Vertrauen, Sympathie Vertrauen, Sympathie: Wie Schwangere die passende Hebamme finden
Keine Geburt ohne Hebamme. Sie hilft Frauen aber nicht nur, ihr Kind auf die Welt zu bringen. Schon ab dem Zeitpunkt, an dem sie weiß, dass sie schwanger ist, hat eine Frau Anspruch auf die Betreuung, sagt Susanna Rinne-Wolf. Sie ist Hebamme und erste Vorsitzende des Berliner Hebammenverbandes.
Grundsätzlich dürfe die Hebamme alle Vorsorgeleistungen übernehmen, auch die Erstuntersuchung, bei der die Schwangerschaft festgestellt und der Mutterpass ausgestellt wird. „Die Hebammenleistungen sind ein bisschen wie ein Baukastensystem, die Frauen können sich zusammenstellen, was sie wollen“, ergänzt Jana Friedrich, ebenfalls Hebamme in Berlin.
Vorsorge beim Arzt oder der Hebamme
Es ist Sache der Frau, zu entscheiden, ob sie die Vorsorge lieber beim Arzt oder bei der Hebamme machen möchte. Auch die Hebamme ist dafür qualifiziert. Die einzigen Ausnahmen bilden die Ultraschalluntersuchungen, die bei normal verlaufender Schwangerschaft in der 10., 20. und 30. Woche stattfinden. Diese obliegen dem Arzt. „Viele Frauen entscheiden sich für beides und nehmen die Vorsorgetermine abwechselnd beim Arzt und der Hebamme wahr“, sagt Rinne-Wolf.
Bestehen Schwangerschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen oder Übelkeit, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für zusätzliche Beratungstermine bei der Hebamme. Es gibt auch Frauenärzte, die Hebammensprechstunden direkt in der Praxis anbieten. Eine solche Praxis führt der Münchner Gynäkologe Holger Czock. „Die Hebamme deckt einen wichtigen Teil der Schwangerenversorgung ab, den wir Ärzte aus zeitlichen Gründen nicht abdecken können“, erklärt der Frauenarzt.
Ansprechen von Schwangerschaftsbeschwerden
Dazu gehörten etwa die Ernährungsberatung, das Ansprechen möglicher Schwangerschaftsbeschwerden und entsprechende Behandlungsangebote, oder auch die Beratung zu Klinik- und Hebammensuche für Geburt und Nachsorge.
Solche Konzepte gibt es jedoch nicht überall, und manche Frauen bevorzugen eine Hebamme ihrer eigenen Wahl. Adressen freier Hebammen kann man im Internet recherchieren, zum Beispiel auf den Seiten des Deutschen Hebammenverbandes.
„Oftmals liegen auch Listen in den Frauenarztpraxen aus. Viel läuft über Empfehlung von Frau zu Frau“, weiß Rinne-Wolf. Zum Repertoire freier Hebammen gehören auch Geburtsvorbereitungskurse. Außerdem hat die Schwangere Anspruch auf Geburtsbegleitung durch eine Hebamme.
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„Viele Frauen melden sich in einer Geburtsklinik ihrer Wahl an und werden dann von der diensthabenden Hebamme und einem Arzt betreut“, sagt die Berliner Hebamme Friedrich. Möglich sind aber auch Geburten außerhalb der Klinik, im Geburtshaus, der Hebammenpraxis oder zu Hause, nur von der Hebamme begleitet. Einige freie Hebammen stehen als Beleghebamme zur Verfügung. Sie betreuen die Frau schon während der Schwangerschaft, kommen zur Geburt mit in die Klinik und übernehmen auch die Betreuung im Wochenbett.
Wichtig ist bei der Hebammenwahl laut Rinne-Wolf, dass die Frau über die einzelnen Angebote gut aufgeklärt ist und vorher weiß, was sie in Anspruch nehmen möchte. Nicht jede Hebamme bietet Schwangerschaftsyoga oder Akupunktur an, oder eine 24-Stunden-Rufbereitschaft.
Richtige Chemie zwischen Hebamme und Schwangeren
Auch räumliche Nähe sei ein wichtiges Auswahlkriterium, damit sich Schwangere und Hebamme im Bedarfsfall schnell und ohne Aufwand erreichen können. Stimmen sollte auch die Chemie zwischen Hebamme und der Schwangeren und die Vorstellungen darüber, wie die Betreuung ablaufen soll. „Grundsätzlich sollte die Frau eine Hebamme haben, der sie vertraut“, sagt der Frauenarzt Czock.
Es lohne sich, im Vorfeld zu telefonieren und dabei schon die wichtigen Fragen abzuklopfen, rät Friedrich. Dass sich eine Frau fünf Hebammen einbestellt, um sich dann für eine zu entscheiden, sei aber überflüssig. „Wir Hebammen sind es gewöhnt, uns auf ganz unterschiedliche Frauen und Familien einzustellen. Es kommt wirklich selten vor, dass es nicht passt“, erklärt Friedrich, die 16 Jahre Berufserfahrung hat. Das Erstgespräch werde von den Kassen außerdem nur einmal bezahlt.
Akuter Hebammenmangel
Wenn die Chemie nicht stimmt, sollte die Schwangere allerdings wechseln: zu wichtig und zu intim ist die Zeit mit der Hebamme. Schwangere, die Hebammenleistungen wünschen, sollten sich so früh wie möglich auf Hebammensuche begeben - am besten, sobald die Schwangerschaft festgestellt ist. In vielen Regionen besteht ein akuter Hebammenmangel. „Wir wissen, dass viele Frauen, die eigentlich eine Betreuung wünschen, ohne Betreuung bleiben müssen“, sagt Rinne-Wolf. Besondere Betreuungsleistungen wie die von Beleghebammen sind begehrt.
Freie Hebammen bieten auch eine Wochenbettbetreuung. Dazu gehört ein dichtes Netz von Hausbesuchen bei Mutter und Kind in den ersten acht Wochen nach der Geburt. Bei Bedarf zahlen die Kassen auch weitere Termine durch die gesamte Stillzeit hindurch bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Voraussetzung dafür, dass die Frau diese Leistung tatsächlich bekommt, ist auch hier, dass sie sich rechtzeitig um eine Hebamme gekümmert hat. (dpa/tmn)
Weitere Informationen zu Hebammen finden sich auf der Seite Familienplanung.de.