte Seitendächer auf.

„Das haben die im 14., 15. Jahrhundert sehr gut hinbekommen - eine hervorragende Zimmermannskunst“, lobt Bothe. „Deshalb werden wir uns auch sehr bemühen, diese alten Verbindungen so zu lassen.“ Nur das Nötigste soll ausgetauscht werden.

Dafür begannen Statiker, Bauforscher und Architekt bereits im Dezember damit, die Schäden zu erkunden. Im Januar und Februar arbeitete der Architekt ein Sanierungskonzept aus, das jetzt von der Denkmalbehörde genehmigt wurde. „Nun“, meint Uwe-Karsten Bothe, „kann es losgehen, sobald die Witterung uns lässt.“

Kran transportiert Abrissmaterial nach unten und Baustoffe nach oben

Dafür steht auch schon ein riesiger gelber Kran bereit, der weithin sichtbar ist. Der soll bei dieser ungeheuren Höhe helfen, das abgerissene Material und die Baustoffe, wie den schweren Schiefer, nach unten beziehungsweise nach oben zu schaffen. Hilfe soll es aber auch von ganz oben geben. „Wir wollen“, sagt Pfarrerin Bremer, „mit allen Handwerkern eine kleine Andacht machen und um Gottes Segen bitten, dass alles gut geht. Denn das hier ist nicht ganz ohne.“ (mz)