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Aschersleben Aschersleben: Suche nach Sicherheit für Radfahrer

Von harald vopel 23.07.2012, 18:31

aschersleben/MZ. - Dass Aschersleben für Radfahrer an vielen Stellen tatsächlich ein gefährliches Pflaster sein kann, musste am Donnerstag ein 26-jähriger Radler erfahren. Der war auf der Staßfurter Höhe in Richtung Innenstadt unterwegs, als er auf Höhe des Seegrabens von einem nach rechts abbiegenden Autofahrer übersehen und erfasst wurde. Für den Radfahrer endete die Fahrt mit einer Rutschpartie über die Kühlerhaube und einer Landung auf dem Straßenpflaster. Er verletzte sich und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Patentlösungen dafür, wie Radfahrer möglichst ungefährdet durch Aschersleben radeln können, haben auch die Bündnis-Grünen nicht. Auf der Suche nach Möglichkeiten, die Situation zumindest zu verbessern, hatten sie sich am Mittwoch - schon einen Tag vor dem Zusammenstoß auf der Staßfurter Höhe - auf die Drahtesel geschwungen und eine Partie durch Aschersleben gemacht.

Eingeladen hatte die Grünen-Stadträtin Gundel Jahn. Mit dabei waren auch der Verkehrspolitische Sprecher der Bündnis 90-Grünen im Magdeburger Landtag, Christian Erdmenger, Vertreter der Stadtverwaltung, der Ascherslebener Verkehrswacht, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen-Anhalt (ADFC) und interessierte Ascherslebener.

Im Ergebnis der Rundfahrt gibt es nach Ansicht von Gundel Jahn durchaus viele Ansatzpunkte, wie es Radfahrern einfacher und sicherer gemacht werden könne. Deshalb will sie unter anderem mit der Stadtverwaltung zunächst über einfache und kostengünstige Veränderungen ins Gespräch kommen. Da sei beispielsweise eine Änderung der vorhandenen Beschilderung der Radwege denkbar.

Dadurch könne den Radlern stellenweise die Wahl gelassen werden, ob sie den vorhandenen Radweg oder die Fahrbahn benutzen. Denn längst ist nicht überall der Radweg tatsächlich die sicherere Variante. "Viele Radwege täuschen eine Sicherheit lediglich vor, bieten sie aber nicht", so der Grünen-Verkehrsexperte Erdmenger.

Start der Rundfahrt war auf dem eher radfahrerunfreundlichen Kopfsteinpflaster vor dem Rathaus. Dann ging es über die Straße Hinter dem Turm, durch die Promenade bis zum ersten Stopp am Burgplatz. Dort wurde unter anderem die Straße Vor dem Steintor aus Radfahrersicht kritisch unter die Lupe genommen. Parkende Autos und auch eine Bushaltestelle engen dort den Verkehrsraum für Radfahrer ein. Nicht schön - aber eher schwer zu ändern, waren sich die meisten Radtour-Teilnehmer einig.

Nach der Passage des Carl-von-Ossietzky-Platzes und der Langen Reihe, wurde von den fast 20 Teilnehmern der Zollberg bezwungen. Übrigens unübersehbar zum Ärgernis vieler Autofahrer, die wegen des Gegenverkehrs zum Langsamfahren genötigt waren. Entschloss sich einer doch zum Überholen, wurde es für die Radler richtig eng. Als eine mögliche Entschärfung dieser Situation wurde eine gemeinsame Nutzung des Gehweges für Fußgänger und Radfahrer ins Gespräch gebracht. Allerdings auch das mit Für und Wider.

Die Abfahrt über den Hellgraben durfte mehr oder weniger genossen werden. Kritik gab es trotzdem. Der dort vorhandene Radweg sei viel zu schmal, kritisierte Christian Erdmenger, nachdem er den Zollstock angelegt hatte. Außerdem verläuft der Radweg teilweise direkt neben an der Bordsteinkante parkenden Autos. Öffnet dort ein Beifahrer unvermittelt die Autotür, dürfte ein Radfahrer das Nachsehen haben.

Als zu schmal befunden wurden auch die Radwege zur und von der Magdeburger Brücke - von der Kreuzung am Hellgraben bis zum Sportplatz an der Wilslebener Straße. Genügend Platz für einen Radweg gibt es nach Ansicht von Stadträtin Gundel Jahn dagegen an der Staßfurter Höhe, stadteinwärts zumindest bis zur Einmündung Brunnenstraße.

Die Idee, auf der Staßfurter Höhe sogenannte Radfahrstreifen links und rechts der Fahrbahn anzulegen, wurde schnell wieder verworfen. Sie würden die Straße zu sehr einengen, herrschte nach kurzer Diskussion Einigkeit.

Beim Abbiegen vom Johannisplatz in die Bahnhofstraße erlebten die Radfahrer eine ganz seltene Situation - freie Fahrt auf der Bundesstraße in Richtung Bahnhof. Kurz zuvor wurde über die Idee gesprochen, einen kurzen Radweg vom Bahnübergang Staßfurter Höhe zum Busbahnhof entlang der Bahngleise anzuregen. Der müsste allerdings über das Gelände der Bahn führen, was wahrscheinlich auf hohe bürokratische Hürden stoßen würde, war man sich einig.

Um die Herrenbreite ging es über die Hecknerstraße und die Breite Straße schließlich zurück zum Ausgangspunkt.