Blumenkranz rahmt Becken
Aschersleben/MZ. - "Heute gehe ich baden." Für Andreas Gutmann eine klare Sache. Denn es sind Schulferien und es herrscht bestes Sommerwetter. Außerdem locken die Freunde: Steven Bodensieg, Denny Peinl und Klaus Schulze.
Wann immer das Wetter stimmt und das Taschengeld reicht, fahren die 13- und 14-Jährigen ins Ascherslebener Freibad Unter der Alten Burg. Hier finden sie alles, was sie brauchen: Ein großes Bassin, eine Wasserrutsche, riesige Wiesen und einen Kiosk. Dessen Angebot reicht - wie zu seligen DDR-Zeiten - von der Bock- und Bratwurst über Cola bis zum Pückler-Eis. Immerhin kamen Pommes frites dazu, die wie das andere in einer alten Garage verkauft werden. Alt ist auch ein Barackenbau. Nach der Sanierung des Bades im vorigen Jahr, die rund 820 000 Euro gekostet haben soll, reichte das Geld offenbar nicht mehr für Farbe oder gar einen Neubau.
Das aber stört, wie es scheint, keinen Besucher, denn hier warten andere Qualitäten. Diese beginnen schon mit dem Weg zum Bad: im kühlen Schatten dicht belaubter Bäume Unter der Alten Burg. Dieser Weg lässt sich gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen. Für die Räder wurde im Badgelände ein kleiner "Parkplatz" eingerichtet. Überhaupt: Platz. Davon gibt es im Bad eine Menge. Niemand muss dem anderen auf die Pelle rücken. Und was wichtig ist: Alles wirkt sehr gepflegt. Dafür sorgen zwei Schwimmmeister: Ralf Herrmann und sein Gehilfe René Friese. Bis zu 15 Stunden sind sie in der Saison täglich im Bad anzutreffen - zwischen 6 und 21 Uhr. Zwar stehen ihnen neuerdings zwei Ein-Euro-Kräfte zur Seite, doch bleibt für die Männer - neben der reinen Schwimmmeistertätigkeit - noch viel zu tun. Das beginnt beim Rasenmähen, geht über das Beseitigen des Mülls, Leeren der Papierkörbe, Reinigen der Toiletten, Abkeschern der Wasseroberfläche, Warten und Pflegen der Technik, Reinigen und Spülen der Filter bis hin zum Säubern und Einstellen der Mess- und Regeltechnik.
Davon merken selbst Stammgäste wie Fredy Schmidt nicht viel. "Onkel Männe", wie den 40-Jährigen hier jeder nennt, lobt den prächtigen Blumenkranz um das Becken, Sauberkeit und Wasserqualität. "Es lohnt sich, zu kommen. Auch wegen der Ruhe und Landschaft." Das mögen auch Erwin und Sebastian Zahnow aus Frose. Der 48-Jährige und sein 24-jähriger Sohn kennen das Bad seit langem. Der Ältere arbeitete mal hier - heute leitet er das Therapiebad in Bad Suderode. Er sagt: "Man hat in Aschersleben gute Kollegen zurückgelassen."
Wie Zahnows einen Teil ihrer Kindheit im Freibad verbrachten, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Denny, Steven, Andreas und Klaus, die im Sommer jede freie Minute im Bad zubringen, später auch gern an die Zeit im Freibad erinnern. Und vielleicht mit ihren Kindern wiederkommen.