Friedhof Aschersleben Friedhof Aschersleben: Rege Nachfrage nach Mensch-Tier-Bestattungen

Aschersleben - Gut zwei Monate nach der Änderung der Friedhofssatzung gibt es in Aschersleben die ersten Interessenten, die sich gemeinsam mit ihrem Haustier bestatten lassen wollen. Von einer regen Nachfrage während eines Friedhofstages sprach der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Bauwirtschaft der Stadt Aschersleben, André Könnecke.
Mensch-Tier-Bestattung in Aschersleben: Voraussetzung dafür ist, dass das Tier eingeäschert wurde
Etwa 5 bis 10 Anfragen seien sehr ernsthafter Natur, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bei 350 Bestattungen im Jahr sei das eine ganze Menge. Die meisten Interessenten seien allerdings jünger, so dass es wohl noch dauern werde, bis die ersten Menschen mit ihren Haustier auf dem eigens eingerichteten Gräberfeld bestattet würden.
Voraussetzung dafür ist, dass das Tier eingeäschert wurde und in einer Urne neben seinem Besitzer begraben wird. Die Größe der Tiere werde durch die Krematorien limitiert. „Wir sprechen immer von Haus- und Heimtieren“, konkretisierte André Könnecke. „Unsretwegen kann das auch ein Pony sein, wenn es zuvor kremiert wurde. Es käme ja dann in einer Urne zu uns.“
Gemeinsam mit dem Haustier bestattet: Interessenten von außerhalb in Aschersleben nachgefragt
Beim Friedhofstag haben laut Könnecke sogar Interessenten von außerhalb nachgefragt. „Für sie kommt eine Bestattung in Aschersleben in Frage, weil sie sich hier gemeinsam mit ihrem Haustier die letzte Ruhestätte teilen können.“
Aschersleben ist bislang die einzige Stadt in Sachsen-Anhalt, in der das möglich ist. Ein Stadtratsbeschluss machte Anfang September 2016 den Weg für Mensch-Tier-Bestattungen frei. Könnecke geht allerdings davon aus, dass in den nächsten Monaten andere Städte nachziehen. Es gebe Nachfragen von anderen Friedhöfen wie etwa Magdeburg oder Schönebeck. (dpa)
Vorreiter in puncto Mensch-Tier-Bestattung ist die Deutsche Friedhofsgesellschaft. Mit dem Namen „Unser Hafen“ betreibt sie in Essen (Nordrhein-Westfalen) und Braubach bei Koblenz (Rheinland-Pfalz) seit einem guten Jahr auf Flächen der evangelischen Kirche zwei Friedhöfe für Mensch und Tier.
Das Familienunternehmen bietet fernab der Klassiker unterschiedliche Formen der Beisetzung an, etwa im Blumengarten, im Ruhewald und am Weinstock - oder auf einem Mensch-Tier-Friedhof. Die „Produktvielfalt“, wie sie Unternehmenssprecher Willi Brandt nennt, resultiert aus derselben Erkenntnis, die auch die Friedhofsverwaltung in Aschersleben gewonnen hat: „Die Friedhofskultur hat sich dramatisch verändert.“
Von der Wirtschaftlichkeit her, sagt Brandt, rechne sich die Mensch-Tier-Bestattung allein nicht. Zehn Beisetzungen habe es bisher gegeben. Aber „wir möchten was bewirken. Wir sehen jeden Tag, wie schwer es den Menschen fällt, Abschied zu nehmen. Da soll jeder das passende Angebot für sich finden.“ Für Tierfreunde sei es eben einfacher, wenn sie sich sagen können: Wir bleiben eine Familie. „Das hat was Tröstliches“, so Brandt.
Die katholische Kirchengemeinde St. Benedikt in Grefrath hat im März den Weg für Mensch-Tier-Bestattungen frei gemacht. Allerdings dürfen in der nordrhein-westfälischen Gemeinde die Tierurnen erst nach dem Halter beigesetzt werden, und Inschriften auf den Grabsteinen, die an die Haustiere erinnern, sind verboten. Und auch in Forst in Brandenburg soll bis Anfang kommenden Jahres eine Anlage entstehen, auf der Mensch und Haustier in einem Grab bestattet werden können.