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"Afrika" in Aschersleben "Afrika" in Aschersleben: Bevor der Zirkus kommt

Von Kerstin Beier 08.09.2016, 09:14
Allein unter Frauen: Hardy Weisheit mit Ghandi, Tonja und Moja.
Allein unter Frauen: Hardy Weisheit mit Ghandi, Tonja und Moja. Frank Gehrmann

Aschersleben - Wie sich die Bilder gleichen: Vor eineinhalb Jahren war es der Zirkus Schollini, der sich mit überklebten Ankündigungsplakaten konfrontiert sah. In diesen Tagen ärgert sich Hardy Weisheit, Direktor des „Circus Afrika“. Viele der rund 200 in der Region geklebten Plakate, die das Gastspiel der Zirkusleute ankündigen, sind überklebt worden.

„Fällt aus wegen Tierquälerei“, stand dort zu lesen. Die Aufkleber sind inzwischen entfernt, doch der Stachel sitzt tief bei dem Zirkusbetreiber, der erst vor wenigen Tagen in Sangerhausen eine Protestaktion von Tierschützern erlebt hat. Leider würden diese so gut wie nie selbst mit ihm reden.

Den Vorwurf, sie würden ihre Tiere quälen, weisen Hardy Weisheit und sein jüngerer Bruder Renaldo weit von sich. „Schauen Sie sich unsere Tiere an und sehen Sie selbst“, so der Chef. Dieses Angebot macht er übrigens nicht nur nachfragenden Zeitungsleuten, sondern allen, die meinen, seinen Elefanten, Zebras, Pferden und Kamelen würde es nicht gut gehen. Zirkusunternehmen seien die am engmaschigsten kontrollierten Betriebe, so der Artist.

In jeder Stadt würden sie Besuch vom Veterinäramt bekommen. Auch in Aschersleben. Beanstandungen habe es keine gegeben. Das Veterinäramt des Salzlandkreises bestätigt zunächst nur, dass ein Vertreter der Behörde vor Ort war, aber noch nicht abschließend prüfen konnte. Denn zum Zeitpunkt des Besuchs waren die Zirkusleute noch beim Aufbau. Ein weiterer Termin sei vereinbart worden, heißt es auf Nachfrage aus dem Amt.

Akrobatik, Dressur und Humor - Programm verspricht viel Abwechslung

Eine Mischung aus Akrobatik, Dressur und Humor versprechen die Artisten des Circus Afrika, die ihr Chapiteau auf dem Festplatz in der Oststraße aufgebaut haben.
 Zu den Höhepunkten des Programms, das am Donnerstag Premiere hat, zählen die Nummer des 16-jährigen Jeffrey am Hochseil und der Auftritt der drei Elefantendamen Ghandi, Tonja und Moja. Sie werden vorgeführt vom Chef des Hauses Hardy Weisheit. 

Zu erleben sind außerdem ein Tanz auf dem Drahtseil sowie  Eleganz am Schwungseil und am Ringtrapez hoch unter der Zirkuskuppel. Ali Ben-Hassan stellt seine Kamelkarawane vor, Renaldo wird mit seinen Zebras auftreten, und richtig rassig wird es mit einer Araberhengst-Parade. Besonders die Kinder sind stets begeistert von den Stars auf vier Pfoten: den Hunden, die viel mehr drauf haben als das übliche Männchenmachen und Pfötchengeben. Und natürlich dürfen Clowns in keinem Zirkus fehlen. Peppino und Spagetti sind urkomische Spaßmacher, die durch das Programm führen und mit ihren liebenswürdigen Auftritten die notwendigen Umbaupausen verkürzen.

Der Circus Afrika wird von dem 49-jährigen Hardy Weisheit geführt. Er ist ein Spross der bekannten und weitverzweigten Artistenfamilie Weisheit,  die unter anderem wegen ihrer spektakulären Motorradnummern auf dem Hochseil berühmt geworden ist.

Neben den Behörden sei es aber vor allem die Öffentlichkeit, die permanente Kontrolle ausübt. „Das Publikum würde sofort merken, wenn unsere Tiere gequält würden. Und auch uns würde es keinen Spaß machen, mit den Tieren zu arbeiten, wenn es ihnen nicht gut ginge“, sagt der 38-jährige Renaldo Weisheit.

Die Brüder können sich Zirkus ohne Tiere nicht vorstellen. „Dressuren gehören seit jeher dazu. Und die meisten Besucher wollen Tiere sehen“, sagen sie und bezeichnen ihre Tiere als Teil der Familie.

Die Elefantendame Ghandi zum Beispiel sei gemeinsam mit dem gleichaltrigen Zirkusdirektor aufgewachsen. Das Tier sei vor 49 Jahren als Baby zu den Zirkusleuten gekommen und mit der Flasche aufgezogen worden, weil dessen Mutter von Wilderern getötet worden sei. Die anderen beiden Elefanten, Moja und Tonja, seien bereits im Zirkus oder im Zoo zur Welt gekommen.

Für Hardy Weisheit sind die Aktionen der Tierschützer nicht nur in Aschersleben ruf- und geschäftsschädigend. Jedes Mal erstattet er Anzeige. Doch er weiß, dass das nicht viel bringt.

Unterdessen gibt die Tierschutzorganisation Peta eine Pressemitteilung heraus, in dem sie an OB Andreas Michelmann appelliert, Wildtierdressuren künftig zu untersagen. Peta will bei den Elefanten Verhaltensstörungen entdeckt haben und fordert ein generelles Verbot von Tieren im Zirkus. (mz)