DDR-Spielzeugmuseum in Aschersleben DDR-Spielzeugmuseum in Aschersleben: Eine Reise in die Kindheit

Aschersleben/MZ - „Guck mal, Mutti, so eine Maschine hatte ich auch… ,die Kolben darin hatten sich sogar bewegt. Und das, und so was.“ Der gestandene Mann zwischen den Ausstellungsvitrinen im Gewühl der Neugierigen hatte neben seiner Frau auch seine Eltern dabei. Und Sohn Julian im begeisterungsfähigen Grundschulalter, ein Kind von heute, mit modisch keck hoch gegeltem Haar. „Das müssen wir unbedingt Julian zeigen!“
Kurz vor der Premierenöffnung der Tür in das neu aufgebaute DDR-Spielzeugparadies wuselte am Samstagmittag Marko Krogmann noch aufgeregt über das Gelände am Aschersleber Walkmühlenweg 11, wo er mit Mathias Heilmann und sieben weiteren Vereinsmitgliedern vor Ort über Monate intensiv bis zu diesem Tag aus einer Idee ein Museum entstehen ließ. Sie hatten sich einiges einfallen lassen: Livemusik, Ostrock mit einer Coverband und Kinderlieder vom Band. „Komm, wir malen eine Sonne auf den grauen Pflasterstein“, trällert Frank Schöbel lauthals und gibt damit ein passendes Motto vor für den Nachmittag.
Die Stimmung war gut, neugierig, gespannt
Zahlreiche DDR-Fahrzeuge - Fahrrad, Moped bis Trabi, Wartburg und Barkas B1000 - boten Kulisse für ein Fest, das mit zahlreichen Besuchern und Kaiserwetter belohnt wurde. Während es bis zum Besichtigen der Ausstellung im Inneren noch irgendwie hakte und sich organisatorisch verzögerte, gab es auf dem Außengelände zu essen und zu trinken sowie Kinderrummel, Hüpfburgen und Rutschen, die durchaus ganz neuzeitlichen Erwartungen entsprachen. Die Stimmung war gut, neugierig, gespannt. Von 13 bis 18 Uhr machte eine laute Party auf das nunmehr zweite DDR-Spielzeugmuseum in Deutschland (neben dem Ilmenauer) aufmerksam.
Krogmann unterstrich die große Resonanz im Vorfeld bei den Medien, Presse, Radiosender und Fernsehen. Wiederholt wurde berichtet. In einer kurzen Eröffnungsrede von der Bühne wurde allen Helfern und Unterstützern, die sich bis hierher engagiert hatten, gedankt. Der Eisenbahnclub Aschersleben zählt auf jeden Fall dazu. Er beteiligte sich mit einer großen Modellbahnanlage und historischen Fahrzeugen auf ganz direkte Weise.
Das Museum ist eine reine Privatinitiative, getragen von dem eigens gegründeten und noch ganz jungen „DDR Spielzeugmuseum Aschersleben e. V“, der bundesweit insgesamt 39 Mitglieder zählt, eine Homepage www.ddr-spielzeugmuseum-aschersleben.npage.de vorhält und immer auf der Suche nach Vervollständigung der Sammlung ist.
5.000 Exponate, Brettspiele, Puppen, Indianer, Bausteine
Die Initiatoren Marko Krogmann und Mathias Heilmann, als DDR-Kinder aufgewachsen, sammeln seit über zehn Jahren das Spielzeug ihrer Kindheit und wollen ihre Begeisterung dafür mit anderen teilen. Erste sporadische Messeauftritte ernteten große Resonanz, so dass die Idee wuchs, eine eigene feste Ausstellung zu etablieren. Die lange Suche endete in der alten, original DDR-Kaufhalle am Walkmühlenweg, die emsig hergerichtet wurde für den neuen Zweck. Etwa 5.000 Exponate, Brettspiele, Puppen, Indianer, Kräne, Stabilbaukästen, Bausteine, Gefährte jedweder Art, Puzzle, Stempelspiele und sonst noch was wurden zusammengetragen. Sie decken die gesamte DDR-Zeit von 1949 bis ’89 ab. Wer sich mit dem Thema etwas näher beschäftigt - und davon gibt es einige - kennt selbstverständlich die alten Herstellernamen Anker, Piko, Kellner, Altenburger, oder die Geschichte der PEBE-Bausteine, die dereinst so gut mit LEGO zusammenpassten und nach Rechtsstreit auf ihre Kompatibilität verzichteten.
Besonders stolz sind die Museumsväter auf einen Holztraktor der Firma Fröbel, das Gesellenstück des Firmengründers. „Das ist quasi die Mona Lisa unter den DDR-Spielzeugen“, glänzen die Augen von Marko Krogmann, als er durch die Halle führt und dabei auf eine große Rarität aufmerksam macht. „Wir können nicht alles gleichzeitig zeigen und haben uns bereits eine Erweiterungsfläche gesichert, auf der wir auch Wechsel- und Sonderausstellungen planen.“
Doch das ist vorerst Zukunftsmusik. Jetzt muss sich zeigen, ob und wie sich die Idee des unpolitisch gemeinten DDR-Spielzeugmuseums am Rand von Aschersleben trägt. Offiziell ab 1. Oktober von dienstags bis sonntags hofft das DDR-Spielzeugmuseum auf zahlreiche neugierige Besucher. Die sollen sich an ihre Kindheitstage und ungetrübte Spiellaune erinnern, sollen kramen und entdecken, woran sie vielleicht selber schon lange nicht mehr dachten. Und sie sollen ihre Kinder mitbringen, um gemeinsam in der großen Spielecke dem ureigensten Sinn des Spielzeugs nachzugehen: zu spielen.
Inwieweit das bei Julian, dem Kind aus der Eingangssituation, gelungen ist, ob er sich von der Begeisterung seiner Eltern und Großeltern anstecken ließ, war am Ende nicht mehr genau auszumachen.