Schüler helfen im Zoo Schüler helfen im Zoo: "Auffanglager" ersetzt nun fehlende Praktika
Aschersleben - An Novembervormittagen ist es im Ascherslebener Zoo meist beschaulich ruhig. Doch an diesem Vormittag ist oberhalb des Spielplatzes Bewegung. Und aus einem Handy wabert gewöhnungsbedürftige Pausenmusik.
Schüler des berufsvorbereitenden Jahres (BVJ) haben angefangen, die Umzäunung des Ziegenstreichelgeheges zu demontieren. Während die Mitschüler in warmen Klassenräumen der Berufsbildenden Schulen des Salzlandkreises (BBS Wema) sitzen, werden im Zoo Abschnitte eines Maschendrahtzauns zerschnitten, alte Pfosten aus dem Boden geholt und Nägel in Eimer sortiert.
Viele Betriebe haben in diesen Jahr noch keine Praktikanten aufnehmen können
Die 14 Schüler aus mehreren BVJ-Klassen sind Teilnehmer eines „Auffanglagers“, wie es einer der Betreuer bezeichnet. Im Laufe der nächsten Monate wollen sie nicht nur einen neuen Zaun für das Streichelgehege der Ziegen bauen, sondern auch noch bei anderen Arbeiten im Zoo mit Hand anlegen.
„In diesem Jahr haben viele Praktikumsbetriebe - der Pandemie geschuldet - gesagt, wie nehmen keine Praktikanten“, berichtet Karsten Pilz, Fachpraxislehrer Holz und Deutschlehrer der BBS. Deshalb haben sie sich in Kooperation mit den Werkstätten ein Notprojekt für die Schüler ausgedacht, die keinen Praktikumsplatz gefunden haben.
„Das ist nicht das erste Projekt“
„Das ist nicht das erste Projekt“, freut sich Matthias Reinäcker, Stellvertretender Zooleiter. Es habe schon mehrere Berührungspunkte gegeben wie zum Beispiel beim Bau der neuen Löwenanlage, für die in der BBS Liegebretter gebaut wurden, berichtet er. Florian Alber, Fachpraxislehrer Metall, berichtet auch von kleinen Schlosserarbeiten wie einem reparierten Tor.
Mit wechselnden Besetzungen wollen sie nun im Zoo helfen. „Das soll ein halbes Jahr gehen“, berichten die Lehrer. Die Demontage des im Laufe der Jahrzehnte bereits dreilagig gewordenen Zauns beginnt am ersten Tag zügig. Obwohl der Aufwand höher ist, als zunächst gedacht.
Der älteste Zaun war gut einen Meter im Boden eingegraben. Wohl um einst Tiere, die gern graben, von einer Untertunnelung des Zauns abzuhalten. Nun wird der Maschendrahtzaun freigelegt und am Boden durchtrennt. Die neueren Zaunabschnitte waren zuvor einfacher zu entfernen. Sie waren nur vor den alten Zaun gesetzt worden, berichten die Lehrer.
Das erste Mal richtiges Werkzeug in der Hand
Vanessa und Nina, 15 und 16 Jahre alt, haben nicht das erste Mal eine Zange genutzt. „Zu Hause und im Feriencamp war das“, versichert Nina aus Staßfurt. Vanessa, die aus Aschersleben ist, versucht, die einen Nagel herauszubekommen. Der kommt in einen Eimer. Ein wenig mühselig sieht es aus. Doch letztlich sollen keine Metallreste auf den Boden fallen. Sonst könnten sich die Ziegen später daran verletzen, betonen Karsten Pilz und Florian Alber die Notwendigkeit.
„Sie haben schon eine Menge geschafft“, findet Matthias Reinecker. Wenn die Schüler weiter so ranklotzen, wird bald nichts mehr vom Zaun zu sehen sein.
Das Material für den neuen Zaun liegt bereit, weiß der stellvertretende Zoo-Chef. Das Projekt lohnt sich, weiß er. Weil die Schüler anschließend auch sehen, was sie geleistet haben. Wenn das Wetter mitspielt, dann könnte der Zaun vielleicht bis zum Jahresende stehen. (mz)