Fiese Falter Laubbäume in Aschersleben: Larven von Miniermotten schädigen Kastanien und andere Arten

Aschersleben - An der Magdeburger Straße, im Quellgrund an der Mehringer Straße, am Zoo-Parkplatz oder in der Heinrich-Heine-Straße am Sportplatz - überall das gleiche Bild in Aschersleben: Die Blätter der prächtigen Kastanien färben sich ungleichmäßig fleckig-rostbraun und fallen schon vor der Zeit herunter. Bereits im Sommer zeigen sich an fast allen Kastanien die Symptome des Miniermotten-Befalls.
Larven bohren sich in Blätter und unterbrechen Leitbahnen
Der fiese Falter ist in den 80er Jahren aus Südeuropa eingeschleppt worden und seither treibt er hier sein gefräßiges Unwesen. Er legt seine Eier auf den Blättern ab, die Larven bohren sich in das Blatt und unterbrechen damit die Leitbahnen, ehe sie sich verpuppen.
Pro Jahr tummeln sich vier bis fünf Generationen in den Bäumen, die Tiere überwintern bis zu sechs Monate im herabgefallenen Laub und auch strenge Fröste können ihnen nicht den Garaus machen. Auch natürliche Feinde gibt es bisher kaum.
„Anders als viele Menschen denken, sind die Bäume nicht krank“
Wie viele Bäume genau betroffen sind, kann Sabine Richter vom Bauamt der Stadt zwar nicht sagen - das Problem besteht aber schon seit Jahren. „Anders als viele Menschen denken, sind die Bäume nicht krank“, sagt sie. Der Befall ist damit zunächst ein ästhetisches Problem. Aber: Die Schädlinge schwächen den Baum, wenn sie ihm über Jahre hinweg zusetzen.
Während ältere Bestände noch ganz gut damit klar kommen, wird die Miniermotte für jüngere Anpflanzungen zum Problem. „Ich habe aber noch keine Kastanie fällen lassen, weil sie von der Miniermotte befallen ist“, sagt Sabine Richter, die allein in Aschersleben etwa 8 000 Bäume im Blick haben muss.
Im Prinzip müsste alles Laub gesammelt und verbrannt werden
Ein probates Mittel gegen den Schädling scheint es bisher nicht zu geben. Pheromonfallen und Leimringe bringen nur punktuell etwas und sind eher ein Versuch. Im Prinzip müsste sämtliches Laub eingesammelt und verbrannt werden, um die Plage einzudämmen. „Aber das ist flächendeckend nicht zu schaffen“, schätzt Sabine Richter ein.
In der Vergangenheit habe es Ein-Euro-Job-Maßnahmen gegeben, die an Schwerpunkten an der Entfernung des Laubs arbeiteten. Dies müsste aber konsequent und permanent passieren, und momentan gibt es dafür keine Stellen. Der Befall könnte allenfalls reduziert werden, denkt sie und sagt: „Man muss da einfach auf die Natur vertrauen, die sich in vielen Fällen selber hilft.“
„Der Natur vertrauen, die sich in vielen Fällen selber hilft"
Weil sie resistenter sind gegen die Motten, sind verstärkt rotblühende Kastanien angepflanzt worden - zum Beispiel an der Pferde-Eine. Doch auch die bekannten, weißblühenden Rosskastanien werden nach wie vor gepflanzt - auch im Rahmen der Aktion „Mein Baum für Aschersleben“. Einer steht beispielsweise in der Hans-Grade-Straße hinter dem Sparkassen-Pavillon.
Das Interesse an der Aktion ist ungebrochen, stellt Sabine Richter erfreut fest. Allein zwölf Bäume werden beim nächsten Pflanztermin am 3. November in die Erde kommen. In der Regel gibt die Stadt die Baumarten vor, weil sie zum vorhandenen Bestand passen müssen.
Auf Wunsch werden aber auch passende Standorte gesucht, wenn es wirklich mal eine ganz bestimmte Baumart sein soll. Wie es nach der extremen Trockenheit dieses Sommers generell um die Bäume in der Stadt bestellt ist, wird man erst im kommenden Frühjahr abschließend beurteilen können.
Bis dahin gelte es abzuwägen, ob und was gefällt werden muss. „Erst nach Johanni im Juni wissen wir definitiv, was wir verloren haben“, sagt Sabine Richter. (mz)
