Abfallwirtschaft Abfallwirtschaft: Notstand durch Ortsunkenntnis?
Thale/Harzgerode/MZ. - Es gibt Kalender, die im Alltag unerlässlich sind, zum Beispiel der so genannte Abfall-Kalender. Schließlich ist dieses Druckwerk eine "nützliche Hilfe bei der persönlichen Abfallplanung" und damit ein verlässlicher Führer durchs Abfalljahr, wie der Herausgeber - der Abfallzweckverband Nordharz - seinen Kunden mitteilt. Doch zwischen persönlicher Abfallplanung und dem Fahrplan der Abfallwirtschaft klaffen manchmal Welten, vor allem - aber nicht nur - im Winter.
Und König ist der Kunde bei den Müll-Entsorgern auch nicht immer. Das bekamen vor einiger Zeit zahlreiche Thalenser zu spüren, die wochenlang auf überquellenden Mülltonnen saßen, ihren Abfall in Not-Behältnissen horten oder bei Bekannten freie Tonnen-Kapazitäten aufspüren mussten. Telefonische Nachfragen oder Proteste zehrten meist nur an den Nerven, nicht aber an den Müll-Bergen.
Ein Ausnahmezustand, der sich jederzeit wiederholen kann - zumindest bei einschlägigen Witterungsverhältnissen. Denn die Abfallwirtschaft GmbH machte die Stadtverwaltung für die Turbulenzen verantwortlich, da sie angeblich die Straßen nicht räumen ließ. Doch an den Müllabfuhr-Tagen "waren wir in allen Straßen", weiß Matthias Nowak, stellvertretender Abteilungsleiter Stadtwirtschaft. Allerdings "dauert es etwas, bis das Salz wirkt". Bei extremen Temperaturen werde Splitt beigemischt, auch das sei in diesem Fall geschehen. Nach einem "Hilferuf" sei gar ein zweites Mal gestreut, der Müll aber trotzdem nicht abgefahren worden - selbst in Straßen ohne Gefälle.
Mancher Beobachter glaubt, dass gewisse Unregelmäßigkeiten und Manöver der Müll-Transporteure weniger mit dem Wetter, sondern eher mit dem Umzug der Abfallwirtschaft Nordharz GmbH von Warnstedt nach Reddeber zu tun haben. Sind längere Anfahrwege, neue Tourenpläne und ortsunkundige Besatzungen die Ursachen des zeitweiligen Chaos?
Der Verdacht scheint sich im Unterharz zu bestätigen. In Harzgerode sei die Situation zeitweise "problematisch", in einigen Straßen "katastrophal", erfährt die MZ aus dem Verwaltungsamt. Beklagt werden die neuen Abfuhr-Rhythmen und die mangelhafte Informationspolitik der Müll-Entsorger. Im Mühlenweg 2 sei der Container "etwa sechs Wochen nicht abgefahren worden", schimpft Gisela Loch, Geschäftsfüherin der Harzgeröder Wohnungsgesellschaft. Und dafür könne nicht das Wetter verantwortlich gemacht werden. Hauswarte und Reinigungsfirmen seien beauftragt, zumindest die Standorte der Müllbehälter von Schnee und Eis freizuhalten. "Gegebenenfalls müssten die Fahrzeuge mit Doppelbesatzung fahren, um die Container bewegen zu können", glaubt die Wohnungsverwalterin, die 1 000 Mieter betreut. Auch der häufige Fahrerwechsel habe manchen Müllberg provoziert. "Die neuen Fahrer kennen die Standorte nicht, es gab aber keine Rücksprache mit uns", klagt die Chefin der Wohnungsgesellschaft.
Ihr Unternehmen würde einen Hauswart als Beifahrer stellen, das könne jedoch "nicht alle vier Wochen geschehen". Gisela Loch hat den Eindruck, dass Abfallzweckverband und - wirtschaft "kaum bereit sind, die Probleme zu lösen". Zudem seien verantwortliche Mitarbeiter "nur sehr schwer zu erreichen", deshalb stunden- und tagelange Telefonate notwendig.