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Wassersport Wassersport: Tauchen in Deutschland boomt

09.04.2002, 09:51

Hettlingen/Rosenheim/dpa. - Beim Wort Tauchen kommen denmeisten schnell Urlaubsbilder in den Sinn: Bilder von Menschen, diescheinbar losgelöst von der Schwerkraft durch eine freundliche,türkisblaue Welt fliegen, mit Delfinen spielen, Wracks erforschenoder mit einer Handbewegung Wolken bunter Fische über einemKorallenriff tanzen lassen. Wer unter Wasser eine neue Welt entdeckenoder das Tauchen gar erst lernen möchte, braucht dafür jedoch nichtunbedingt in den Flieger zu steigen. Von den Alpen bis zur Ostsee gibt es unzählige Gewässer, die erlebnisreiche Tauchgängeversprechen.

Herbert Alkofer, Marketingleiter bei der TauchsportorganisationPADI Europe in Hettlingen in der Schweiz, glaubt zwar nicht, dassTaucher, die in tropischen Gewässern ausgebildet wurden, schlechtertauchen könnten, warnt jedoch vor Übermut: «Selbstüberschätzung isteine der häufigsten Ursachen für Tauchunfälle.» Taucher sollten ihreFähigkeiten immer im Zusammenhang mit den Gewässern gesehen, in denensie bisher getaucht haben.

Nach Ansicht von Tauchlehrer Franz Lechner, bei Orca-Tauchsport inRosenheim, haben Taucher, die in Deutschland ihre erstenFlossenschläge lernen, meist mehr Respekt vor dem Tauchen und dendamit verbundenen Gefahren als reine Urlaubstaucher: «Wer inheimischen Gewässern den Tauchschein macht, hat anderswo keineProbleme.» Frank Hartmann, Präsident des LandestauchsportverbandesMecklenburg-Vorpommern in Rostock, rät allen, die häufig vor dereigenen Haustür ins Wasser steigen wollen, einem Verein beizutreten.Dort träfen sich Gleichgesinnte, mit denen Tauchgänge unternommenwerden könnten. Zudem sorge das regelmäßige Training im Verein fürKondition und erhöhe die Sicherheit im Umgang mit der Technik.

Wer das Tauchen nur aus dem Urlaub kennt, aber auch gerne mal inDeutschland den Kopf unter Wasser halten will, sollte dabei Vorsichtwalten lassen: Die Tauchbedingungen in deutschen Gewässern sind sehrviel schwieriger als im Licht durchfluteten klaren Wasser derKaribik, des Roten Meeres oder auch des Mittelmeeres. «In der Ostseeetwa schwanken die Sichtweiten zwischen mehr als 20 Metern im Winterund drei Metern im Sommer», sagt Frank Hartmann. «Das Wasser hier istkälter und die Sicht meist schlechter.»

Laut Herbert Alkofer belasten Kälte und Trübheit des Wassers diePsyche und verursachen Stress. Die während eines Urlaubs in denTropen getauchten Tiefen könnten daher nicht eins zu eins aufheimische Seen übertragen werden. «Zehn Meter Tiefe in einem See sindanspruchsvoller als 20 Meter im Roten Meer.»

Um deutsche Gewässer genießen zu können, ist es unumgänglich,einen kaltwassertauglichen Anzug zu haben. «Das muss nicht unbedingtein Trockentauchanzug sein», sagt Tauchlehrer Franz Lechner. Einbesonders dicker Nasstauchanzug aus Neopren reiche in der Regel aus.Luftgefüllte Trockentauchanzüge isolierten zwar besser - der Taucherbleibe vollkommen trocken unter seiner Kunststoffhülle - doch seiendiese Anzüge nicht für Anfänger geeignet, da sie schwer zu handhabenseien. Schwierig wird es vor allem dann, wenn sich in den Füßen Luftansammelt und der Taucher mit den Beinen voran nach oben schießt:«Dann hilft nur ein Purzelbaum, um die Beine wieder unter den Körperzu bekommen. Doch das muss man üben.»

Weil ein dickerer oder luftgefüllter Anzug einen höheren Auftrieb im Wasser erzeugt, benötigt ein Taucher viel mehr Bleigewichte, um überhaupt abtauchen zu können. Dadurch wird Herbert Alkofer von PADI zufolge das Tarieren schwieriger - das Schweben in einer bestimmten Tiefe. «Wer das erste Mal mit einer Kaputze taucht, kann eventuellauch Probleme beim Druckausgleich in den Ohren bekommen.» Zudem sei es schwerer, den Kopf nach links und rechts zu bewegen.

Bei Tauchgängen in sehr kalten und tiefen Seen rät Tauchlehrer Lechner zudem, eine Pressluftflasche mit zwei getrennten Luftanschlüssen zu verwenden, um zwei Lungenautomaten zum Atmen anschließen zu können.