Vergoldetes Schnitzel für 150 Euro
Düsseldorf/dpa. - Dekadenz in Krisenzeiten: Ein paniertes Schnitzel überzogen mit 24-karätigem Blattgold können zahlungskräftige Genießer in der Düsseldorfer Altstadt verzehren - in einem Selbstbedienungsrestaurant.
Das «goldene Kaiserschnitzel», überzogen mit einer Paste aus weißem Alba-Trüffel und Goldschicht, oben drauf mit schwarzem Sommertrüffel, dürfte mit einem Preis von 150 Euro wohl das teuerste Schnitzel in Deutschland sein. Und es steht im krassen Gegensatz zu den anderen Fleischstücken auf der Speisekarte des Restaurants, die bei 4,95 Euro anfangen.
Das eigentlich Teure an dem Kalbsschnitzel sei nicht das Gold, sondern der Alba-Trüffel (3000 Euro pro Kilogramm), von dem einige Gramm für die Paste verbraucht würden, sagt Thomas Huber, Mitglied der Geschäftsleitung der Schnitzel-Restaurantkette. Dagegen würden vom Blattgold nur mehrere Milligramm gebraucht. Eine geschmackliche Entdeckung ist das Edelmetall dabei nicht. «Gold schmeckt nach nichts», sagt Huber. «Es ist aber als Lebensmittelfarbstoff anerkannt.» Auch an den Zähnen sei das Blattgold nicht zu spüren. «Man hat zunächst ein eher optisches Empfinden.»
20 bis 30 der Luxus-Schnitzel verkauft das Restaurant pro Jahr, sagt Thomas Huber, Mitglied der Geschäftsleitung der Schnitzel-Restaurantkette. Einmal habe ein Motorradclub die Vereinskasse geplündert und 20 Portionen auf einmal bestellt. In Nullkommanichts ist das Luxus-Schnitzel allerdings auch im SB-Restaurant nicht zu bekommen. Eine Woche im Voraus sollte reserviert werden. Seit drei Jahren ist das Schnitzel auf der Karte, aber erst jetzt hat Huber sich getraut, die Zeitung «Express» auf das Luxus-Schnitzel aufmerksam zu machen.
Zumeist sind junge Banker oder Geschäftsleute die Kunden. Nachfrage nach dem Kaiserschnitzel existiere nur in Düsseldorf, sagt Huber, der Schnitzel-Restaurants in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen betreibt. «Das liegt an der Mentalität», meint er. «Düsseldorf ist immer noch eine mondäne Stadt, da gönnt man sich so etwas.» In Essen dagegen wäre ein goldenes Schnitzel sicher «verpönt».
Den Gästen gefalle der Widerspruch zwischen SB-Restaurant und Goldschnitzel, sagt Huber. «Die Leute suchen auch ein Erlebnis.» Für das goldene Schnitzel müssen die Gäste nicht selber aufstehen und an die Theke gehen. Es wird mit einem Glas Champagner direkt am Tisch serviert.
Die Geschichte des Schnitzels zeigt nach Angaben des Restaurants, dass die goldbelegte Variante schon im neunten Jahrhundert beim oströmischen Kaiser Basileus auf den Tisch kam. 1514 sei diese «Prunkgeste» dann verboten worden. Übrigens ist das Gold-Schnitzel nicht die erste vergoldete Mahlzeit, die in Düsseldorf kredenzt wird. Ein Imbiss im Hafen hat schon deutlich länger eine vergoldete Curry-Wurst im Angebot.