Beat-Club Leipzig in Aschersleben Beat-Club Leipzig in Aschersleben: Unvergessene Hits der 60er und 70er

Aschersleben - So geht Stimmung und Party. Gleich mit den ersten Beats „Free me“ von Uriah Heep zog es die Generation Beat-Club aus Aschersleben und Umgebung auf die Tanzfläche. Oben auf der Bühne spielte für sie die Kultband „Beat-Club Leipzig“. Gemeinsam feierten sie einen ganzen Abend im Bestehornhaus die rebellische Musik der 60er- und 70er- Jahre, die wilden Jugendjahre und die verbindende Erinnerung daran.
Laut und langhaarig
„Danke dafür, dass ihr an einem Freitag noch so viel Kraft gehabt habt, hierherzukommen“, tönt es im Saal. Laut und langhaarig- soweit noch Haare wachsen - die Band in klassischer Besetzung mit Drums, Bass und zwei Gitarren. Mit dem Beat und dem legendären Beat-Club aufgewachsen und großgeworden, wie fast alle hier.
September 1965, ein Sonnabend, 16.45 Uhr bei Radio Bremen - Ansager Wilhelm Wieben kündigt eine neue, eine revolutionäre Fernsehsendung an für Jugendliche und Twens und warnt deren Eltern: „Diejenigen unter Ihnen, die Sie Beatmusik vielleicht nicht mögen, bitten wir schon jetzt um ihr Verständnis.“ Die Alten, also die ab 30, waren tatsächlich zutiefst empört über den Verfall der Kultur, über die Zottelhaare und das hysterische Gekreische. Das galt drüben wie hüben.
Seit 45 Jahren Musiker
Aber Günter, Micha, Bernd und Frank, die Jungs aus Leipzig, Erfurt und Halle, sahen in den Folgejahren fasziniert und regelmäßig einmal im Monat den Beat-Club im Westfernsehen. Und die knappen Miniröcke von Moderatorin Uschi Nerke. Lauschten übers Radio den jungen, englischsprachigen Bands, den Riffs und dem Rhythmus der aufbrechenden neuen Generation, die sich selber finden wollte.
„Was wir eben da eben gehört hatten, so was Ähnliches wollten wir dann auch auf der Bühne spielen. So machen wir das nun seit 45 Jahren“, erinnern sie ihr Publikum. Längst sind aus den Jungs von einst ausgewachsene Männer geworden, profilierte, bühnen- und tourerfahrene Musiker um Frontmann Michael Dressler. Reisten und spielten mit vielen Größen aus der besagten Zeit, von den Equals über die Lords, die Rubettes, Slade, Rattles, Sweet, Dave Dee, Mungo Jerry, Spencer Davis Group, Suzie Quatro bis hin zu den Hollies.
Als Beat-Club Leipzig interpretieren sie seit inzwischen 28 Jahren die unvergessenen Hits der 60er und 70er mit heutigen Sounds und Standards, mit modernem technischen Equipment. Eine Zeitreise mit den bekannten Songs von den Animals, den Beatles, C. C. R., Deep Purple, Jethro Tull oder Status Quo, von Steppenwolf, den Stones und T-Rex bis hin zu Uriah Heep und Vanilla Fuge. Das alles musikalisch aufgepeppt in einer mitreißenden Bühnenshow.
So mitreißend und unwiderstehlich, dass die Tanzfläche dauerhaft belegt ist und die Sitzplätze immer wieder verwaist. „Come on without, come on within“ / Kommt schon, ihr da draußen… Mit Manfred Mann wird Aschersleben aufgefordert zum Tanz und zum Hochreißen der Arme nebst rhythmischem Klatschen. Aschersleben tanzt, Aschersleben reißt die Arme hoch und klatscht.
Parkett vibriert
So geht das über die 60er und 70er hinweg, nach einer kurzen Verschnaufpause den ganzen Abend. Das Parkett vibriert unter dem Bass und den Tänzern. Die Musiker schreien in den Saal - „Twist and shout“ - aus dem Saal schreit es zurück. Tanzen, mitsingen oder auch nur zuhören. Dafür sind die Gäste gekommen, die Jungen aus jener Zeit, in der sie sich gegen das Überkommene der Elterngeneration auflehnten mit ihrer Musik. Die neuen Alten, die jung geblieben sind oder sich noch jung fühlen. An diesem Abend besonders.
Bei Jennifer Lentvogt und ihrem Freund Tino Doberstein aus Staßfurt ist das anders. Sie fallen aus dem beschriebenen Raster. Sie fallen schon deshalb auf, weil sie erkennbar unter 30 sind. Während Tino - eher semiinteressiert - sein Handy zückt und darüber wischt, erwartet Jenny noch gespannt ihre Eltern, die wenig später eintreffen. Mit „Daddy’s Crew“ machen sie selber Musik, Partymusik „querbeet“ sagt Jenny. „Da will ich mir immer andere Bands anschauen“, beugt sie sich über den Tisch und schreit gegen den Lärmpegel an. Zum ausgedehnten Plaudern und gepflegten Unterhalten ist es eindeutig zu laut. (mz)
