Fachhochschule der Polizei Fachhochschule der Polizei: Gezielte Schüsse auf Polizisten

Hoym/Aschersleben - Die Schüsse prasseln gezielt in Richtung der Polizisten, die sich der alten Schule in Hoym nähern. In Zweier-Teams suchen die mit Helm, schusssicheren Westen und Schutzmasken ausgerüsteten Beamten Deckung im Gebüsch - das Gewehr im Anschlag.
Stück für Stück wagen sie sich weiter vor und feuern auf den Mann in einem Fenster im zweiten Stock. Ihre Aufgabe: Den Terroristen, der sich in der Schule verschanzt hat, an Ort und Stelle zu binden und gegebenenfalls unschädlich zu machen.
Polizeitrainer trainieren
Dass angehende Polizisten in dem leeren Gebäude den Ernstfall üben, ist seit Jahren Alltag für die Ausbilder der Fachhochschule Polizei in Aschersleben. Diesmal allerdings sind es keine Auszubildenden oder Studierende, sondern Polizeitrainer für systemische Einsätze aus Hannover, die eine praktische Übung absolvieren.
Laut Martin Zimmermann, Sprecher der Ascherslebener Einrichtung, verbindet die Sachsen-Anhalter und die Niedersachsen seit längerem eine Zusammenarbeit in Sachen Aus- und Weiterbildung.
„Das Objekt in Hoym ist hervorragend geeignet“, findet Erster Polizeihauptkommissar Andreas Krahmer. Je unbekannter und unübersichtlicher das Gebäude, desto besser sei es.
In Niedersachsen fehlen vergleichbare Übungsstätten
Der Fortbildungsdezernent der Polizeidirektion Hannover berichtet, dass es in der niedersächsischen Landeshauptstadt an einer vergleichbaren Übungsstätte fehlt, und die Kollegen die Möglichkeit einer internen Weiterbildung in Hoym deshalb sehr gern angenommen haben.
Die Hannoveraner sind dabei, ihr Ausbildungskonzept an neue Erfordernisse anzupassen, die mit wachsender Terrorismusgefahr einhergehen.
Wurden bisher vor allem Amoklagen trainiert, stellt das Agieren von Terroristen noch einmal andere Anforderungen an die Polizeitaktik.
„Terror ist die höchste Gefährdungsstufe, und davon gehen wir zunächst einmal aus“, erklärt Krahmer den Ansatz. Und weil ein Trainer immer eine Nummer besser sein muss als der Lernende, „muss alles sauber sein, was wir hier üben.“
Trainer ebenso angespannt, wie sonst ihre Schüler
Auch wenn es „nur“ eine Übung ist: Augenscheinlich sind die Trainer genauso angespannt wie sonst ihre Schüler. Zur körperlichen Anstrengung kommt die emotionale Anspannung. „Das darf man nicht unterschätzen“, so Krahmer, der nach dem ersten Durchgang zu einer Feedback-Runde bittet.
Zur Runde gehört nun auch „Terrorist“ Rudi Dainat, im wahren Leben Ausbilder an der Fachhochschule und jetzt ganz friedlich und mit sichtbaren Trefferspuren der Farbpatronen an der Kleidung.
Annäherung ist verbesserungswürdig
Aus seiner Sicht haben die heranrückenden Polizisten ein zu gutes Ziel abgegeben - wenngleich er natürlich eine sehr gute Position inne hatte, wie er einräumt. „Die Annäherung ist noch verbesserungswürdig“, findet er und rät zu einem „konzentrierten Beschuss auf das Fenster, bis die Teams durch sind.“
Im Gebäude selbst hätten sich die Männer und eine Frau dagegen recht schnell bewegt und sicher agiert. „Das war richtig gut.“
Auch einer der Teilnehmer meint, es habe an gegenseitiger Deckung gefehlt, und auch die Kommunikation in der Anfangsphase sei zu kurz gekommen. Punkte, die im zweiten Durchgang zu berücksichtigen waren. Denn wie gesagt: Der Trainer muss besser sein als der Schüler. Und auch dieser muss deshalb üben, üben, üben ... (mz)

