Guter Draht zu den Bürgern
Hoym/MZ. - "Das ist der heiße Draht nach oben, den man als Bürgermeister hat", schmunzelte Klaus-Dieter Andree, als er auf den Wetterumschwung angesprochen wurde. Einen guten Draht hat das Stadtoberhaupt, das gestern am MZ-Stand bei Kritik gleich Rede und Antwort stehen wollte, aber auch zu seinen Einwohnern.
"Wer nichts redet, kann nichts klären - und mit dem Bürgermeister kann man reden", lobte Burglind Albrecht die Aufgeschlossenheit, mit der Andree auf die Probleme der Hoymer eingeht. So recht zufrieden mit seiner Heimatstadt zeigte sich auch Peter Künne, der seit 20 Jahren in der Selkestadt lebt. Nur mit der Ordnung am Busch und am Jugendklub sei es nicht so weit her, kritisierte er.
Und traf damit beim Bürgermeister auf offene Ohren. Auch Andree ist das Verhalten mancher junger Leute ein Dorn im Auge. "Die Hemmschwelle der Jugendlichen wird immer geringer", meinte er verärgert mit Blick auf blinde Zerstörungswut. Ob gestohlene Gullydeckel oder der Vandalismus in der alten Schule - "das ist strafbar", machte er deutlich und hat diesbezüglich auch schon die Polizei alarmiert.
Zerstört wurde auch der Spielplatz der Stadt. Die Spielgeräte waren hin, die Seile zerschnitten, ist der Bürgermeister noch immer sauer. 86 000 Mark an Investitionen umsonst, da der kaputte Spielplatz dadurch geschlossen werden musste. Ein neuer wird deshalb von den Kindern und vielen Eltern herbeigesehnt. Auch Heiko Kitzhofer und seine Tochter Klarissa nutzten gestern die Gelegenheit, sich bei "MZ vor Ort" nach dem aktuellen Stand zu erkundigen.
Die Angelegenheit sei in die Ausschüsse Umwelt und Soziales weitergeleitet worden, informierte Andree. Die sollen jetzt einen geeigneten Platz finden, der auch den Auflagen im Lärmschutz gerecht wird. Und sich Gedanken um die Finanzierung machen. Geld für die Kinder müsse doch aber da sein, monierte Kitzhofer. "Die Kinder müssen sich doch wohlfühlen im Ort, dann bleiben sie auch hier", war der Familienvater überzeugt und nannte andere Gemeinden, die mit einfachen Mitteln beeindruckende Spielplätze geschaffen hätten.
"Ganz so einfach ist das nicht", weiß der Stadtchef und führte die Probleme im Kindergarten an. "Auch da kommen wir nur Stück für Stück voran", ging er auf die schrittweise Erneuerung des Zaunes ein. Dafür habe die Einrichtung gerade ein Spielgerät bekommen, das zuvor auf dem Hof der Grundschule stand, die dafür ein neues, für die größeren Kinder geeigneteres bekam. Aber nicht nur für die Kinder der Stadt, auch für die älteren Einwohner gibt es Grund zur Freude. "Wir haben auf die Beschwerden der Bürger, die von der Stadtmitte aus zum Einkaufszentrum laufen und sich unterwegs ausruhen wollen, reagiert", berichtete der Bürgermeister und erzählte von 15 neuen Bänken, die jetzt aufgestellt wurden - acht auf dem Friedhof und sieben im städtischen Bereich. Hergestellt wurden diese von der Lebenshilfe, "damit das Geld in Hoym bleibt".
Das Engagement für Senioren weiß auch Maria Hube zu schätzen und hob besonders die Arbeit der Seniorenbeauftragten Rosemarie Raschke hervor, die Kaffeenachmittage und Ausflüge, wie den zum Steinhuder Meer, organisiert. "Die Begegnungsstätte ist ihr Paradies", schätzt auch der Bürgermeister Raschkes Einsatzbereitschaft und weiß sehr wohl, dass es ihr Nachfolger einmal schwer haben wird.
"Natürlich ist kulturell hier nicht so viel los wie in einer großen Stadt", versteht Maria Hube und nimmt deshalb das vorhandene Angebot - vor allem im Schloss - dankbar an. Um auch die Kultur in Quedlinburg und Aschersleben nutzen zu können, wünscht sich die ehemalige Lehrerin, die seit 1954 in Hoym lebt, eine bessere Busverbindung oder mehr Veranstaltungen am Nachmittag. Denn die Rückfahrt in der Nacht wird nicht von den öffentlichen Verkehrsmitteln abgedeckt. "Und immer Taxifahren, das kann ja nicht die Lösung sein."