Quedlinburger Sportverein Quedlinburger Sportverein: Kurz nach zehn war die Kuh vom Eis
Quedlinburg/MZ. - Die drohende Insolvenz ist damit abgewendet. Außerdem wird künftig ein neuer Vorstand, an dessen Spitze das frisch gebackene Mitglied Joachim Raymund steht, die Vereinsgeschicke lenken. Dem alten Vorstand wurde jedoch keine Entlastung erteilt. Er hat die gegenwärtige Misere in großen Teilen zu verantworten.
Im Prüfbericht des Kreissportbundes listete dessen Geschäftsführer Michael Vogel etliche Ungereimtheiten in der QSV-Arbeit auf. So gab es von 1999 bis zum August 2003 keine Mitgliederversammlung. Es existiert keine Finanzordnung, sie ist auch im Statut nicht vorgesehen. Es wurden etliche Zahlungen auf das Privatkonto des einstigen Schatzmeisters Ralph Henrich vorgenommen. Seit Jahren gibt es erhebliche Minusbeträge in der Vereinskasse. Beim Finanzamt hat der Verein - einschließlich Säumniszuschlägen und Zinsen - insgesamt Schulden in Höhe von 10 420,62 Euro. Den Übungsleitern schuldet der QSV 5 511 Euro, der Stadt 2 000.
Die Mehrzahl der Mitglieder bekam durch diesen Prüfbericht erstmals Einblick in die Vereinsfinanzen. "Aber wir müssen uns auch selber an die Nase fassen. Es kann einfach nicht sein, dass vier Jahre ohne Mitgliederversammlung vergehen", stellte Hans Biermann von der Fußballabteilung fest. Die Vereinsmitglieder waren es dann auch, die mit einem großen Kraftakt das Ende des Vereins abwenden konnten.
Nach den finanziellen Beiträgen der Abteilungen Fußball und Handball gab es am Montagabend auch die von Vorstandsmitgliedern. In einer Pause wurden Spenden sowohl in bar als auch mit Absichtserklärung zum Einzahlen auf das Vereinskonto gesammelt. Angesichts dieses Bemühens sagte der Präsident des Kreissportbundes, Jochen Matthies, zu, 2 500 Euro als zinslosen Kredit für die weitere Schuldentilgung beim Finanzamt zur Verfügung zu stellen. "Wir möchten dazu beitragen, dass der QSV trotz ramponierten Gesichts mit erhobenen Haupt ins neue Jahr geht", formulierte Matthies.
Der einstimmig gewählte neue Vorstand will, wie sein Vorsitzender Joachim Raymund versicherte, die Schulden des Vereins abbauen, ohne den alten Vorstand aus seiner Verantwortung zu entlassen. Ein neues Statut samt Finanzordnung soll erarbeitet und die Zusammenarbeit mit Sponsoren, an erster Stelle mit den Stadtwerken Quedlinburg, auf ein neues, besseres Niveau gebracht werden. "Wir wollen 2004 das 100-jährige Bestehen des Vereins trotz aller Miseren, wenn auch unter Einsatz nur weniger Mittel, feiern", ist sich Raymund sicher.
Und auch die Mitglieder bleiben weiter am Ball, um den Verein zu retten. Auf Vorschlag von Fußballtrainer Frank Rosenthal werden die Einnahmen beim Hallenturnier am 18. Januar, bei neben den Fußballern auch Handballer und Spielleute auftreten sollen, in die Vereinssanierung fließen.