Salzlandkreis Salzlandkreis: Stumm schreiende Zeugen unvorstellbaren Geschehens
Aschersleben/MZ. - Dorit Cohen zündet eine Kerze an und legt eine Rose nieder. An jener Stelle in der Breiten Straße, an der der Kölner Künstler Gunter Demnig soeben zwei weitere Stolpersteine in Aschersleben verlegt hat. Sie sollen künftig an Cohens Großeltern erinnern, an Max und Bertha Badt, die in Aschersleben eine Lederhandlung betrieben - Markenzeichen war das präparierte Krokodil im Schaufenster - und im Haus Nummer 39 lebten, bis sie 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet wurden.
Anlässlich der kleinen Gedenkfeier, zu der der Arbeitskreis "Geschichte jüdischer Mitbürger in Aschersleben" am Montagmorgen eingeladen hat, waren neben Cohen und ihrem Mann auch Hanna Michaelis, die Witwe des verstorbenen Enkels Gerhard zugegen - sichtlich bewegt. Erst viel später habe Enkelin Cohen von den Ereignissen im Jahr 1942 erfahren, sagt sie: "Mein Vater hat nichts erzählt und ich habe nie gefragt. Erst nachdem alle gestorben sind, habe ich mich damit auseinandergesetzt, was passiert ist." Dass ihre Großeltern nach Berlin ins "Altersheim" deportiert wurden, einem Sammellager, einer Zwischenstation auf dem Weg ins tschechische Terezin, wo sie schließlich ums Leben kamen.
Im Gegensatz zu ihren Kindern blieben die Badts in Aschersleben. "Sie haben sich als Deutsche gefühlt und wollten Deutschland nicht verlassen" , so Cohen, der die 70 Jahre nach der Ermordung gesetzten Stolpersteine bei der Verarbeitung der Ereignisse helfen. Und andere erinnern und mahnen, wie Pfarrer Johannes Zülicke zum Ausdruck brachte: "Die Steine sind stumm schreiende Zeugen unvorstellbaren Geschehens, des Holocausts."