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An- und Verkäufe in Aschersleben An- und Verkäufe in Aschersleben: Den Wandel überdauert

Von Mareike manthey 20.08.2013, 18:52
Kathrin Martin hat sich mit dem Internet arrangiert. Sie verkauft ihre Waren auch online.
Kathrin Martin hat sich mit dem Internet arrangiert. Sie verkauft ihre Waren auch online. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Durch das Fenster, auf dem in gelber Schrift „An- und Verkauf“ steht, kann man schon einen ersten Blick auf das Angebot werfen. Im Laden empfängt den Besucher dann der Geruch gebrauchter Gegenstände. Manche würden das muffig nennen. Und ein bisschen sieht es aus wie auf dem Flohmarkt: bunt und chaotisch. Nichtsdestotrotz hat alles seinen Platz im An- und Verkauf von Kathrin Martin in der Wilhelmstraße in Aschersleben: vorn die Kiste mit Konsolenspielen, daneben die Wand für Stereoanlagen und etwas weiter hinten die Regale mit Computern.

Seit 1995 führt Kathrin Martin das Geschäft und seit damals hat sich einiges verändert. „Ende der 90er Jahre war es noch bedeutend einfacher, Geld zu verdienen, weil einfach viel mehr Kunden kamen“, erzählt sie und zuckt mit den Schultern. Mittlerweile ist die Leiterin des An- und Verkaufs auch die einzige Mitarbeiterin. Angestellte kann sie sich nicht mehr leisten. Und irgendwann, so glaubt sie, könnten Internetauktionshäuser wie Ebay die kleinen Läden ganz verdrängen.

Seit es Amazon oder Ebay gibt, die gebrauchte Dinge über das Internet anbieten, ist es für Besitzer eines An- und Verkaufs nicht einfacher geworden. Das weiß auch Mike Keps, der seit April 2012 gemeinsam mit seiner Frau einen An- und Verkauf in der Straße Über den Steinen betreibt. „Ohne Internet wäre es sicher leichter“, sagt er. Das Problem sei nicht das schier unendlichen Angebot, sondern die Bequemlichkeit der Leute. Tatsächlich ist es längst möglich, Waren mit wenigen Klicks von zu Hause aus zu bestellen. „Das ist aber oft teurer.“

Vom An- und Verkauf lassen sich Miete oder Transportkosten nicht mehr decken. Eine wichtige Einnahmequelle sind für Keps die Gutscheine für Erstausstattungen, die vom Arbeitsamt ausgestellt werden.

Kathrin Martin hat einen anderen Weg gefunden: Sie nutzt das „notwendige Übel“, wie sie es nennt: Sie verkauft Waren auch im Internet; besonders die, die im Geschäft keine Käufer finden. „Ohne diese Möglichkeit könnte ich den Laden vermutlich zumachen“, sagt sie. „So wie es momentan läuft, lohnt es sich zwar, aber reich wird man sicher nicht.“ Das sei allerdings auch nicht der Gedanke bei der Gründung des Geschäfts gewesen. Die Idee kam Martin während Flohmarktbesuche. „Die Atmosphäre auf Flohmärkten hat mir immer gefallen. Irgendwann wollte ich dann selbst etwas Ähnliches aufbauen.“ Und obwohl die Arbeitszeit in der Woche gut und gern einmal 70 Stunden beträgt, denkt sie nicht daran aufzuhören.

Keps kam während seiner Zeit als Hausmeister darauf: „Beim Häuserausräumen gab es so viele gute Möbel, die weggeschmissen wurden. Das hat mir richtig leid getan.“ Jetzt bieten er und seine Frau unter anderem Möbel und Elektrogeräte für „kleines Geld“ an.

Zu glauben, alle Kunden eines An- und Verkaufs beziehen staatliche Leistungen sei allerdings ein Klischee. Auch Kunden, die nicht auf ihre Ausgaben schauen müssen, stöbern gerne mal in den Angeboten, bestätigen sowohl Martin als auch Keps.

Das Stöbern sehen beide als großen Vorteil ihres Geschäfts: Anders als im Internet kann man die Ware nämlich anfassen. Das ist bei Käufen etwa über das Internetauktionshaus Ebay nicht möglich. Allerdings können Artikel laut Gesetz innerhalb von zwei Wochen ohne Begründung zurückgeschickt werden.

Das Schönste an dem Beruf sei der Kundenkontakt, da sind sich beide Ladenbesitzer einig. „Man redet viel mit den Menschen und vor allem das Handeln ist sehr beliebt“, erzählt Keps. Diese Nähe zeige sich auch darin, dass man Stammkunden gewinne, häufig ältere Leute, die regelmäßig vorbeikommen. Natürlich werden die An- und Verkaufsstellen nicht nur von älteren Menschen besucht. Zwei Jugendliche, die kürzlich im An- und Verkauf in der Wilhelmstraße waren, interessierten sich vor allem für die Konsolenspiele. „Wir waren schon in anderen Läden, aber da war das Angebot nicht so groß.“

Trotz der „bunten Kundenmischung“ sei ein Muster im Kaufverhalten zu erkennen, verrät Keps. Bis Mitte des Monats werde vor allem gekauft, zum Ende des Monats eher verkauft. „Man merkt auch genau, wenn ein Straßenfest oder etwas Ähnliches ansteht“, so Keps. Vor solchen Festen oder am Anfang des Jahres steige die Zahl der Verkäufe.

Mike Keps verkauft gebrauchte Möbel.
Mike Keps verkauft gebrauchte Möbel.
Frank Gehrmann Lizenz