Protest gegen Auftritt von Elefanten Protest gegen Auftritt von Elefanten: Zirkus Schollini wird zur Zielscheibe

Aschersleben - Schon wieder! Peggy Scholl hatte irgendwie geahnt, dass es Probleme geben könnte. „Die haben doch keine Ahnung“, sagt die Direktorin von Zirkus Schollini und schüttelt zwei Tage vor der ersten Veranstaltung in Aschersleben den Kopf. „Wir sind für die Tiere doch wie eine Familie“, sagt sie mit Blick auf ihre beiden Elefanten, mit denen sie seit Jahrzehnten auf Tournee geht. Danach steigt Scholl in ihr Auto und fährt zur Polizei, um Anzeige zu erstatten.
Denn Unbekannte haben in den vergangenen Tagen etliche Schollini-Plakate in Aschersleben mit ihrer Botschaft versehen: „Abgesagt wegen Tierquälerei“. Die, die sich wohl selbst als Tierschützer verstehen, protestieren mit der Aktion gegen die Haltung von Wildtieren im Zirkus im Allgemeinen und gegen die Auftritte der beiden indischen Elefanten Maya und Nanda im Besonderen. Glaubt die Direktorin zumindest.
„Die haben sich auf uns eingeschossen.“
Denn es ist nicht das erste Mal, dass Unbekannte versuchen, auf die Art und Weise dem Zirkus aus Sachsen das Geschäft zu vermiesen. Zwar verliefen de jüngsten Auftritte der Künstler in Wernigerode ohne Zwischenfall. In Solingen (Nordrhein-Westfalen) im vergangenen Dezember und zuletzt auch in Gieboldehausen (Niedersachsen) musste der Tournee-Verantwortliche Peter Burger aber erneut zur Kenntnis nehmen, dass der Zirkus aufgrund der Elefanten-Auftritte mittlerweile zur Zielscheibe geworden ist. „Die haben sich auf uns eingeschossen.“
Der Deutsche Tierschutzbund kämpft seit Jahren für ein Wildtierverbot im Zirkus. Bislang können in Deutschland nach geltenden gesetzlichen Regeln Einschränkungen erst verfügt werden, wenn die Wildtierhaltung nachweislich „unter erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden“ erfolgt. Der Verband kritisiert aber, dass Tiere wie Elefanten, Löwen, Bären oder Affen ständig auf Reisen sind und hartes Training über sich ergehen lassen müssen.
Das könne zu massiven Verhaltensstörungen und Gesundheitsschäden führen, heißt es. Proteste gegen die geplanten Auftritte von Zirkus Schollini gibt es auch auf dem Facebook-Profil der MZ. (mje)
Das Problem: Die Tierrechtsaktivisten, so Burger, schädigen so nicht nur das Image des Zirkus, denn auch die zerstörten Werbetafeln zu ersetzen, geht richtig ins Geld. Deshalb sollen die Bürger mit Freikarten belohnt werden, die Hinweise zu den Tätern geben können. Auf die ist die Polizei auch angewiesen, erklärt Polizeisprecher Marco Kopitz. Ansonsten gibt es kaum Chancen, das Delikt aufzuklären. Zumal sich die Polizei im Salzlandkreis nach eigener Aussage das erste Mal überhaupt mit einem solchen Angriff auf einen Zirkus beschäftigen muss.
Ergebnisse der Kontrollen noch nicht bekannt
So sehr vermeintliche Tierschützer Wildtiere im Zirkus ablehnen: Aus Sicht der Behörden gibt es derzeit noch keine Möglichkeit, derlei Auftritte zu unterbinden. Das Veterinäramt des zuständigen Landkreises kontrolliert Zirkusse zwar regelmäßig. Erfasst wurden dabei jedoch nur Mängel bei der Dokumentation, bei der Hufpflege oder bei Auslaufmöglichkeiten, hieß es auf eine entsprechende Anfrage der MZ. Welche Ergebnisse die Kontrollen bei Zirkus Schollini brachten, konnte Kreissprecherin Alexandra Koch einen Tag vor Premiere am Donnerstag nicht sagen.
Vom Wohlbefinden der Tiere, insbesondere der Elefanten, könnten sich die Besucher aber gern selbst in den Pausen zwischen den Vorstellungen überzeugen, sagt Scholl dazu. Die Direktorin kann die Anfeindungen einfach nicht verstehen. Denn: „Die Menschen wollen doch Tiere in der Manege.“ Ohne deren Kunststücke würden viele nicht mehr kommen, ist sich Scholl sicher. Die beiden indischen Elefanten zum Beispiel würden Fußball spielen und auf Tonnen sitzen. Dabei seien diese Kunststücke nicht mal die Höhepunkte. Scholl zählt dazu vielmehr die spektakulären Einlagen der Artisten, die den Zirkus überregional bekannt gemacht hätten.
Silvia Wolter vom Tierschutzbund in Aschersleben verurteilt das Überkleben der Schollini-Plakate unterdessen. Sie sei zwar ebenfalls gegen die Haltung von Wildtieren in Zirkussen. Protestieren solle man aber besser, indem man die Vorstellungen nicht besuche. „Sachbeschädigung ist doch Quatsch.“ Sie hofft stattdessen, dass der Gesetzgeber bald die Wildtierhaltung in Zirkussen verbietet. In anderen europäischen Ländern sei das doch auch möglich. (mz)
Infos zum Zirkus im Netz unter: www.circus-schollini.de
