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Bergtheater Thale Bergtheater Thale: Benzin liegt in der Luft

Von Uwe Kraus 28.05.2002, 15:05

Thale/MZ. - Die Geschichte im Ambiente der 50er ist sommerleicht gestrickt: Junge Lebemänner schließen Bekanntschaft mit dem Herrn Gerichtsvollzieher und beginnen wieder bei Null als gemeinsame Pächter einer aufgelassenen Tankstelle. Doch ihr wirtschaftliches Comeback gestaltet sich eher zählebig. Und als dann noch die flotte Lilien vorfährt und allen Dreien den Kopf verdreht, kriegt der Freundschaftsbund einen kräftigen Knacks.

So übersichtlich wie die Handlung bleibt auch das Ensemble. Dem Trio und der Schönen werden ein verwitweter großindustrieller Papi (Martin Richter) und Elisabeth Simon als dessen ewig rauchende Freundin sowie eine stumm, aber ausdrucksstark agierende Klo-Frau hinzugefügt und die Geschichte kann beginnen.

Aber zu einer musikalischen Komödie fehlt ja noch Musik. Unter der Ägide von Martin Orth spielt die Tankstellen-Band mit Inbrunst und Flair die unvergessenen Ufa-Hits wie "Ein Freund, ein guter Freund...", "Das gibt''s nur einmal, das kommt nie wieder" oder "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen". Der Beweglichste aus dem Trio unter wahlweise Sonnen- oder Regen-Schirmen, in dem neben dem Mann am Klavier Orth Fiete Wachholz das Schlagzeug bedient, ist Bassist Jan Mollérus. Der springt zuweilen aus dem schwarzen Auftrittsanzug in den Hausmeisterkittel oder ins "Schwalbe"-Piloten-Outfit.

Jonas Eckert, Thorsten Köhler und Karl Koch mimen erzkomödiantisch das Junggesellentrio Willi, Kurt und Hans, das Freund für Freund der jungen Trabant-Cabrio-Fee (Maria Vrijdaghs) verfällt. Die wirbelt die Jungs und deren Gefühle bei den regelmäßigen Besuchen an der Tankstelle "Zum Kuckuck" ganz schön durcheinander. So bleiben der Griff zum Boxhandschuh und eine verbeulte Nase nicht aus.

Auch der von Frauenhand geplante Klärungsversuch im Klub von Liliens singender Stiefmutter in spe (Elisabeth Simon) geht ziemlich daneben. Auch wenn diese noch kurz davor zur Freude des überwiegend weiblichen Publikums verkündet hatte, drei Männer seien zusammen so schlau wie eine Frau. Doch letztlich gibt es eine Lösung für die verzwickte erotische Zwangs-, aber auch für die Finanzlage des Trios.

Die gelungene Ausstattung des Spektakels verdankt man Francesca Ciola. Neben den obligaten Tanksäulen in der Bühnenmitte gehörte dazu das von Souffleuse Gabriele Burger am Groschenteller gut bewachte Pissoir, die Bar, in der Elisabeth Simon verrucht "Eine Nacht in Monte Carlo" ins Mikro stöhnt, und das ledergeprägte Büro von Liliens Vater, Konsul Kosmann. Dass nur aufgepeppte Trabbis durch das Wirtschaftswunderbild West rollten, ist wohl deren noch guter Verfügbarkeit und ihrem dem Bergtheater angepassten Wendekreis zu danken.

Aber nicht nur der Zweitakter-Sound erfreute die Ohren. Neben einigen gelungene akustischen Effekten gaben die Schauspieler ihr Bestes, um die Evergreen-Töne auf Tank-Niveau zu treffen. Insgesamt eine sehens- und hörenswerte Aufführung mit spielfreudigen Akteuren, Schwung, einer guten Portion Witz und etwas Augenzwinkern, die ein Sommertheater-Hit auf der grünen Bühne des Harzes werden könnte.

Harzer Bergtheater Thale: "Die drei von der Tankstelle", die nächsten Vorstellungen sind am Freitag, 31. Mai; Sonnabend, 1. Juni, jeweils 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 2. Juni, 15 Uhr.