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Historisches Handwerkertreiben Historisches Handwerkertreiben: Laiber aus dem Lehmbackofen

Von Hajo Mann 25.05.2003, 16:04

Aschersleben/MZ. - Einer, der sich in die mittelalterliche Grünholzverarbeitung verliebt hat, ist Tischlermeister Steffen Wittke. "Diese Wippdrehbank habe ich mir selbst gebaut. Da ist nicht ein Stück Metall dran", berichtete der Tischlermeister nicht ganz ohne Stolz. Er ist gerade dabei, einen Löffelrohling herzustellen. "Der Rohling wird durchgesägt und dann auf der Ziehbank richtig zum Löffel gemacht", erklärt Wittke den Besuchern.

Er hat die beiden Azubis Alex Gebel und Sebastian Heide angesteckt. Beide haben sich eine Wippdrehbank gebaut und versuchten ebenfalls aus einem Stück Grünholz Löffel herzustellen. Aller Anfang ist auch für die beiden schwer.

Nur wenige Schritte weiter ist Zimmerer Knut Fiedler fleißig bei der Arbeit. Mit alten Zimmermanns-werkzeugen ist er dabei, Balkenköpfe aus dem Fachwerkbau des gegenüberliegenden Hauses entstehen zu lassen. Selbst die Ornamente werden naturgetreu nachgebildet. "Dieser Hobel hier ist von 1895. Mit diesem Breitbeil haben die Zimmerer früher aus einem Baumstamm Balken hergestellt", erklärt er den fragenden Besuchern.

Böttchermeister Edgar Messing hat den weiten Weg von Thüringen nicht gescheut. Wie viele Fässer er schon in seinem Leben gebaut hat, weiß er nicht mehr. Eines war gerade in Arbeit. "Mein größtes Fass war ein acht Meter hohes Essigfass." Zum Beweis holte er ein Bild hervor.

Etwas geknickt war Töpferin Helga Haring-Knolle. Der Bruch des kleinen Fingers der rechten Hand beschert ihr eine Pause in ihrem künstlerischen Schaffen. Und dabei hatte sie sich für das Stadtfest zur 1250-Jahr-Feier so viele Überraschungen einfallen lassen. So unter anderem verschiedene Gefäße, Bierkrüge und Plaketten mit dem Wappen der Stadt. "Nach dem gebrochenen Finger ist jetzt mein Mann meine rechte Hand", scherzte die Künstlerin.

Zwiebel- und Schwarzbierbrot boten Steffi Ulmann und Petra Eichhardt feil. Wer wollte, der konnte das Brot auch gleich als Schmalzbemme kosten. Das Brot wurde extra im Lehmbackofen noch einmal nachgebacken. Maurermeister Jürgen Gniechwitz schwört auf seinen Lehmbackofen. "Der Lehm, der den Ofen umhüllt, stammt aus Aschersleben. Hitzebeständig wurde der Ofen durch Steinwolle und Schamottesteine", erläutert der Maurermeister sein Werk.

Den Lehm so richtig ins Gesicht zu klatschen, machte den Jüngsten besonderen Spaß. Das natürlich nur auf ein Wandbild. Dass es auch wirklich dabei blieb, dafür sorgte Roland Schiller. Die Kinder hatten an einigen Ständen auch die Möglichkeit, sich mit vielen weiteren alten Handwerkstechniken vertraut zu machen.

Für die musikalische Umrahmung sorgte "Das Burgvolk" aus Quedlinburg. Und weil das Handwerk historisch war, musste dazu natürlich auch die Kleidung passen. Vereinsvorsitzender Manfred Baier ist sich schon ganz sicher, dass es im nächsten Jahr wieder ein historisches Handwerkertreiben geben wird. Es soll zur Tradition werden.