Musikprojekt am Gymnasium Harzgerode Musikprojekt am Gymnasium Harzgerode: Rascheln und Hüsteln nicht erlaubt!
Harzgerode/MZ. - Kalendarisch hat der Frühling begonnen - auch in Harzgerode. Trotzdem werden hier mitten im April Weihnachtslieder gesungen. Ort des Geschehens ist das Gymnasium der Stadt, und hier produzieren Lehrer und Schüler ihre erste eigene CD. Genau gesagt eine Doppel-CD mit Liedern, Musikstücken und Gedichten der Schüler. Und dazu gehören auch die Weihnachtslieder, die normalerweise auch nur in der Weihnachtszeit erklingen.
Wie ist man auf die Idee gekommen, eine eigene CD zu produzieren? Detlef Böttcher, Lehrer am Gymnasium, erzählt, dass eigentlich eine Firma der Schule ein CD-Produktionsangebot unterbreitet hat. Daraus ist nichts geworden und irgendwann hieß es: Das können wir auch alleine! Die Computertechnik ist am Gymnasium vorhanden, die Software wurde beschafft und die Aufnahmetechnik stellte der Harzgeröder Musikverein zur Verfügung. Zwei Tage sollten die Aufnahmen dauern, einen Tag für die Klassen 7 bis 9 und einen Tag für die Klassen 10 bis 13. Ein ehrgeiziges Vorhaben mit einem eng gesteckten Zeitplan, der nicht die Nervosität der Akteure einkalkulierte.
Als erster Solist nimmt Adrian Heinze am Klavier Platz. Detlef Böttcher sitzt unter Kopfhörern am Computer, den rechten Zeigefinger startklar auf der Maus, der linke Arm gibt das Zeichen: "Ruhe, Aufnahme ab". Adrian greift beherzt in die Tasten, bleibt zweimal "hängen" und gibt beim dritten Mal entnervt auf. Auch Carolin Günther ergeht es nicht besser. Als dritte versucht es Julia Bohnenberger. Sie schafft es ohne Fehler. Erleichtert wird das Notenheft zugeklappt und fluchtartig der Klavierhocker verlassen. Zu früh gefreut, denn erst wenn Detlef Böttcher das Zeichen gibt, ist die Aufnahme beendet. Die meisten Schüler, bestätigt der Lehrer, sind doch sehr nervös an das "Unternehmen CD" herangegangen. "Eigentlich grundlos", sagt Detlef Böttcher, "denn was nicht klappt, wird noch mal aufgenommen". Währ- end die Solisten mit ihrer Nervosität kämpfen, wird die Geduld der Chormitglieder auf eine harte Probe gestellt. Es muss mäuschenstill sein, wenn die Aufnahme gemacht wird - auf den Stühlen rutschen, rascheln, hüsteln und sprechen sind nicht erlaubt.
Nicole Herrmann geht an ihre Aufgabe relativ gelassen. Die Schülerin der 10. Klasse wird aus dem Musical "Evita" das Lied "Dont cry for me Argentina" singen. "Vor Publikum bin ich viel aufgeregter", sagt sie. Und endlich ist auch der Chor an der Reihe. "Wonderful World" klappt auf Anhieb. Doch Musiklehrerin und Chorleiterin Wallburg Anlauf ist noch nicht ganz zufrieden. Detlef Böttcher hat auch einen Fehler ausgemacht: "In der fünfzigsten Sekunde hat einer geraschelt."
Eine CD produzieren, ist ein Geduldsspiel, und auf den Einwurf: "Wie war das? Ein Lied pro Stunde", brauchen die beiden Lehrer nicht lange zu warten. Trotz aller ernsthafter Arbeit ist immer noch Platz für einen Spaß und einen lockeren Spruch. Detlef Böttcher wird sich mit seinem Kollegen Bernd Kohlweyer um die technische Nachbearbeitung der Aufnahmen kümmern. "Das ist noch viel Arbeit", sagt er. Für die Gestaltung des CD-Covers sind die Schüler der 12. Klassen zuständig. Spätestens zum "Tag der offenen Schultür" im Juni soll die CD dann fertig sein.
"Mit der CD wollen wir zeigen, was hier geleistet wird. Für die Schüler soll sie Erinnerung an ihre Schulzeit sein", sagt Wallburg Anlauf. Dann wird man wieder daran denken, wie nervös man war und dass in der fünfzigsten Sekunde einer geraschelt hat.