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Dr. Sigrid Wilde Dr. Sigrid Wilde: Immer zum Wohl der Patienten

Von Ulrich Weiße 07.08.2002, 13:00

Bad Suderode/MZ. - Dr. Sigrid Wilde erinnert sich. Jugendlich frisch klingt ihre Stimme am Telefon bei der Verabredung. Und dann spricht sie und berichtet, am liebsten 1000 Dinge auf einmal, so reichhaltig ist ihre Erinnerung. Es macht Spaß, ihr zuzuhören. In Magdeburg ist geboren, 1926 in der Klinik von Professor Bauereisen. Warum zu damaliger Zeit dieser Aufwand? Doch, das wäre medizinisch ratsam gewesen. Denn sie kam nicht alleine zur Welt, sie hatte noch eine Schwester dabei. Auf den Bildern der malenden Mutter sind sie zu sehen: ein blondlockiges Zwillingspaar mit ganz großen Kulleraugen.

Die Mädchen wachsen gleich auf, beider Entwicklung ist identisch: Gleiche Schule, Abitur, Medizinstudium. Sigrid Wilde schließt es 1952 mit dem Staatsexamen ab. Die junge Ärztin geht an die Augenklinik in Magdeburg, arbeitet wissenschaftlich, hält Vorträge im In- und Ausland, schon bald wird sie Oberärztin. Doch sie muss sich entscheiden. Man legt ihr nahe, sich für eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule zu qualifizieren oder eine weiterführende Aufgabe im Dienst an den Patienten zu übernehmen. Und sie entscheidet sich für Quedlinburg. Bald wird Dr. Sigrid Wilde Leiterin der Augenklinik in Quedlinburg mit operierender Tätigkeit.

Daneben hält sie poliklinische Sprechstunden in Ballenstedt, Thale und Schielo ab. Sie ist zu dieser Zeit die einzige operierende Augenärztin über die Kreisgrenzen hinaus . Jedermann kennt die Medizinalrätin Sigrid Wilde. Ein viertel Jahrhundert wirkt sie zum Wohl ihrer Patienten. Als sie 1986 bewusst und entschlossen in den Ruhestand geht, kommentiert sie das mit dem ihr eigenen Humor: "mir ist es lieber, wenn die Patienten sagen, schade, dass sie schon geht, als wenn sie sagen würden, geht sie denn nicht bald."

Nun also beginnt ihr Ruhestand. "Er beginnt damit", sagt Frau Dr. Wilde, "dass man sich andere Aufgaben sucht, man muss auf die Menschen zugehen." Sie wird Mitglied im Gemeindekirchenrat, nimmt teil an der Gesprächsrunde von Pastorin Krüger in der Paracelsiusklinik und ist aktiv im Verein "Alte Kirche" in ihrem Heimatort Bad Suderode. Und sie steht mit den Musikschulen Quedlinburg und Halberstadt in Verbindung und nimmt als ständige Vertreterin an deren Vorstandssitzungen teil.

Frau Dr. Wilde ist erblich belastet: Ihre Mutter malte, sie malt auch. Ihr damaliger Patient, Ballenstedts Bürgermeister Wolfgang Gurke, war es, der sie ermunterte, ihre Aquarelle im Ballenstedter Schloss auszustellen. Es folgen Ausstellungen im Kloster Michaelstein und in der Alten Kirche. Die malende Ärztin richtet einen Malkurs für Kinder im Rathaus Suderode ein. Nein, sie kennt kein Generationsproblem. Mit ihrem Naturell findet sie Zugang zu den Menschen, zu den alten und zu den jungen. Auch den Kindern von Tschernobyl hilft sie mit Benefizkonzerten und Spendensammlungen. Und sie malt Postkarten, Bilder und Bildchen und stiftet den Verkaufserlös für die Kinder in Russland. Ruhestand? "Man muss was tun, wenn etwas in Gang kommen soll", sagt Frau Dr. Wilde. Sie tut viel und schafft viel. Auch in ihrem Garten.

Hinter ihrem Haus ist ein Paradies herangewachsen, Koniferen haushoch, von der Streuobstwiese am Hang eröffnet sich der Blick auf Quedlinburg. Im Wohnbereich steht ein Konzertflügel, schwarzer Bechstein, eingerahmt von Bildern an den Wänden, die sie und ihre Mutter gemalt haben: Harzlandschaften. Zum Abschied spielt Frau Dr. Wilde ein wenig auf dem Flügel: Sonate A-Dur, Mozart vom Fröhlichsten. Diese Musik passt so recht zu ihr, zu dieser quicklebendigen, schaffensfrohen Seniorin aus Bad Suderode.