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Aschersleben Aschersleben: Marodes Stadtbad liegt im Dornröschenschlaf

Von Harald Vopel 11.05.2011, 16:35
Seit September 2010 hält die Senioren-Pflegeheim-Baustelle tiefen Dornröschenschlaf.
Seit September 2010 hält die Senioren-Pflegeheim-Baustelle tiefen Dornröschenschlaf. Gehrmann

ASCHERSLEBEN - "Große Klappe - nichts dahinter", kommentierte ein Passant lakonisch den Dornröschenschlaf der Baustelle zwischen Stadtpark und der Worthstraße in Aschersleben. Dort, wo noch vor einigen Jahren das ehemalige Stadtbad dem Verfall preisgegeben war und dem Abriss entgegendämmerte, soll ein neues Alten-Pflegeheim errichtet werden. Im Frühjahr 2010 waren auch die Bagger angerollt und hatten die Stadtbad-Ruine dem Erdboden gleichgemacht. Im September stand der Rohbau des künftigen Pflegeheims - und die Baustelle plötzlich still. Das war´s - bis heute.

Eine Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung - nach dem Grund der damaligen Bauunterbrechung - beim Bauherren, der Berliner Dres 3. Seniorenheim GmbH, hatte deren Geschäftsführer Wolfgang Hammar seinerzeit mit einem fehlenden Gutachten für eine Bank beantwortet.

Das Gutachten hätte man schließlich gebracht, so dass es in spätestens drei Wochen weitergehen würde. Ging es aber nicht. Stellt sich jetzt die Frage, ob Aschersleben anstatt der Stadtbad-Ruine vielleicht um eine Invest-Ruine reicher ist. Wolfgang Hammar wiegelt jedenfalls auch diesmal ab und beschwichtigt. Im vergangenen Herbst hätte man sich schließlich entschlossen, nicht weiterzubauen, weil sowieso der Winter vor der Tür gestanden habe.

Damit widerspricht er sich allerdings selbst, denn noch im September 2010 hatte er mitgeteilt, dass der damals nächste Schritt der Einbau der Fenster sein würde, um im Winter mit den Innenarbeiten beginnen zu können.

Außerdem sei der Bau inzwischen solange im Verzug, weil man in den vergangenen Monaten eine "finanzielle Umschichtung vornehmen musste", so Hammar am Dienstag in einem Telefonat mit der Mitteldeutschen Zeitung. Schließlich würden die potenziell pflegebedürftigen Senioren wegen des in dieser Branche gut versorgten Marktes nicht gerade Schlange stehen. Da wollten die Finanziers schon genau wissen, ob ein Projekt zukunftsträchtig sei oder vielleicht nicht, so der Dres-3.-Seniorenheim-GmbH-Geschäftsführer. Und weiter: Das Projekt in Aschersleben sei jedenfalls zukunftsträchtig und deshalb würden die Bauarbeiten - wie schon einmal im September verkündet - in etwa drei Wochen weitergehen.

Bis dahin müssten erst einmal die am Bau beteiligten Teams wieder zusammengetrommelt werden, ließ Wolfgang Hammar am Dienstag wissen. Der gegenwärtige Stillstand auf der Baustelle hatte auch die Ascherslebener Stadtverwaltung unruhig werden lassen. Deshalb habe sich das Amt für Stadtentwicklung kürzlich mit dem Bauherrn in Verbindung gesetzt und ebenfalls die Information erhalten, dass es demnächst weitergehen werde.

Die Faktoren Zeit und Schnelligkeit waren bei diesem Projekt von Anfang an - wenn überhaupt - nur schwer unter einen Hut zu kriegen. Zunächst stand das Stadtbad-Gebäude sechs Jahre leer, bevor sich der erste Kaufinteressent meldete. Nachdem die Deutsche Real Invest AG mit Sitz in Berlin das Abrissgrundstück im Dezember 2007 erworben hatte, sollten im Herbst 2009 die ersten Bewohner in das Pflegeheim unter einem neuen Betreiber, der H & R Senioren Heimbetriebsgesellschaft mbH & Co.KG, einziehen. Ein Bauantrag wurde zwar genehmigt - aber zunächst mit Auflagen versehen. Danach passierte auf der potenziellen Baustelle ein Jahr lang so gut wie nichts. Lediglich hinter den Kulissen feilschten das Bauordnungsamt des Landkreises und der Investor um ganze 20 Zentimeter Breite eines Treppenabsatzes, die von der Planung des Investors, der inzwischen Dres 3. Seniorenheim GmbH hieß, abwichen. Nachdem man sich im Herbst 2009 geeinigt hatte, wurde einige Wochen später mit dem Abriss des ehemaligen Stadtbades begonnen.

Der Zeitplan, nach dem der Rohbau vor der Eröffnung der Landesgartenschau 2010 (Laga) stehen und während der Laga die Innenarbeiten ausgeführt werden sollten, konnte dann nicht eingehalten werden. Und so wartet das Projekt auch ein weiteres Jahr später immer noch auf seine Vollendung.