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Segelfliegen Segelfliegen: Vom Wind verweht

Von Harald vopel 29.10.2013, 18:47
Auch Frank Fülleborn aus Pirna ritt am Dienstag auf der Welle.
Auch Frank Fülleborn aus Pirna ritt am Dienstag auf der Welle. frank gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Sicher ist sicher - dachte sich der 17-jährige Chemnitzer Marcus Uhlig und setzte mit seinem Segelflugzeug zur Landung an. Allerdings nicht auf dem Flugplatz in Aschersleben, wo er gestartet war, sondern auf einem Feld bei Gatersleben. Er und zwei weitere Segelflieger vom Fliegerclub Großrückerswalde waren am Montag nach Aschersleben gekommen, um auf der sogenannten Leewelle zu reiten, die bei entsprechender Wetterlage die Segler bis in über 8000 Meter Höhe katapultieren kann. Allerdings hatten die Thüringer die Rechnung ohne das Sturmtief Christian gemacht. Nach dem Start hinter einem Motorflugzeug wurde ihnen schnell klar, dass an diesem Tag die Bedingungen nicht die besten waren.

Die Leewelle - eine Luftströmung, die sich aus südlicher Richtung meist über dem Kyffhäuser wellenförmig aufschaukelt und so die Region um Aschersleben zu einem attraktiven Wellenfluggebiet macht - war zwar da, aber eben auch der viel zu starke Wind. Uhlig und sein Vereinskamerad Ekkehard Straube entschieden sich, den Wellenflug abzubrechen und legten eine blitzsaubere Außenlandung hin. Der eine bei Gatersleben, der andere südlich von Aschersleben. Beide waren zum ersten Mal im hiesigen Flugrevier unterwegs und so mit den Bedingungen noch nicht vertraut.

Was Laien als spektakuläre Notlandungen ansehen, sei für Segelflieger nichts Besonderes, erklärt der Vorsitzende des Luftsportvereins Ostharz Aschersleben, Wolfgang Lieder. „Das Trainieren von Außenlandungen gehört als ein Schwerpunkt zur Ausbildung.“

Etwas bessere Leewellen-Bedingungen herrschten für andere Piloten, die Dienstagabend in Aschersleben abhoben. Kurz vor 12 Uhr erhielt Flugplatz-Chef Lieder die Bestätigung von der Flugsicherung Bremen über die beantragte Sperrung des Luftraums nördlich des Harzes bis in eine Höhe von 6000 Metern. Verkehrsflüge mussten entweder höher fliegen oder einen Umweg machen. Wenig später meldete der erste Wellenflieger dieses Tages bereits eine Flughöhe von 3300 Metern. Nicht schlecht - aber um den vom Ascherslebener Luftsportverein ausgeschriebenen Leewellen-Pokal 2013/14 zu gewinnen, wahrscheinlich viel zu wenig. Immerhin ging es in den vergangenen Jahren schon über die 8000-Meter- Marke hinaus.

Das weiß keiner besser als der Braunschweiger Volkmar Adam, der schon zu den Siegern dieses Wettbewerbs gehörte und der am Dienstag ebenfalls wieder in Aschersleben aufstieg. Als kurz vor 14 Uhr der Wind drehte und damit die Welle abflachte, hatte der Braunschweiger mit über 5200 Metern schon die Tagesbesthöhe hingelegt und schwebte gerade über dem Brocken. Die Konkurrenz hatte es auf über 4000 Meter geschafft, wobei ein Konkurrent es am Dienstag nicht zurück nach Aschersleben schaffte. Er entschied sich kurzerhand für eine Landung auf dem Verkehrslandeplatz in Ballenstedt.