Bäckerhandwerk Bäckerhandwerk: Thomas Borchert hat als Bester Meisterprüfung bestanden
Wilsleben/MZ. - "Das hat er richtig gut gemacht." Voller Stolz klopft Bäckermeister Hartwig Behrens seinem ehemaligen Gesellen auf die Schulter. Thomas Borchert nimmt dieses Lob gelassen auf. Doch auch er kann seinen Stolz nicht verbergen. Nach zwei Jahren ausgiebigen Lernens hat der Bäcker seinen Meisterabschluss nun in der Tasche. Als bester Meister seines Jahrgangs hat er die Prüfung vor der Hallenser Handwerkskammer bestanden. Sein Meisterstück: das Brandenburger Tor.
Die Arbeit des Jungmeisters, der seit vier Jahren in der Landbäckerei Behrens in Wilsleben tätig ist, hat sich gegen elf Konkurrenten durchgesetzt. "Keiner hatte so ein hohes Bauwerk wie ich", zeigt er auf das Kunststück. Insgesamt 55 Zentimeter hoch und fast 18 Kilogramm schwer ist das "Gebäck" mit dem Schriftzug "Meister 13." "Wir mussten uns im Vorfeld ein Thema zur Prüfung einfallen lassen. Das war nicht leicht", gibt er zu. "Nimm doch die Wiedervereinigung", habe ihm der Meister dann vorgeschlagen und dabei nicht geahnt, dass der Geselle beim Betrachten des monumentalen Bauwerks auf einem Foto fast noch ins Wanken geraten wäre. Statt der erwarteten drei Säulen besitzt das Berliner Wahrzeichen sechs Stück und obenauf thront noch eine Göttin mit vier Pferden (Quadriga).
Doch nach drei schlaflosen Nächten stand fest: Ein Zurück gibt es für den ehrgeizigen jungen Bäcker nicht. Und so vergrub sich dieser über 14 Stunden in die Bäckerstube und schaffte sein Meisterwerk. Zuerst musste die Grundplatte gefertigt werden. Dafür galt es 70 helle und 70 dunkle Teigstränge miteinander zu verflechten. Dann ging es an die Säulen. "Hier ist man ein Maurer, ein Statiker und auch Bäcker zugleich", findet er und verrät dann: "Doch einmal habe ich auch in der Ecke gesessen und vor Verzweiflung ein paar Tränen verdrückt." Doch schließlich landete der aus Grundteig geformte Säulenbau zum Trocknen doch noch im Ofen. Davor die angebrachte Warnung, dass keiner dessen Türen öffnet. "Selbst für den Chef war die Ofentür versperrt", schüttelt Hartwig Behrens lächelnd den Kopf.
Gemeinsam haben sie sich dann an die Figur gewagt. Der Chef mit seinen Ideen und der angehende Meister mit kreativen Händen. "Es hat mit dem schweren Teig besser geklappt als vermutet. Sogar die Proportionen stimmen", findet der Bäcker.
Das müssen wohl die Prüfer ebenfalls so gesehen haben. Denn neben jeder Menge spezieller Brot- und Brötchensorten, Kuchen, Plunder und Teegebäck sowie einer Torte, habe er für alle Prüfungsstücke insgesamt 88 von 100 möglichen Punkten erzielt - die Bestnote. "Auch die Torte war eine Herausforderung. Passend zum Thema wurde sie mit einem Schachbrettmuster, einer Deutschlandkarte mit den ehemaligen Grenzen und einer drei Zentimeter hohen Marzipanmauer versehen", sagt Thomas Borchert. Und im Gegensatz zum Bauwerk lässt sich diese auch verzehren.
Zwei Tage Prüfungsmarathon liegen hinter ihm. "Ob ich das noch mal machen würde", zuckt der Jungmeister mit den Schultern. Spannend und lehrreich war die Zeit, doch auch stressig und ab und an gab es sogar schlaflose Nächte. Das ist jetzt vorbei. "Ich bleibe erst einmal hier in der Bäckerei. Urlaub ist auch in Sicht, den werde ich genießen", verrät der 27-Jährige. Thomas Borchert ist mit Leib und Seele Bäcker. "Das habe ich gleich gewusst. So etwas sieht man schon daran, wie jemand den Teig anfasst. Und außerdem wollte er immer alles sofort wissen", sagt Hartwig Behrens. Ganz gegen den Wunsch der Eltern, habe der junge Mann sich für den Bäckerberuf entschieden. "Ich bin in Egeln aufgewachsen. Neben der Schule gab es einen Bäcker. Die Brötchen haben geschmeckt und ich war neugierig auf die Bäckerstube", blickt er zurück. Deshalb habe er dort zwei Praktika absolviert und sich später dann auch für eine Lehre entschieden. Das frühe Aufstehen - in der Bäckerei ist um 24 Uhr Arbeitsbeginn - findet er nicht weiter schlimm. "Wenn andere aufstehen, dann sind wir mit der Arbeit fertig. Da hat man den ganzen Tag noch vor sich und kann sich jede Menge vornehmen", sagt Thomas Borchert. Einige Pläne hat er bereits: So möchte er zunächst die Urkunde mit dem Meistertitel nicht nur bei sich zu Hause, sondern auch im Laden, neben der seines Chefs, aufhängen. Und auch das Meisterstück werde ausgestellt. Im Schaufenster des Cafés der Bäckerei Behrens auf der Ascherslebener Staßfurter Höhe. "Das muss sein. Denn wie gesagt, wir sind alle ganz stolz auf ihn", freut sich Hartwig Behrens.