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Direktkandidaten im Wahlkreis 18 Direktkandidaten im Wahlkreis 18: Gundel Jahn tritt für die Grünen an

Von Kerstin Beier 12.02.2016, 15:40
Gundel Jahn in der Sporthalle am Bestehornpark.
Gundel Jahn in der Sporthalle am Bestehornpark. Frank Gehrmann

Aschersleben - Schon vor vielen Jahren sah man Gundel Jahn, damals noch mit schwarzem Zopf, mit Schülern Bäume pflanzen. Heute ist der Zopf ab, die Haare sind nicht mehr ganz so schwarz, doch Bäume pflanzt sie immer noch. Solange sie kann, wird sie nicht aufhören, für mehr und bessere Radwege, für Klimaschutzkonzepte und alternative Energie zu streiten. Seit 2009 macht sie das im Aschersleber Stadtrat. Dass sie dort als Mitglied einer kleinen Fraktion von den „Großen“ oft überstimmt wird, lähmt ihre Motivation nicht. „Im Gegenteil“, sagt sie, „es gibt ja auch viel Zuspruch, das beflügelt und man redet einfach mal über die Dinge.“

Politikverdrossenheit tut Land nicht gut

Miteinander zu reden, das empfindet die Sport- und Deutschlehrerin als Voraussetzung, um gegen Politikverdrossenheit anzugehen. Sie bedauert, dass die Euphorie der Wendezeit zu schnell verflogen sei und sich viele Menschen völlig von der Politik abgekehrt haben. „Das tut dem Land nicht gut“, sagt sie. „Und wenn es schon die Bundespolitiker nicht sind, dann sollten wir Kleinen hier vor Ort ansprechbar sein“, findet die 55-Jährige.

Ihr Engagement für grüne Politik kam mit der Wende. Vorher sei sie noch nicht mutig und „nicht weit“ genug gewesen, sich den Bürgerrechtlern anzuschließen. Dafür schäme sie sich im Nachhinein ein wenig. Dennoch hat sie sich stets für Umweltthemen interessiert, schloss sich den Grünen schon bald nach der Wende an. „Grüne Politik lag mir irgendwie von Anfang an am nächsten, die Grünen waren für mich immer vorausschauende, vernünftige Menschen, die in größeren Zusammenhängen denken“, begründet sie ihr Engagement und schlägt den Bogen ins Heute. „Die Flüchtlingsströme machen uns im Moment doch schmerzlich klar, wie sehr alles mit allem zusammenhängt.“

Das grüne Gewissen im Haus

Als Lehrerin am Stephaneum liegt ihr natürlich auch die Umweltbildung ihrer Schüler am Herzen. Mit all den Aktivitäten, die sie an ihrer Schule initiierte und zum großen Teil noch immer betreut, dürfte sie so etwas wie das „grüne Gewissen“ im Haus sein. Die Arbeitsgemeinschaft „Grüne Geister“, die sie leitet, kümmert sich um Energieeinsparung an der Schule, beackert einen Garten in Aschersleben und hat das erste grüne Klassenzimmer eingerichtet. Getränkedosen sind weitgehend aus der Schule verbannt worden, und aus der Vorreiterrolle bei den Getränken aus Pfandflaschen hat sich die Schülerfirma zur Pausenversorgung entwickelt. Kinderlauf und Europaparlament-Projekte liegen in ihrer Hand, Organisation gehört zu ihren Talenten.

Mitbegründerin der Radfahrinitiative Aschersleben

Seit die beiden Kinder aus dem Haus sind, genießt sie Freiräume, die sie für solche Aktivitäten nutzt. Dass sie gerne Fahrrad fährt, sei an dieser Stelle zwar erwähnt, ist aber eigentlich selbstverständlich. Um auch andere zum Radfahren zu ermutigen und selbst zu testen, wo es in Sachen Radwegen klemmt, hat sie vor drei Jahren die Radfahrinitiative Aschersleben (RIA) mitgegründet. Ihr Kampf um einen straßenbegleitenden Radweg von Aschersleben nach Ermsleben dauert an. „Die Unterlagen liegen beim Landesverwaltungsamt“, sagt sie, will aber auch hier nicht lockerlassen. Es ärgert sie, wenn manches an Zuständigkeiten scheitert und es wäre schön „wenn das Land klare Kante“ bei Dingen wie Verkehrskonzepten oder Verkehrsverbünden zeigen würde. Als Landtagsabgeordnete hätte sie darauf Einfluss. Aber sie weiß um starke Gegner um ein Direktmandat. „Da bin ich realistisch“, sagt sie und will mit ihrer Kandidatur vor allem um die Zweitstimme werben. (mz)