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Aschersleben Aschersleben: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Von MARION POCKLITZ 30.11.2011, 17:38

ASCHERSLEBEN/MZ. - Immer wieder füllen sich die Augen mit Tränen. Verstohlen wischen sie Ingrid Dietzel und Bärbel Neubert mit dem Taschentuch weg. Doch ab und zu schafft es doch eine Träne und läuft über die Wange. Es sind Tränen der Rührung, der Traurigkeit und auch ein bisschen der Vorfreude. Denn die beiden Erzieherinnen, in der Ascherslebener Kindereinrichtung "Fröbels Spielkiste", sind ab Donnerstag im Ruhestand. Am Mittwoch haben sich die 60 Kinder und ihr Erzieherteam von den beiden beliebten Frauen verabschiedet.

"Es fällt nicht leicht zu gehen. Wir tun es mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge. Unser Herz hängt einfach zu sehr an dieser Einrichtung", sagt Ingrid Dietzel, die seit 40 Jahren in der Kindertagesstätte in der Dammköhlerstraße arbeitet. Seit 1989 ist sie dort auch Leiterin. Bärbel Neubart hat sogar 45 Dienstjahre hinter sich. Seit 2003 ist sie die Vorsitzende des Vereins. Vieles haben die beiden Frauen gemeinsam geschafft. "Die schwerste Zeit war wohl nach der Wende. Wir wussten nicht, wie es weitergeht. Nicht mit der Einrichtung, nicht mit unseren Arbeitsplätzen. Die Stadt gab damals die Kindereinrichtungen in freie Trägerschaften. Das hat uns viele schlaflose Nächte beschert", blickt Bärbel Neubart zurück. "Doch es hat sich gelohnt", findet Ingrid Dietzel und ihre Kollegin nickt zustimmend.

Beide Frauen sind mit Leib und Seele Kindererzieherinnen. Bärbel Neubart ist in Freckleben aufgewachsen und hat schon im Kindesalter gewusst, das nur dieser Beruf für sie in Frage kommt. "Ich habe immer auf ein Mädchen aufgepasst und diese auch vom Kindergarten abgeholt", verrät die 61-Jährige. So hat sie nach der Schule eine Ausbildung zur Krippenerzieherin gemacht. In verschiedenen Einrichtungen der Stadt Aschersleben war sie tätig, bis sie 2003, mit der Gründung der Fröbels Spielkiste in der Dammköhlerstraße mit dem Arbeiten anfing. Dort musste erst eine Kinderkrippe eingerichtet werden. Auch das habe viel Kraft gekostet, denn man musste die Räume neu ausstatten. Doch in der Kinderkrippe hat sie nach wie vor gern gearbeitet. "Dadurch, dass die Kinder die Einrichtung nicht verlassen, bis sie in die Schule kommen, kann man ihre Entwicklung sehr schön verfolgen. Das ist eigentlich das Beste an diesem Beruf. Wir verlieren nicht den Kontakt zu ihnen nach der Krippenzeit", erzählt Bärbel Neubart.

Ingrid Dietzel hat ihren Traumberuf eigentlich einer Freundin zu verdanken. "Ich wollte zuerst Lehrerin werden. Doch eine gute Freundin machte mir den Beruf Kindergärtnerin schmackhaft. Den Schritt in diese Richtung habe ich nicht bereut", gibt die 61-Jährige gern zu. Nach der Ausbildung in Halle fing sie 1969 in der Einrichtung in der Dammköhlerstraße an. "Dort blieb ich bis zur Wende. Dann wechselte ich in den Wema-Kindergarten. Doch nach zwei Wochen stand das gesamte Team vor meiner Haustür und bat mich, als Leiterin zurückzukommen", blickt sie zurück. Dieses Angebot habe sie sofort angenommen. Es sei schon komisch gewesen, als ehemalige Kollegin nun als Chefin dem gleichen Team vorzustehen. "Man wächst im seinen Aufgaben", sagt sie und blickt dabei auf 21 Jahre zurück.

"Ich bin ganz traurig, wenn die beiden nicht mehr da sind und vermisse sie jetzt schon. Sie waren immer für uns Kinder da", sagt die erst sechsjährige Josefine beim Abschied und spricht damit wohl allen Kindern, aber auch allen Erziehern aus der Seele.

"Wir gehen ja nicht ganz. Wenn wir gebraucht werden, dann reicht ein Anruf. Und für den Verein sind wir sowieso immer da", versprechen die beiden mit Tränen in den Augen, die sich ihre Zukunft mit Lesen, Reisen, Gärtnern und ihren Enkelkindern ebenso gut vorstellen können.