Blick von außen Warum Amerikaner unseren Erziehungsstil loben
Ein Blick von außen bringt oft neue Erkenntnisse. Die Amerikanerin Sara Zeske lebt mit ihrer Familie in Berlin und hat für TIME einmal aufgeschrieben, was sie an der deutschen Erziehung fasziniert. Erstaunlich, was ihr dabei auffällt. Eins vorweg: Wer auf Helikopter-Mütter schimpft, die immer ängstlich um ihr Kind kreisen, wird hier eines Besseren belehrt. Fünf Punkte, die Zeske an der deutschen Erziehung besser findet als an der amerikanischen.
Jeden Tag an die frische Luft!
Das Wetter? Kann den Deutschen nichts anhaben, beschreibt Sara Zeske. Die Deutschen schicken ihre Kinder trotzdem raus. Sie finden frische Luft, Bewegung und Spielen wichtiger als das Wetter und erkunden täglich ihre Nachbarschaft. Dass das Wetter auch mal rau und unfreundlich ist, hindert sie nicht daran, raus zu gehen. Sie nehmen es nicht als Vorwand einfach mal einen Tag im Pyjama zu Hause zu bleiben. Es gibt sogar ein Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung.“
Das Kind darf seinen eigenen Weg finden
Deutsche Kinder dürfen unabhängiger sein als amerikanische. Sie dürfen ihren eigenen Weg finden. In Amerika gab es eine große Debatte darüber, ob Eltern ihre Kinder allein den Schulweg gehen lassen – oder nicht. In Deutschland, schreibt Zeske, sei das selbstverständlich. Und sie sehe, wie das das Selbstbewusstsein fördere. Überhaupt sorgten sich deutsche Eltern vielmehr um den Straßenverkehr als um mögliche Entführungen. Sie selbst, schreibt Zeske, habe ihre achtjährige Tochter neulich auch mal allein zum Bäcker gelassen... und ihr nicht erzählt, dass ihre amerikanische Mama die ganze Zeit vom Balkon aus beobachtete, ob auch wirklich nichts passiert…
Erstmal spielen, später pauken
Sicherheitstraining durch gemeinsame Experimente
Kinder nehmen Erwachsene als Vorbilder und ahmen sie nach. die Deutschen lassen das in ihre Erziehung einfließen. Wer hier einem Kind beibringen möchte, wie es mit einem scharfen Küchenmesser umgehen sollte, macht es ihm vor, erklärt es ihm und übt gemeinsam. Das, findet Zeske, seid viel besser als bloßes Verbieten.
Zeske staunte, als ihr Kind ihr eine Nachricht aus der Schule mitbrachte, dass sie als neues Thema nun das „Feuer“ durchnähmen. Sie war mutig und ging es „deutsch“ an. Gemeinsam mit ihrem Kind zündete sie Kerzen an und experimentierte mit Streichhölzern. Zeske stellte fest, wie sinnvoll es sein kann, Kindern Wissenschaft durch Experimente und durch Ausprobieren beizubringen. Sie schreibt: „Es war brillant!“
Kinder dürfen später pauken – und erstmal spielen
Deutsche Eltern bringen ihren Kindern in Kita-Zeiten noch nicht das Lesen und Schreiben bei! Für Zeske war das absolut neu. Andere Berliner erzählten ihr, dass die Kinder in der ersten Klasse gemeinsam die Buchstaben lernen würden und dass es wichtig sei, dass alle dann auf demselben Stand sei. Die Kita-Zeit sei vielmehr dazu da, die Phantasie, die Kreativität und das Soziale zu fördern.
In der Schule gebe es dann nicht eine, sondern gleich zwei Pausen vom Lernen, um den Kindern die Möglichkeit der Erholung zu bieten. Ob das gut gehen könnte, fragte sich Zeske und fand heraus, dass die deutschen Kinder im Lesen im internationalen Durchschnitt sehr gut dastehen – besser als die Amerikaner sogar, die schon im Kita-Alter loslegen.
Dem Kind wird die Schule als etwas ganz Besonderes angepriesen
Erzählt den Kindern, wie toll die Schule ist! Zeske ist fasziniert davon, wie wichtig den Deutschen die Einschulung ist. Die Deutschen würden ihren Kindern Schultüten füllen und den Tag der Einschulung als einen der wichtigsten in ihrem Leben feiern. Deutsche Kinder würden über Jahre auf den Tag der Einschulung warten. Es bedeute eine wichtige Veränderung in ihrem Leben. Zeske überlegt, ob das nicht auch amerikanische Kinder mehr für die Schule motivieren würde.