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Versicherungsdetektiv Versicherungsdetektiv: Dem Betrug auf der Spur

Von Horst Heinz Grimm 18.01.2005, 13:17

Berlin/Bielefeld/dpa. - Erst trat er auf das Handy einer Freundin und dann brannte er mit seiner Zigarette ein Loch in das Designerjackett eines Kollegen. Der Versicherung-Sachbearbeiter setzte einen Ermittler ein und entlarvte den Mann als Versicherungsbetrüger.

Immer häufiger treten so genannte Versicherungsdetektive in Aktion. Eine Ausbildung für oder einen vorgeschriebenen Weg in diesen Beruf gibt es allerdings nicht.

«Der Betrug zum Nachteil von Versicherungen verursacht inzwischen Schäden von jährlich vier Milliarden Euro», stellt Stephan Schweda vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin fest. «Dagegen müssen wir rigoros vorgehen. Im Verdachtsfall schalten wir externe Sachverständige und auch Detektive ein, um Beweismaterial zu haben. Es geht schließlich um Straftaten.»

In der Bevölkerung dagegen wird das Problem offenbar anders gesehen: In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Gewis in Hamburg vom Herbst 2004 hielten 48 Prozent der Befragten Versicherungsbetrug für ein Kavaliersdelikt, das ja «keine Armen trifft». Nur 13 Prozent verurteilten ihn.

Versicherungen halten sich bedeckt beim Thema, wie sie mit Betrügern umgehen. «Das Vorgehen bleibt den einzelnen Unternehmen überlassen», sagt Schweda. Wolfgang Wiens von der Barmenia in Wuppertal bestätigt: «Jede Versicherung hat ihre eigene Strategie. Ob wir die Polizei einschalten, richtet sich nach den Umständen des Einzelfalles, beispielsweise nach der aufgewandten kriminellen Energie oder der Höhe des Schadens.»

Auch private Ermittler sind den Betrügern auf der Spur. «Rund 16 Prozent der Aufträge, die Detektivbüros in Deutschland erhalten, kommen aus der Versicherungswirtschaft», sagt Eveline Wippermann, Chefin einer Detektei in Bielefeld und Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Detektive (BDD).

Ein Schwerpunkte sei Rentenmissbrauch, das heißt, sich nach Unfallverletzungen für die Zukunft berenten lassen zu wollen, sowie das unberechtigte Geltendmachen von Verdienstausfallsforderungen oder die unberechtigte Beanspruchung von Leistungen aus Berufsunfähigkeitsversicherungen. Wiens nennt Gefälligkeitsschäden für die Haftpflicht als häufigste Fälle.

Die Detektive im Auftrag der Versicherung ermitteln in Verdachtsfällen, wie sie es in ihrem Beruf gelernt haben. Sie beobachten, halten Fakten fest, sichern Beweise und sprechen mit Zeugen. Das Ergebnis ihrer Arbeit geht dann an den Auftraggeber. Nicht selten landen die Unterlagen bei der Staatsanwaltschaft, die dann Anklage wegen Betrugs erhebt. In vielen Fällen trägt das Material eine weibliche Handschrift. «In unserem Gewerbe sind als Ermittler etwa 60 Prozent Frauen tätig», sagt die BDD-Präsidentin.

Eine eigenständige Berufslaufbahn als Versicherungsdetektiv gibt es ebenso wenig wie als Privatdetektiv. «Es ist kein Ausbildungsberuf im Sinn des Berufsbildungsgesetzes, er wird über eine Fortbildung erlernt», erklärt BDD-Sprecher Josef Riehl. Dazu gibt es die Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe, an deren Ende eine staatliche Prüfung steht. In diesem Unterricht gilt es vor allem Gesetze und rechtliche Verordnungen zu büffeln und sich in den breiten Bereich der Kriminalistik hineinzuarbeiten.

«Im Interesse der Ermittlungsarbeit und des Datenschutzes sind in diesem Beruf Verschwiegenheit und Diskretion absolut notwendig», heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit. Polizisten oder andere Fachleute aus der Sicherheitsbranche, die sich verändern wollen, finden als Spezialisten für Aufklärung von Versicherungsbetrug bei Gesellschaften ebenfalls ihre Jobs. Dazu gibt es bei einigen Firmen spezielle Referate.

«Eine gezielte Weiterbildung für den Assekuranzbereich wird von der Versicherungsbranche nicht angeboten», sagt Wippermann. «Der Detektiv, der in diesem Bereich tätig ist, schöpft aus seiner Berufserfahrung und seiner Arbeit das notwendige Wissen. Er selbst hat ein Interesse daran, die versicherungstechnischen Abwicklungen zu kennen.»

Informationen: BDD-Geschäftsstelle, Christine-Teusch-Straße 30, 53340 Meckenheim (Tel.: 02225/83 66 71, E-Mail: [email protected]).