Ausbildung Ausbildung: Ascherslebenerin wird zur Bestattungsfachkraft ausgebildet
Aschersleben/MZ. - Sie taucht. Sie reitet. Sie trifft sich mit Freunden. "Was halt jeder so macht." Wenn Juliane Maria Müller aber erzählt, wo und als was sie arbeitet, erntet sie ganz oft erstaunte Blicke. Einher geht meist Neugierde, gefolgt von der Erkenntnis: "Das könnte ich nicht." Denn die 18-jährige Ascherslebenerin, die es vorzieht, mit Jule und Du angesprochen zu werden, wird nicht etwa Bürokauffrau, sondern Bestatterin. Oder: Bestattungsfachkraft - das ist die genaue Bezeichnung für den vielseitigen Beruf, Jules Traumberuf.
Ungewöhnlich? Keineswegs, winkt sie ab. In ihrer Berufsschulklasse im fränkischen Bad Kissingen sind knapp 30 Schüler und "es gibt viele Mädchen, die Bestatterin werden wollen", versichert die Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Nach der Lehre will sie noch ihren Meister machen, um ausbilden zu können. Ein Jahr dauert die Weiterbildung. Aber das ist Zukunftsmusik. Derzeit stehen auf dem Stundenplan noch Fächer wie Betriebsprozesse und Geschäftsdokumentation, Beratung und Betreuung. "Wir lernen alles über Friedhöfe und die gesetzlichen Bestimmungen", zählt sie auf, "die unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland." Die Phasen des Sterbens und Trauerns, beginnend mit dem Nicht-Wahrhaben-Wollen, sind Lehrstoff. Und auch, wenn Bestatter keine Särge zimmern, mit den Materialien müssen sie sich sehr wohl auskennen.
Mit ihrer Berufswahl tritt Jule in die Fußstapfen ihrer Großeltern Hans-Jürgen und Renate Müller, die sie nunmehr tatkräftig unterstützt. Seit Anfang der 90er Jahre betreiben sie ein Bestattungsinstitut in der Valentina-Tereschkowa-Straße. Die Themen Tod und Sterben begleiten Jule daher, seit sie denken kann. Einen anderen Beruf lernen? Das zog die ehemalige Schülerin der Ganztagsschule "Albert Schweitzer" nie wirklich in Betracht. Gut, eine kurze Phase habe es gegeben, da wollte sie lieber Tierärztin werden, lacht sie. Aber "als ich noch klein war, da war ich schon mit hier", erzählt die junge Frau, sich an ihrem Arbeitsplatz umschauend. Einmal, da huschte sie in den Abschiedsraum. Ein Verstorbener lag gerade aufgebahrt. Zurechtgemacht und in einem mit weichem Stoff ausgekleideten Sarg. Särge, die stattet Jule inzwischen selbst aus, legt den Innenraum aus, bevor der Verstorbene hineingelegt wird. Kissen und Decke gehören zur Standardausstattung. Sie berät und betreut Angehörige, kümmert sich um die anfallenden Formalitäten, die Ausgestaltung der Trauerfeier... Kurzum: um alles, was zu einem würdevollen Abschied gehört - "ganz im Sinne des Verstorbenen, denn der letzte Wille zählt", erklärt Jule, deren ruhige und ausgeglichene Art in einem Job wie dem ihren Gold wert ist. Berührungsängste habe sie nicht, sagt sie. Weder im Umgang mit dem Toten - dazu gehört alles vom Waschen bis zum Ankleiden und darauf werden die Azubis im Bundesausbildungszentrum in Münnerstadt vorbereitet -, noch mental: "Ich finde, man sollte viel offener über den Tod reden. Der Tod gehört zum Leben dazu. Irgendwann sterben wir alle."